Bochum. Als Mitglieder einer internationalen Verbrecherbande sollen zwei Brüder aus Bochum Millionen gescheffelt haben. Jetzt schlugen Zollfahnder zu.
- Bei Ermittlungen gegen eine internationale Bande hat es am 10. Oktober Durchsuchungen in Bochum gegeben
- Zwei Brüder (32 und 34) aus Bochum wurden verhaftet, große Mengen Bargeld sichergestellt
- Sie sollen Teil eines organisierten Netzwerks sein, die mit Autoverkäufen die Finanzbehörden betrogen
Ihr System war ausgeklügelt und vielschichtig, die Betrügerbande international organisiert – und der Gewinn, den sie illegal beiseiteschafften, enorm: Zollfahnder haben am Dienstag, 10. Oktober, zwei Brüder aus Bochum verhaftet. Wie das Zollfahndungsamt Essen mitteilt, wird den 32 und 34 Jahre alten Männern vorgeworfen, „als Mitglieder einer Bande Mehrwertsteuerbetrug durch verschleierte Weiterverkäufe von Kraftfahrzeugen in Höhe von über neun Millionen Euro begangen zu haben“.
Bei den Durchsuchungen in Bochum am Dienstag wurden allein 185.000 Euro Bargeld sichergestellt, außerdem zwei hochwertige Autos, geringe Mengen Dopingmittel sowie umfangreiches Beweismaterial. Fotos zeigen stapelweise Bargeld in Briefumschlägen, Plastiktüten, einer alten Eisverpackung.
Organisiertes Verbrechen: verschleierter Handel mit mehr als 10.000 Autos
Seit mehr als zweieinhalb Jahren ermitteln Steuer- und Zollfahnder aus mehreren europäischen Ländern unter Federführung der Europäischen Staatsanwaltschaft in dem Betrugskomplex. „Huracán“ heißt die Operation, angelehnt an ein Lamborghini-Modell, aber auch daran, dass das Betrügernetzwerk extrem schnell arbeitete, eben wie ein Hurrikan, erklärt Lidija Globokar, Sprecherin der Europäischen Staatsanwaltschaft.
Die Ermittler sehen sich einer „organisierten Verbrecherbande“ gegenüber, mehr als 60 Verdächtige gibt es, es geht um den Handel mit mehr als 10.000 Autos. Die Betrugsmasche ist komplex und funktioniert wie eine Art Karussell: Fahrzeuge werden über Grenzen hinweg an (Schein-)Firmen im EU-Ausland verkauft, die Mehrwertsteuer aufgrund der EU-Regeln erstattet, anschließend werden die Wagen weiterverkauft. Die Täter hätten eine Art „Black-Box“, einen Parallel- bzw. Schattenmarkt geschaffen. „Die Fahrzeuge wurden tatsächlich an Schwarzhändler im Inland verkauft, die diese dann über weitere Stroh-Firmen wieder in den ,Legalmarkt’ im Inland bzw. EU-Ausland gebracht haben.“
Der betrügerische Umsatz der Verbrecherbande wird auf 225 Millionen Euro geschätzt, der mutmaßlich verursachte Mehrwertsteuerschaden auf mindestens 38 Millionen Euro.
Brüder aus Bochum: 1,5 Millionen Euro in Taschen und Kartons
Schon im Juni 2023 wurden fünf Haftbefehle in Deutschland und Italien vollstreckt, es gab mehr als 500 Durchsuchungen bei 66 Tatverdächtigen europaweit – auch bei den beiden Brüdern in Bochum. Allein bei ihnen wurden da bereits mehr als 1,5 Millionen Euro Bargeld in Taschen und Kartons sichergestellt, teilen die Ermittler mit. Warum wurden sie damals noch nicht festgenommen? Dies sei eine Frage der Beweise gewesen, erklärt Lidija Globokar, Sprecherin der Europäischen Staatsanwaltschaft.
Inzwischen hat sich der Verdacht gegen die zwei Bochumer offensichtlich erhärtet, sie sitzen nun in Haft. Welche Rolle sie in der Betrügerbande gespielt haben, dazu macht Globokar keine Angaben. „Sie waren Teil der Gruppe.“