Bochum. Nach dem Wurf einer Mülltonne auf Polizisten nach einem VfL-Bochum-Spiel gibt es jetzt ein Gerichtsurteil: Gegen einen 40-jährigen Gladbach-Fan.

Über dieses Spiel, besser die Begleitumstände, ist viel geschrieben worden: die wegen eines Becherwurfs gegen den Linienrichter abgebrochene Heim-Partie VfL Bochum gegen Gladbach am 18. März 2022 im Ruhrstadion. Am Dienstag (10. Oktober) stand ein 40-jähriger Mann aus Mönchengladbach in Bochum vor Gericht, weil er nach dem Spielabbruch gemeinsam mit einem anderen unbekannten Mittäter Polizeibeamte angegriffen und mit einem großen Plastik-Abfallbehälter beworfen haben soll.

Zur Erinnerung: Beim Stand von 0:2 flog in der 68. Minute ein gefüllter Bierbecher auf den Platz, der den Schiedsrichterassistenten Christian Gittelmann am Kopf traf. Der Linienrichter erlitt eine Schädelprellung. Schiedsrichter Benjamin Cortus hatte darauf die Partie vor 25.000 Zuschauern erst unter- und dann schließlich abgebrochen. Ein 39-jähriger VfL-Fan war wegen Körperverletzung verurteilt worden. Es muss aber neu verhandelt werden, weil die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil vom Juni Berufung eingelegt hat.

Tonnenwurf ist eindeutig auf Polizeivideos zu erkennen

Im aktuellen Prozess vom Dienstag wurde der Gladbach-Fan wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Landfriedensbruch und versuchter gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, verurteilt. Außerdem muss er 500 Euro an eine soziale Organisation zahlen.

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Gezeigt wurden in der Verhandlung auch Videosequenzen, die die tumultartigen Szenen mit bis zu 200 Gladbach-Fans unterhalb einer Tribüne des Ruhrstadions zeigen. Die Polizeivideos dokumentieren, wie zwei Männer sich eine graue, offenbar leere Restmülltonne greifen und diese in Richtung der in voller Schutzkleidung angetretenen Polizeibeamten schleudern. Getroffen wird niemand, doch die Beteiligung des geständigen Angeklagten ist deutlich erkennbar. Der Mittäter konnte nicht ermittelt werden.

Angeklagter reumütig: Das war wirklich dumm

Der gelernte Koch, der seit einigen Jahren ein eigenes vegetarisches Restaurant führt, räumte seine Tatbeteiligung unumwunden ein und gab vor Gericht an, an jenem Tag bereits seit der Mittagszeit vor dem Spiel schon in Mönchengladbach erhebliche Mengen an Alkohol konsumiert zu haben. „Das war eine total aufgeheizte Stimmung“, gab er an. Die Gladbach-Fans seien nicht aus dem Stadion gelassen worden. Auf die Nachfrage von Richterin Kristin Hohagen: „Warum macht man sowas?“, antwortete er ziemlich kleinlaut: „Das war wirklich dumm.“

Staatsanwalt Christopher Klee forderte eine Strafe von einem Jahr und wertete das Geständnis als positiv, wobei aber auch zu berücksichtigen sei, dass er schon einmal 2020 ebenfalls in Zusammenhang mit einem Fußballspiel in Berlin für eine Widerstandshandlung bestraft wurde. Rechtsanwalt Daniel Hagmann – „Er weiß, dass er Mist gebaut hat“ – plädierte nicht für einen bestimmten Strafrahmen, wies jedoch auf die gesettelten Lebensumstände des Angeklagten hin.

Durch die Bewährungsstrafe, so die Richterin, die mit bestimmten Auflagen verbunden ist, habe er nun die Möglichkeit, zu zeigen, dass diese Tat sich nicht wiederhole. Gleichzeitig droht ihm bei einem Verstoß gegen die Auflagen, dass er seine Haft doch noch antreten muss.