Bochum. Das Husemann-Karree in der Bochumer Innenstadt hat eröffnet. Kult, Rewe und Woolworth sind die ersten Läden. Zu Woolworth gab’s viel Kritik.

„Ramschladen“, lautete das harsche Urteil des Fraktionschefs der Grünen, Sebastian Pewny, als im Juli bekannt wurde, dass Woolworth der Hauptmieter im neuen Husemann-Karree wird. Kritik und Skepsis prägten weitere Stimmen in Politik, Handel und Gesellschaft nach der kurzfristigen Absage von Decathlon. Der Start des Discounters am Donnerstagmorgen indes zeigt: Die „Wolli“ kann sehr wohl zum erhofften Frequenzbringer für die kriselnde Innenstadt werden.

Eröffnung von Woolworth im Bochumer Husemann-Karree

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    Mehrere Hundert Kundinnen und Kunden strömten gleich zum Verkaufsbeginn ab 9 Uhr in die neue Woolworth-Filiale, die vierte in Bochum (neben dem Gertrudiscenter, der Wattenscheider Innenstadt und der Drehscheibe) und die 666. in Deutschland. Auf 2140 Quadratmetern finden sich Waren aller Art für den täglichen Bedarf, vor allem bei Textilien und Haushaltsartikeln auf Niedrigpreis-Niveau.

    Bernd Hammann (re.) und sein Begleiter haben sich zum Woolworth-Start zwei Winterjacken und zwei Pullover für 50 Euro gesichert: „Da kann man nicht meckern.“
    Bernd Hammann (re.) und sein Begleiter haben sich zum Woolworth-Start zwei Winterjacken und zwei Pullover für 50 Euro gesichert: „Da kann man nicht meckern.“ © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

    Husemann-Karree: Kunde hält Kritik an Woolworth für „hochnäsig“

    Bernd Hammann zählt zu den ersten Kunden, die 45 Minuten nach der Eröffnung mit vollgepackten Tragebeuteln den Heimweg antreten. „Zwei Winterjacken und zwei Pullover für insgesamt 50 Euro: Da kann man nicht meckern“, sagt Hammann und findet den Laden „superschön“. Was fehle, sei eine direkte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. „Man muss seine Einkäufe ganz schön weit schleppen.“ Wer mit dem Auto in der Tiefgarage parkt, zahlt den regulären Tarif der Wirtschaftsentwicklung Bochum: 1,60 Euro pro Stunde, maximal 14,40 Euro am Tag.

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    „Toll, dass es wieder ein echtes Kaufhaus in der City gibt“, freut sich Margit Kleindienst (71). „Hier gibt’s fast alles, in großer Auswahl und für kleines Geld. Das ist doch besser als ein Sportgeschäft!“ „Reichlich hochnäsig“ findet Gerhard Schulte (69) die Kritik an Woolworth. „In Bochum leben viele Menschen, die mit jedem Cent rechnen müssen, gerade Familien, Migranten und Rentner. Die Wolli ist anders als viele andere Läden bezahlbar“, sagt Schulte, der sich drei Paar Socken für 1,25 Euro gesichert hat und sich die Eröffnungs-Bratwurst für zwei Euro schmecken lässt,

    In allen Geschäften wird noch weiter Personal gesucht

    Reinhard Frömchen, der sich den Start des 180-Millionen-Projektes am Morgen von außen anschaut, widerspricht. „Solch ein Billig-Discounter entspricht nicht diesem hochwertigen Karree als Bochumer Vorzeigeprojekt.“ Er hätte sich Decathlon gewünscht: „Nach dem Aus für Voßwinkel und Sport Koch gibt’s in der Innenstadt ja keine Sportartikel mehr.“

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    Derweil zeigte sich Woolworth-Bezirksleiterin Ljudmila Schlee am Vormittag zufrieden mit dem Auftakt – schon vor dem „Live-Shopping“ der QVC-Moderatorin Kati Conrads von 13 bis 15 Uhr. Probleme bereitet noch das Personal. 15 Beschäftigte sind in der neuen Filiale tätig. 15 weitere werden noch gesucht.

    Der Rewe-Markt Mert war am frühen Donnerstagmorgen das erste Geschäft, das im neuen Husemann-Karree öffnete.
    Der Rewe-Markt Mert war am frühen Donnerstagmorgen das erste Geschäft, das im neuen Husemann-Karree öffnete. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

    Rewe-Markt trumpft mit Sushi-Box mitten im Laden

    30 Mitarbeiter sind es direkt nebenan im neuen Rewe-Markt. Auch hier seien weitere Kolleginnen und Kollegen willkommen, sagt Gülsen Mert, die mit ihrem Mann Ahmet bereits seit 2012 den Rewe-Markt in Werne führt. Im Husemann-Karree bewirtschaften sie 974 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die Chefin hebt zwei Besonderheiten hervor: die Auswahl an veganen Produkten und die Sushi-Glasbox, mittig im Laden, betrieben von „Sushicircel“ mit frisch zubereiteten Sushi-Spezialitäten.

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    Dritte Neueröffnung im Karree ist „Kult“. Die Kölner Textil-Kette mit bundesweit mehr als 150 Boutiquen belegt 850 Quadratmeter. Vom Zehn-Euro-Shirt aus eigener Produktion bis zu hochwertiger Markenware reicht das Sortiment. Sieben Mitarbeiter stehen für die Kundinnen und Kunden bereit. Auch hier soll noch aufgestockt werden, sagen die Geschäftsführer Matthias Simon und Markus Gawlitta, die zum Start „15 Prozent auf alles“ gewähren.