Bochum. Sand auf Bochums Spielplätzen müsste einmal pro Jahr getauscht werden. Im Schnitt passiert das aber nur alle 70 Jahre. Stattdessen wird gesiebt.
Spielplätze und ihre Ausstattung sollen in Bochum in benutzbarem Zustand erhalten werden, der Sand müsse einmal jährlich gewechselt werden. So steht es in der aktuellen Kinderspielflächensatzung (externer Link) der Stadt Bochum. Doch die Realität sieht anders aus: Rein rechnerisch wird der Sand nur rund alle 70 Jahre ausgewechselt. Darauf verweist die Ratsfraktion „Bündnis Deutschland“.
Das Umweltministerium sah lange vor, dass der Sand auf Spielplätzen einmal im Jahr getauscht werden muss. Mittlerweile wurde die Vorgabe auf alle ein bis drei Jahre erhöht. Die Stadt Bochum legte in ihrer aktuell geltenden Satzung, die aus dem Jahr 2003 stammt, eine jährliche Reinigung fest. In einer Antwort auf die Anfrage der FFB, die heute als „Bündnis Deutschland“ im Rat sitzt, räumte die Verwaltung aber ein, das dem nicht so ist.
„Der Spielsand der Kästen wird nicht jährlich gewechselt. Der Technische Betrieb beschränkt sich auf eine turnusartige Reinigung per Zwangssiebung.“ Das heiße: Alle Fremdstoffe, die größer als acht Millimeter sind, würden durch ein Sieb gefiltert. „Diese Reinigung hat nachweislich reinigende und erneuernde Wirkung.“ Zudem gebe es wöchentlich visuelle Kontrollen durch den Technischen Betrieb, wobei Scherben, Laub und Zigaretten entfernt würden. Untersuchungen hätten belegt, dass die Dichte und Verteilung in frischem Sand sich nach kurzer Zeit dem in älterem Spielsand angleicht, lautet eine Begründung.
Sand an Spielplätzen jedes Jahr austauschen: 1,5 Millionen Euro Kosten
Die Stadt Bochum verfügt auf rund 285 Spielplätzen über etwa 500 Sandkästen. Einen Austausch des Sandes gebe es nur bei grober Verunreinigung. Im Jahr 2021 habe die Stadt beispielsweise ein Sandvolumen von 250 Kubikmetern ausgetauscht. Das habe rund 20.000 Euro gekostet. „Erneuerte man jährlich alle Sande, würde man rund 18.000 Kubikmeter Sand und rund 1,5 Millionen Euro einsetzen müssen“, rechneten die Technischen Betriebe im vergangenen Jahr vor.
Auch interessant
Geht man davon aus, dass auch in anderen Jahren ungefähr 250 Kubikmeter Sand ausgetauscht werden, dauert es rein rechnerisch über 70 Jahre, bis der Sand jedes Spielplatzes einmal erneuert ist.
Die Fraktion „Bündnis Deutschland“ fordert deshalb von der Stadt, angelehnt an die aktuelle Vorgabe des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz: „Der Spielsand ist spätestens alle drei Jahre auszuwechseln.“ Zudem solle dieser Prozess gewissenhafter überwacht werden, als es in der Vergangenheit der Fall war. Das Thema steht auf der Tagesordnung des Ausschusses für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung am 17. August.
Spielplätze im Stadtgebiet: Das sagen die Bochumerinnen und Bochumer
Eine nicht repräsentative Umfrage unserer Redaktion bei Facebook zu Spielplätzen zeigt: Die Zufriedenheit der Bochumerinnen und Bochumer ist sehr unterschiedlich. Ein User schreibt: „Der U3-Spielplatz im Volkspark Langendreer ist super. Mehr davon bitte.“ Eine andere Frau ergänzt: „Der Spielplatz im Südpark in Bochum ist meistens auch sehr sauber.“
„Der Abenteuer Spielplatz in Bochum-Linden ist super für Kinder, für jedes Alter was dabei. Welcher überhaupt nicht geht, ist der Spielplatz in Linden direkt am Südbad, da sind zwar schöne Spielsachen für die Kinder, jedoch ist der immer vermüllt, verdreckt und es liegen Scherben rum“, heißt es von einem Vater. Ein anderer Bochumer meint: „Der Kinderspielplatz Klara-/Maxstraße ist eine reine Müllkippe, die Spielplätze auf der Baarestraße sind auch schmutzig.“