Bochum. Ganz anders als an der klassischen Uni ist das Studium an der Internationalen Berufsakademie in Bochum. Das hat Vorteile, aber auch seinen Preis.
Schon als Azra Ersoy (21) ein kleines Mädchen war, wusste sie: Sie möchte Sozialarbeiterin werden. Damals hatte sie nur noch nicht das passende Wort dafür. „Für mich stand aber immer fest, dass ich mit Menschen arbeiten und ihnen helfen möchte“, sagt die Bochumerin. Und zwar: direkt nach der Schulzeit – nicht erst nach mehreren Jahren Studium.
Ersoy hat sich deshalb für ein duales Studium an der „Iba“, der internationalen Berufsakademie in Bochum, entschieden. „Zwei Tage Uni, drei Tage Job. So ist meine Woche aufgeteilt“, sagt sie. Dienstags und mittwochs paukt sie an der Universitätsstraße 125 im Studiengang Sozialpädagogik und Management, den Rest der Woche arbeitet sie in einer queeren Wohngruppe der Kinder- und Jugendhilfe in Bochum.
Duales Studium an Bochumer Berufsakademie: Theorie und Praxis
So sieht der Alltag für alle der knapp 200 Studierenden aus, die in den Studiengängen Betriebswirtschaftslehre, Management, Sozialpädagogik und Coaching studieren und an der „Iba“ einen Bachelor-Abschluss erwerben können. Spezialisieren kann man sich beispielsweise in Bereichen wie „Palliative Case Management“, „Coachingpraxis“ sowie „Immobilienwirtschaft“ und „Personalmanagement“, internationale Module gehören auch dazu.
Heute steht für Ersoy „Ethik als Führungsaufgabe“ auf dem Stundenplan. Azra Ersoy sitzt mit Kommilitonin Laura Günnewig (22) im Seminarraum und hört Dozentin Prof. Gabriele Hoppe zu. Wo ist ihnen die Thematik im eigenen Betrieb schon einmal begegnet? Die Studentinnen wissen aus der Praxis zu berichten.
„Genau das ist das Wertvolle am dualen Studium – Theorie und Praxis befruchten sich gegenseitig“, sagt Hoppe, die eine der wissenschaftlichen Leitungen am Bochumer Standort ist. Seit 2008 ist die „Iba“ in Bochum angesiedelt, hat sich flächenmäßig an der Universitätsstraße seitdem vervierfacht. In Deutschland ist sie an elf weiteren Standorten vertreten, darunter Münster, Heidelberg, Kassel und Nürnberg.
Kein großer Campus, familiäre Atmosphäre
Im Vergleich zu einer klassischen Hochschule ist an der Akademie einiges anders: kein großer Campus, sondern 800 familiäre Quadratmeter auf zwei Etagen mit hellem Parkett und Ikea-Regalen. Keine große Mensa und Riesen-Bibliothek wie an der Ruhr-Universität Bochum, sondern gemütliche Cafeteria mit Snackautomat und Bücherzimmer.
„Das duale Studium hier ist sehr schulähnlich, vieles ist vorstrukturiert“, sagt Studentin Günnewig, die im praktischen Teil in der ambulanten Suchthilfe arbeitet. Für Prüfungen registrieren? Eine Hausarbeit versäumen? „Das gibt es hier nicht“, pflichtet Ersoy bei. Man bekomme einen Stundenplan, der einen klaren Zeitrahmen stecke.
So bleibt für die Studierenden mehr Zeit, sich auf Beruf und Studieninhalte zu konzentrieren. „Aus meiner Sicht werden wir durch das duale Studium viel schneller selbstständig im Beruf“, sagt Ersoy.
Man werde nach seinem Abschluss nicht einfach ins kalte Wasser des Arbeitsmarktes geschmissen, sondern sei schon während des Studiums mit unterschiedlichen Aufgaben und Problemen konfrontiert worden. „Unsere Hausarbeitsthemen sind dadurch sehr lebensnah“, sagen die Studentinnen. So hat sich Erzoy etwa mit der Akzeptanz queerer Lebenswelten bei ihrem Arbeitgeber befasst, Günnewig hat zu Mitarbeiterzufriedenheit bei ihrem Träger geforscht.
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So hoch sind die Studienkosten
Die enge Betreuung, das Familiäre, die Verzahnung von Theorie und Praxis hat ihren Preis: Die Studienkosten liegen teilweise bei knapp 650 Euro monatlich. „In aller Regel übernehmen die Arbeitgeber aber die Studienkosten und zahlen zusätzlich eine kleine Vergütung“, sagt Günnewig.
Die Höhe der Vergütung sei aber bei jedem Praxispartner anders – zum davon Leben reicht sie meist nicht. Als stereotypische Studentinnen würden sich Ersoy und Günnewig nicht bezeichnen. „Viel Zeit zum Feiern bleibt zum Beispiel gar nicht“, sagen sie.
Praxispartner gesucht
Die Praxispartner der „iba“ befinden sich im ganzen Ruhrgebiet verteilt. Sie reichen von kleinen Steuerkanzleien hin zu großen Unternehmen wie der Bogestra. Studienstarts sind zum 1. April und zum 1. Oktober möglich – auch kurzfristig.
Die „iba“ sucht auch laufend Praxispartner und bietet dafür kostenlose Beratungsgespräche an. Weitere Informationen gibt es unter www.ibaDual.com/Bochum.
Aus Sicht von Thorsten Glindemann, kaufmännischer Leiter, bereitet das duale Studium dafür den Weg für eine Karriere. „Unsere Absolventinnen und Absolventen starten nach dem Studium mit jeder Menge Berufserfahrung“, sagt er. Günnewig hat dabei ein klares Ziel vor Augen: „Ich möchte später in einer Führungsposition arbeiten“, sagt sie.