Bochum-Hofstede. Bochum hat jetzt einen Campingplatz für Wohnmobile – mitten in Hofstede. So sieht’s dort aus und das sagen die ersten, die dort geschlafen haben.

Idyllisch geht anders. Eingerahmt von Poststraße, Bogestra-Betriebswerkstatt sowie dem letzten Zipfel Hofsteder Straße und einem Autohaus, ist der Platz nördlich von Bochums Innenstadt wohl nicht der allererste Ort, der einem beim Gedanken an Camping in den Sinn kommt. Jetzt ist er aber: der „Glückauf Premium Stellplatz by Spürkel“. Das Autohaus, spezialisiert aufs Trendthema Caravaning, hat den ehemaligen Bauhof der Stadt zur Anlaufstelle für Wohnmobiltouristen gemacht.

50 Stellplätze für Kastenwagen, Wohnwagen und Wohnmobile unterschiedlicher Größen gibt es auf dem frisch eröffneten Platz. Ganz hinten links am Rande des Geländes, passenderweise auf Stellplatz 01, treffen wir Gast Nummer eins. Detlef Schweinsberg liegt am heißen Samstagnachmittag mit einem Buch in der Hand im Schatten seines Wohnmobils und sagt: „Ich find’s ganz gut hier!“ Der Platz sei „toll gemacht“, findet seine Frau Christiane.

Die ersten Camping-Gäste: Detlef und Christiane Schweinsberg mussten wegen einer Reparatur aus dem Kreis Olpe zu Spürkel kommen und konnten den nagelneuen Platz testen. „Toll gemacht!“, sagen sie.
Die ersten Camping-Gäste: Detlef und Christiane Schweinsberg mussten wegen einer Reparatur aus dem Kreis Olpe zu Spürkel kommen und konnten den nagelneuen Platz testen. „Toll gemacht!“, sagen sie. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Campen in Bochum: „Von der Herner Straße hört man nichts“

Vor drei Jahren hat das Ehepaar aus dem Kreis Olpe sein Wohnmobil beim Autohaus Spürkel gekauft, eine Rückrufaktion brachte sie nun wieder nach Bochum. Am Fahrzeug mussten Fender neu verklebt werden, die Schweinsbergs über Nacht bleiben. „So sind wir in den Genuss gekommen, die ersten zu sein.“ In Bochum gecampt haben sie vorher noch nie; Norwegen war das Ziel in diesem Sommer, „da war’s aber nur am regnen und neblig“, erzählen die Sauerländer unter knallblauem Ruhrpotthimmel.

Wie’s der Zufall will, haben sie schon seit Januar für dieses Wochenende Karten fürs hiesige Planetarium, die unverhoffte Übernachtung unweit der Herner Straße passte also bestens. Apropos Herner Straße: „Von der hört man doch nichts“, sagen die Schweinsbergs.

Spürkel-Geschäftsführer Oliver Vienken ist überzeugt vom neuen Angebot für Reisemobilisten: „So zentrumsnah gibt’s das in anderen Großstädten nicht.“ Im Hintergrund sieht man die Schallschutzwand, die mit Ruhrpott-Motiven gestaltet ist.
Spürkel-Geschäftsführer Oliver Vienken ist überzeugt vom neuen Angebot für Reisemobilisten: „So zentrumsnah gibt’s das in anderen Großstädten nicht.“ Im Hintergrund sieht man die Schallschutzwand, die mit Ruhrpott-Motiven gestaltet ist. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Für Bochum sei der neue Platz „ein Pfund“, sagt Spürkel-Geschäftsführer Oliver Vienken hörbar stolz. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) ist zur offiziellen Eröffnung vorbeigekommen. Nicht nur das Autohaus, sondern auch die Stadt hofft, mit der neuen Camping-Möglichkeit Reisemobil-Touristen anzulocken.

Autohaus Spürkel spürte Nachfrage nach Wohnmobil-Stellplätzen

Vorher, erzählt Oliver Vienken, habe Spürkel fast täglich Mails bekommen: Ob man mit dem Wohnmobil nicht für eine Nacht auf dem Gelände stehen könne, das fragten zum Beispiel Starlight-Express-Besucher oder Fußballfans. Deshalb ist er überzeugt, dass das Projekt an dieser Stelle funktionieren kann. „So zentrumsnah gibt’s das in anderen Großstädten nicht“, erklärt Vienken und verweist auf die U35, die direkt am Autohausgelände (Haltestelle „Zeche Constantin“) hält und binnen sechs Minuten am Hauptbahnhof ist.

