Bochum. Der Stadttourismus boomt, der Reisemobiltourismus ebenso. In Bochum kommt beides zusammen. Dort eröffnet bald eine citynahe Stellplatzanlage.

Immer mehr Wohnmobile rollen durch Nordrhein-Westfalen – gefahren sowohl von Eigentümern mit Wohnsitz in NRW als auch von Touristen. Und demnächst machen sie auch in Bochum Halt. Im September wird der Reisemobil- und Wohnwagenpark in Hofstede eröffnet. Der Betreiber, das Autohaus Spürkel, investiert dort einen siebenstelligen Betrag.

Spürkel-Stellplatzanlage hat 51 Plätze für Wohnmobile und Wohnwagen

Vor drei Jahren hatte das Familienunternehmen, ein ausgewiesener Camping-Spezialist, die Anlage mit 51 Stellplätzen angekündigt. Sie wird auf einer 13.000 Quadratmeter großen Fläche an der Hofsteder Straße, auf der früher der Technische Betrieb der Stadt untergebracht war, gebaut. Dort entsteht eine Anfahrtstelle für Reisemobilisten, die Bochum und das ganze Ruhrgebiet erkunden können.

„So ein zentraler Stellplatz innerstädtisch mit dieser genialen Verkehrsanbindung an U-Bahnen, an Bus und an die Innenstadt ist einmalig“, sagt Spürkel-Geschäftsführer Oliver Vienken. Tatsächlich verläuft nur einen Steinwurf entfernt die U-Bahn-Linie 35. Von Hofstede aus können Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Fahrrad Bochum, aber auch die Umgebung und andere Ruhrgebietsstädte erkunden. In Sachen Reisemobiltourismus sei das ein klarer Standortvorteil für die Stadt, heißt es bei der Bochum Marketing GmbH. So zentral gelegen und so groß sei keine zweite City-Stellplatzanlage im Ruhrgebiet, so Spürkel-Chef Vienken. „Die meisten Reisemobilstellplätze liegen in den Städten außerhalb.“

Auch interessant

Gäste bezahlen 15 bis 20 Euro pro Stellplatz und Nacht

15 bis 20 Euro pro Stellplatz und Nacht werden Gäste auf der „Premiumanlage“, so Vienken, bezahlen. Wer in Hofstede Halt macht, wird Stromsäulen, Duschen, WC, Spülgelegenheit, Getränkeautomaten, Abwasserentsorgung, W-Lan und Waschmaschinen nutzen können.

Stellplätze auch zum Überwintern

Das 13.000 Quadratmeter große frühere städtische Gelände will das benachbarte Autohaus Spürkel nicht nur für die Stellplatzanlage nutzen. Diese wird etwa ein Drittel der Fläche einnehmen.

Ein weiteres Drittel richtet das Familienunternehmen für Reisemobile her, die dort langfristig stehen können, etwa über den Winter. Ein weiteres Drittel will der Fahrzeughändler und -vermieter für eine Erweiterung seines Betriebs nutzen.

Gebaut wird, wie es heißt, vorwiegend mit lokalen Unternehmen. Und: Mittlerweile gehen die Arbeiten an der Anlage gut voran, nachdem zwischenzeitlich die Auswirkungen von Corona und Lieferschwierigkeiten für Verzögerungen gesorgt haben. Vienken: „Ursprünglich wollten wir schon im Frühjahr starten.“ Für die Vermarktung sei der spätere Start aber kein Problem. Stadttouristen kommen das ganze Jahr über, anders als Wohnmobilisten, die klassische Urlaubsziele am Wasser und in den Bergen ansteuern.

Fast 2800 Wohnmobile sind in Bochum zugelassen

Das Interesse an Wohnmobilen, egal ob gekauft oder gemietet, ist weiter ungebrochen. Seit Jahren boomt der Campingmarkt. Allein in NRW waren Anfang 2023 insgesamt 169.600 Wohnmobile zugelassen.

In Bochum ist die Zahl der Reisemobile nach Angaben des statistischen Landesbetriebs IT.NRW im vergangenen Jahr um 11,2 Prozent auf 2537 gestiegen; ein Zuwachs deutlich über dem Landesdurchschnitt (8,6 Prozent). Auch seit Jahresbeginn bleibt es bei einem zweistelligen Anstieg. Mit aktuell 2797 Fahrzeugen und einer Quote von 69 Wohnmobilen je 10.000 Einwohner (Anfang 2023) steht die Stadt im Landesvergleich zwar im unteren Drittel, liegt damit aber auch im Trend. Denn: In den Landkreisen war 2023 die Wohnmobildichte mit 110 Wohnmobilen je 10 000 Einwohner deutlich höher als in den kreisfreien Städten mit 69. NRW-Spitzenreiter Kreis Coesfeld weist eine Quote von 145 aus, Schlusslicht Gelsenkirchen kommt auf lediglich 39.

Lokaler Marktführer vermietet etwa 100 Fahrzeuge

Die Zahl der Wohnmobilisten indes geht – auch in Bochum – deutlich über die der Eigentümer hinaus. Zahlreiche Urlauber mieten sich bei einem der derzeit 27 Betriebe in der Stadt, die Reisemobile vermieten sowie an- und verkaufen, ein Fahrzeug. Auch beim Autohaus Spürkel, mit etwa 100 mietbaren Reisemobilen der Marktführer vor Ort, ist dies spürbar. Die Nachfrage sei ungebrochen, heißt es dort.

Das gelte auch für den Fahrzeugverkauf. Kunden interessieren sich, so Geschäftsführer Vienken, vor allem für die Wohnmobile mittlerer Größe für zwei bis vier Personen. Und: Der Trend zu Kastenwagen sei spürbar. Deren Vorteil: Mit ihnen lassen sich sowohl Wege am Urlaubsort als auch zu Hause einfacher bestreiten als mit den größeren Wohnmobilen.