Bochum. An der Ruhr-Universität Bochum geht es wieder einem Betongiganten an den Kragen, er wird abgerissen. Was stattdessen auf dem Campus entsteht.
Kräne und Bagger gehören seit langem zum gewohnten Bild an der Ruhr-Universität Bochum. Da das seit 2015 denkmalgeschützte Beton-Ensemble mit Schadstoffen belastet ist, muss saniert oder abgerissen und neu gebaut werden. Und das im großen Stil. Während ein Gigant fast verschwunden ist, beginnt schon der Abriss des nächsten. Es ist der vierte Koloss, der verschwindet.
Abriss an der Ruhr-Uni: Erst wird die Kunst geschützt, dann schweres Gerät aufgefahren
Das 13-geschossige Gebäude GC, ursprünglich das letzte Hochhaus in der Geisteswissenschaften-Reihe auf dem Uni-Campus, wird abgerissen. 16 Monate wird das voraussichtlich dauern. Bis dahin werden 75.000 Tonnen Beton abgebrochen und zerkleinert, 365 Balkone stückweise abgehoben, 1900 Tonnen Stahlschrott zum Recyceln ausgebaut, 1336 Heizkörper sowie 9000 Leuchten demontiert sein. Vorher müssen noch 110.000 Quadratmeter Decken- und Wandelemente zur Schadstoffsanierung abgefräst werden. Nichts für filigrane Finger, sondern das Einsatzgebiet für schweres Gerät.
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Aber: Vorher muss die Kunst geschützt werden. Auf dem gesamten Campusgelände lassen sich Objekte von renommierten und mitunter weltberühmten Künstlern finden. So auch an der Wand vor dem Hörsaal HGC, der zum Abbruchgelände zählt. Dort war bislang ein Werk von Josef Albers aus der Serie „Tektonische Grafiken“ zu sehen. Der 1933 in die USA emigrierte gebürtige Bottroper, Namensgeber des Museums Quadrat, hatte es 1971 für die Uni angefertigt. Schützenswert sind auch die blauen Fliesen auf der Südseite des Gebäudes. Beides wird ebenso wie andere Kunstwerke eingelagert und beim Neuaufbau von GC später wieder im Gebäude integriert.
50.000 Studierende und Beschäftigte sollen nicht gestört werden
Bis dahin vergeht noch einige Zeit. Die Fertigstellung wird – Stand heute – nach Auskunft des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) NRW für Ende 2028 angepeilt. Im Frühjahr 2029 soll das Gebäude an die Uni übergeben werden und zum Wintersemester 2029/30 in Betrieb gehen – mit einer nahezu identisch anmutenden Hülle, „aber mit neuester Gebäudetechnik, anderen Raumaufteilungen und zeitgemäßen Nutzungsmöglichkeiten“, so der BLB.
Bis dahin soll auch über das Schicksal der Nachbargebäude entschieden sein. Wie der BLB mit GA und GB verfahren will, werde zur Zeit geprüft, heißt es. GC sollte ursprünglich „nur“ saniert statt abgerissen werden; bis 2020 die Entscheidung fiel, ein neues Gebäude zu bauen.
Die große Herausforderung dabei: Abriss und Neubau geschehen während des laufenden Betriebs der Uni. Die Arbeit von 50.000 Lehrenden, Studierenden und Beschäftigten soll so wenig wie möglich gestört werden.