Bochum. Mitarbeitende einer Bochumer OGS sollen ein Kind im Juni als Strafe in die Sonne gesetzt haben, die Polizei ermittelt. Was seitdem passiert ist.

Die Polizei in Bochum ermittelt weiterhin wegen eines Vorfalls im Offenen Ganztag (OGS) der Cruismannschule in Bochum-Riemke. Eine Stunde habe der elfjährige Leandro am 20. Juni bei über 30 Grad in der Sonne sitzen müssen – als Strafe, weil er sich zur Abkühlung bei dem heißen Sommerwetter eine Flasche Wasser über den Kopf geschüttet hat. Die Eltern haben daraufhin Anzeige bei der Polizei erstattet. Laut ärztlichem Attest hat der Junge einen Sonnenstich erlitten.

Die Ermittlungen würden andauern, heißt es von der Polizei in Bochum nach einer erneuten Anfrage unserer Redaktion. Derzeit gebe es allerdings keine neuen Informationen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Vernehmungen würden weiterhin stattfinden.

Der Träger der OGS „JuS“, ein Betreuungsverein für Jugendhilfe und Schulprojekte, der für vier offene Ganztagsschulen in Bochum zuständig ist, hält sich auch rund drei Wochen nach dem vermeintlichen Vorfall bedeckt zu den Vorwürfen. „Wir geben weiterhin keine Stellungnahme ab“, heißt es auf Nachfrage.

Sabrina und Ronald Prante mit ihrem Sohn Leandro: Sie haben Anzeige gegen Mitarbeitende der OGS ihres Sohnes gestellt.
Sabrina und Ronald Prante mit ihrem Sohn Leandro: Sie haben Anzeige gegen Mitarbeitende der OGS ihres Sohnes gestellt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

OGS-Träger „JuS“ wendet sich mit Schreiben an die Eltern

Die Eltern von Leandro, Sabrina und Ronald Prante, haben indes ein Schreiben des Trägers erhalten, das unserer Redaktion vorliegt. In diesem bietet der Trägervertreter ihnen ein persönliches Gespräch an, das in der Woche zwischen dem 24. und 28. August stattfinden könne. „Uns ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern wichtig, aus diesem Grund würde ich mich sehr freuen, wenn Sie unser Gesprächsangebot annehmen“, heißt es zudem. Zu den Vorwürfen selbst äußert sich der Träger in dem Schreiben jedoch nicht.

„In dem Brief wurde sich nicht einmal erkundigt, wie es Leandro nach dem Vorfall geht“, kritisiert seine Mutter. Das Gesprächsangebot wolle sie auf Anraten ihres Anwalts nicht annehmen.

Wie es für Leandro nach den Sommerferien weitergeht, ist noch nicht geklärt. „Ich hätte es gerne, dass er die Schule wechselt, aber ich weiß nicht, wie er das verpacken würde“, sagt Sabrina Prante. Hinzu komme, dass Leandro, der das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) und eine Intelligenzminderung hat, eine Förderschule besucht. Allzu viele Alternativen mit demselben Förderschwerpunkt gebe es nicht.