Bochum-Dahlhausen. Die Bochumer Bürgerinitiative „Grabeland am Ruhrort“ wartet auf ein Gutachten. Stadt räumt Verzögerungen ein. Klimapark statt Wohnungsbau.

Die Bürgerinitiative „Grabeland am Ruhrort“ fordert: „Dahlhausen braucht endlich Klarheit über die Zukunft des Grabelands ,Am Ruhrort’“. Bis heute fehle das wasserwirtschaftliche Gutachten zum Bauvorhaben. Die Initiative stemmt sich seit Jahren gegen die geplante Wohnbebauung.

Mitglied Heike Schick erklärt: „Bei der Hochwasserkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 erwies sich das für eine Bebauung vorgesehenen Grabeland ,Am Ruhrort’ in Bochum-Dahlhausen als natürliches Regenauffangbecken. Unsere Bürgerinitiative und das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung hatten während der Bauplanung mehrfach ein hydrologisches Gutachten gefordert.“

Stadt Bochum wollte Situation noch einmal überdenken

Die Stadtverwaltung soll sich nach der Überschwemmung veranlasst gesehen haben, „die Situation noch einmal vollständig zu überdenken“ und eine weitere wasserwirtschaftliche Berechnung in Auftrag zu geben. Schick: „Das erklärte Stadtbaurat Markus Bradtke in der Fragestunde der Ratssitzung im Oktober 2021.“

Bis heute – zwei Jahre danach – hätten die Anwohnerinnen und Anwohner nichts von den Ergebnissen der Untersuchungen erfahren. Im Mai 2022 erhielten sie ein Informationsschreiben des Tiefbauamtes zum Zwischenstand des wasserwirtschaftlichen Gutachtens.

Hierin wurde eingeräumt, die wasserwirtschaftliche Situation vor Ort habe sich als derart komplex erwiesen, dass zunächst ein gekoppeltes Berechnungsmodell für die Oberflächenabflüsse und das Kanalnetz erstellt werden müsse. Nach dem Zwischenbericht im Mai 2022 gestellte Anfragen beim Tiefbauamt und direkt beim Stadtbaurat blieben, so Schick, unbeantwortet.

Verzögerungen beim wasserwirtschaftlichen Gutachten

Dazu Peter van Dyk, Pressesprecher der Stadt Bochum: „Es ist richtig, dass die Anwohnerinnen und Anwohner längere Zeit keine Antworten auf Ihre Sachstandsanfragen zu dem beauftragten wasserwirtschaftlichen Gutachten erhalten haben. Auch wir hätten uns – im Interesse alle Beteiligten – eine schnellere Klärung der offenen Fragen gewünscht. Hinzu kommt, dass die Corona-Pandemie die personellen Ressourcen der Verwaltung im Jahr 2022 beeinflusste und der zuständige Abteilungsleiter des Tiefbauamtes die Stadt Bochum in diesem Jahr verlassen hat.“

Dies alles, so van Dyk, habe zu den beschriebenen zeitlichen Verzögerungen, ausgebliebenen Rückmeldungen geführt und schließlich auch dazu, dass nach wie vor kein vollständig abgeschlossenes Gutachten vorliege. Bisher lägen nur gutachterliche Berechnungen und Einschätzungen vor, die derzeit noch durch die Verwaltung und den Grundstückseigentümer geprüft würden.

„Es ist davon auszugehen, dass nach den Sommerferien als Ergebnis dieser Prüfungen mit einer Richtungsentscheidung zu rechnen ist, und diese – wie zugesagt – mit den unmittelbaren Anliegern und den zuständigen politischen Gremien diskutiert werden kann. Sofern danach noch gewünscht, kann den Anwohnerinnen und Anwohnern dann auch Akteneinsicht gewährt werden. Bis dahin bitten wir um Geduld.“

Heike Schick: „Bereits vor einem Jahr hatten sie mit dem Netzwerk als Alternative zur Bebauung die Errichtung eines Klimaparks angeregt, in dem das Gelände als Regenrückhaltebecken erhalten bliebe und zu einer Naturoase für die Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil würde.“