3,5 Millionen Euro habe Spürkel investiert, sagt der Geschäftsführer. Aus dem kargen Bauhof wurde ein moderner Reisemobilstellplatz, das Gebäude auf dem Platz komplett kernsaniert. Hier sind jetzt die Sanitär- und Service-Räume untergebracht: nagelneue Dusch- und Toilettenkabinen sowie Waschbecken, je drei für Männer und Frauen, außerdem ein großes, barrierefreies Bad für behinderte und nonbinäre Menschen. Die Sanitärräume sind modern und hell gefliest, haben Fußbodenheizung. „Würd’ ich mir zu Hause auch so machen“, sagt Vienken.

Alles neu und modern: Die Waschräume haben je drei Duschkabinen mit jeweils einem kleinem Umkleide-Vorraum.
Alles neu und modern: Die Waschräume haben je drei Duschkabinen mit jeweils einem kleinem Umkleide-Vorraum. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel
Ein barrierefreies Bad, das auch nonbinäre Menschen nutzen können, gibt es im Gebäude ebenso wie einen Fernseh- und Gemeinschaftsraum sowie Waschmaschine und Trockner.
Ein barrierefreies Bad, das auch nonbinäre Menschen nutzen können, gibt es im Gebäude ebenso wie einen Fernseh- und Gemeinschaftsraum sowie Waschmaschine und Trockner. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Reisemobilstellplatz in Bochum: Alles funktioniert kontaktlos

Die Campenden dürften auch die Terrasse und den gemauerten Grill nutzen, ihnen stehen ein klimatisierter Gemeinschafts- und ein kleiner Fernsehraum mit Sesseln zur Verfügung, außerdem Waschmaschine und Trockner, ein Spülbecken. Jeder Stellplatz hat Strom- und Wasseranschluss. Buchung, Check-In und Check-Out erfolgen kontaktlos über einen Automaten an der Tür, über eine Guthabenkarte wird abgerechnet.

Und dann ist da noch die „Entleer- und Reinigungsstation“: Anderswo müssen die Camper den Inhalt ihrer Kassettentoiletten in spezielle Becken kippen – hier aber sei „des Campers schlimmste Aufgabe am einfachsten gelöst“, sagt Oliver Vienken. Ebenfalls über die Guthabenkarte aktiviert, öffnet sich an einem Automaten eine Art Rolllade. Kassette reingeschoben, Klappe zu, ein paar Minuten Rauschen, dann geht die Klappe wieder auf. Kassette sauber.

„Des Campers schlimmste Aufgabe am einfachsten gelöst“: Die Entleerung und Reinigung der Chemieklo-Kassetten übernimmt in Hofstede der Automat. Spürkel-Techniker Harald Neugebauer führt’s vor.
„Des Campers schlimmste Aufgabe am einfachsten gelöst“: Die Entleerung und Reinigung der Chemieklo-Kassetten übernimmt in Hofstede der Automat. Spürkel-Techniker Harald Neugebauer führt’s vor. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Bochumer Camper wollen für den neuen Platz trommeln

An der Lärmschutzwand Richtung Poststraße durfte sich ein Graffiti-Künstler austoben – Ruhrpott-Sehenswürdigkeiten von Oberhausen bis Dortmund sind dort jetzt verewigt, selbstverständlich fehlen auch Ruhrstadion und Bergbaumuseum nicht.

Ingo und Claudia Fischer schauen sich an diesem Nachmittag auf dem Platz um. „Hat uns interessiert“, sagt das Paar, das selbst gerne mit dem Kastenwagen unterwegs ist. Als Bochumer bräuchten sie den Platz nicht. „Aber wir werden’s weitergeben!“ Camping-Bekannte gibt’s genug – und die müssen nun in Bochum nicht mehr vor der Garage parken.

Das kostet das Campen bei Spürkel

Was Campende für die Übernachtung auf dem neuen Platz in Hofstede zahlen müssen, hängt von der Größe ihres Reisemobils ab. Kastenwagen können für 15 Euro pro Nacht dort stehen, Wohnmobile und Wohnwagen kosten 17 oder 19 Euro pro Nacht.

Hinzu kommen optionale Zusatzkosten, die über die Guthabenkarte abgerechnet werden: Duschen kostet zwei Euro, Benutzung von Waschmaschine und Trockner jeweils vier Euro. Wasser wird mit einem Euro für 100 Liter abgerechnet, Strom kostet 75 Cent pro Kilowattstunde. Info und Kontakt: www.spuerkel.de