Bochum. Die LEG kündigt drastische Mieterhöhungen an. Der Bochumer Mieterverein rät: Unterlagen genau prüfen. Wann Mieter nicht zustimmen müssen.
Das Immobilienunternehmen LEG will auch in Bochum ihre Mieten drastisch erhöhen. Doch so einfach geht das nicht, versichert der Bochumer Mieterverein.
Das Unternehmen hat in Bochum fast 1700 Wohnungen und ist damit nach VBW, Vonovia, Gemeinnütziger Wohnungsverein Bochum, Bochumer Wohnstätten-Genossenschaft, Baugenossenschaft Bochum und Vivawest die siebtgrößte Wohnungsanbieterin in dieser Stadt.
„LEG ist in der Vergangenheit durch Tricksereien aufgefallen“
Aichard Hoffmann vom hiesigen Mieterverein: „Was die angekündigten Mieterhöhungen angeht, können wir allen Mietern nur raten, diese genau zu prüfen. Die LEG ist hier in der Vergangenheit mehrfach mit Tricksereien aufgefallen.“
So habe das Unternehmen schon zweimal versucht, Mietern eine sogenannte Festmiete anzubieten: Mietern, die freiwillig einer Mieterhöhung um 20 Euro zustimmten, sei garantiert worden, dass die Miete anschließend zwei Jahre lang unverändert bleibe.
Tipp: Mieter sollten sich den Bochumer Mietspiegel ansehen
Hoffmann: „Für Mieter lag darin allerdings kein Vorteil, weil Mieterhöhungen in frei finanzierten Wohnungen sich ja nach dem Mietspiegel richten müssen, der sich sowieso nur alle zwei Jahre verändert. Und natürlich haben in erster Linie solche Mieter dieses Angebot bekommen, bei denen eine Mietspiegel-Mieterhöhung gar nicht möglich war, weil die Obergrenze des Mietspiegels bereits ausgeschöpft war.“
Die LEG hat zuletzt hohe Verluste eingefahren, erklärt dazu Unternehmenschef Lars von Lackum. In den vergangenen drei Jahren seien allein die Materialkosten um 30 Prozent gestiegen. Parallel habe das Unternehmen die Gehälter erhöht.
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Ortsübliche Vergleichsmiete
Doch kann sich der Konzern seine Defizite einfach von den Mietern ausgleichen lassen? Nur unter bestimmten Voraussetzungen, sagt der Bochumer Mieterverein. Aichard Hoffmann erklärt: „Die verlangte Miete darf nicht höher sein als die sogenannte ortsübliche Vergleichsmiete, die im Mietspiegel steht.“
Der Vermieter müsse darlegen, wie er die Wohnung in den Mietspiegel eingeordnet hat. „Mieter sollten diese Einordnung auf jeden Fall überprüfen, denn da wird gerne mal geschummelt: Es werden Abschläge ,vergessen’ oder Zuschläge verlangt, ohne dass die Wohnung die entsprechenden Merkmale tatsächlich aufweist.“
Bedingungen, um der Mieterhöhung zuzustimmen
Weitere Bedingungen müssen erfüllt sein, um einer Mieterhöhung zuzustimmen: 1. Die letzte Mieterhöhung muss ein Jahr her sein, bevor die nächste überhaupt verlangt werden darf.
2. Mieter haben zwei Monate plus den Rest des laufenden Monats Zeit, zu prüfen, ob sie der Mieterhöhung zustimmen. Zwischen zwei Mieterhöhungen liegen also mindestens 15 Monate.
3. Die Kappungsgrenze muss eingehalten werden: Die Miete darf maximal um 20 Prozent in drei Jahren steigen. Mieter sollten also immer nachsehen: „Was habe ich vor drei Jahren gezahlt?“
Hoffmann rät LEG-Mietern, Einblick in den Bochumer Mietspiegel zu nehmen. Darin werden die Mieten je nach Lage, Größe und Ausstattung der Wohnungen festgelegt. Es gebe in Bochum 19 Wohngebiete mit einem kompletten Straßenverzeichnis. Der Mietspiegel sei auch für Laien verständlich. „Man muss aber schon zehn, 15 Minuten Zeit investieren, um sich zurechtzufinden.“
Wo es den Bochumer Mietspiegel gibt
Ein Beispiel: Liegt die Miete bei 6,50 Euro pro Quadratmeter, dann kann die Miete, sofern sie bislang darunter liegt, um 50 Cent erhöht werden. Sieben Euro wären zu viel. Würden die verlangt, sollte der Mieter nur teilweise der Erhöhung zustimmen. Das, so Aichard Hoffmann, hätte den Vorteil, dass bei einer Klage der Mieter Recht bekommt und der Kläger die Prozesskosten tragen müsste.
Den Bochumer Mietspiegel gibt es unter bochum.de/mietspiegel, auf der Homepage des Mietervereins Bochum, https://www.hausundbochum.de/ und beim Verein Haus- und Grundeigentümer, hausundbochum.de