Bochum. Hunderte Zuschauer bevölkerten am Wochenende den Schlosspark Weitmar. Sommertheater in Bochum begeistert mit rasantem Spiel und Atmosphäre.

Als hätten die Menschen darauf gewartet: Ab Freitag bevölkerten hunderte Menschen mit Picknickkörben, Decken, Klappstühlen, Klapphockern und Sonnenhüten den Schlosspark Weitmar. Nach der ersten Neuauflage des Theatervergnügens im vergangenen Jahr, ließen sich die Menschen auch diesmal nicht lange bitten.
Einen Familienausauflug mit Dackel unternehmen die Wünnenbergs. Sie genießen Rotwein aus Plastikbechern und Mozzarella-Gemüse-Spießchen. "Wir waren letztes Jahr beim Sommernachtstraum hier und fanden es ganz toll", sagt Dorothee Wünnenberg (65).
Die Folkwang-Studierenden des dritten Jahrgangs bringen diesmal Shakespeares "Macbeth" von Heiner Müller auf die grüne Wiese. Dabei setzt Regisseur Damian Popp voll auf die spielerische Kraft seines Ensembles, Maskenbild und Kostüm. Der Park reicht als Bühnenbild, in dem sich eine neunköpfige Hexen-Horde im Grün verbirgt und Baumstämme von der Urgewalt natürlicher Kräfte zeugen.

Sommertheater im Bochumer Schlosspark Weitmar ist Beginn von Schauspielkarrieren

Bereits anderthalb Stunden vor Beginn der Vorstellung trifft am Sonntagabend ein fröhlich gestimmtes Publikum ein. Schon auf dem Weg von der Hattinger Straße hinab in den Park plaudern offenbar fremde Menschen miteinander und wünschen einander viel Spaß.
Petra Jansen (69) feiert beim Theater-Picknick Geburtstag mit ihrer Freundin Barbara Minnerop (67). Beide sind angetan von "Shakespeare im Park". "Ich besuche das schon lange und habe hier zum Beispiel Lina und Maja Beckmann gesehen. Es ist schön, zu beobachten, was sie dann für Karrieren hingelegt haben", sagt Minnerop.
Ein paar Decken weiter sitzt Studentin Jule Kupper mit Freundinnen. Die 25-Jährige ist aus Düsseldorf angereist, um das Sommertheater zu erleben. "Als wir hier ankamen, hatte es fast ein bisschen was von Freibad-Atmosphäre. Es war ganz entspannt. Manchmal kann sich Theater ja auch etwas elitär anfühlen. Das ist hier überhaupt nicht der Fall", beschreibt sie.

Hexen-Horde ist vergnüglich anzuschauen – irrer Blick und rote Kapuzen.

Neben der lockeren Atmosphäre überzeugt das Theater selbst. Sowohl die rasante Inszenierung von Damian Popp der Tragödie um den Königsmörder als auch das Spiel jedes einzelnen Folkwang-Studierenden ist sehenswert und heiter. Mimik, Sprachperformance und Körperausdruck sind eine Wucht. Wenn das Ensemble im Chor spricht, erhalten Textpassagen ungeheure Kraft. Hier und da spielen die jungen Schauspieler und Schauspielerinnen Trompete oder Streichinstrumente.
Und alle Neune dürfen Hexen sein. Diese Horde Schicksalsschwestern ist kaum zimperlich. Sie schlagen sich mit Knüppeln und haben teils einen irren Blick –vergnüglich anzuschauen. Aus den roten Kapuzen der Hexenschar schälen sich die weiteren Figuren wie Macbeth selbst, Lady Macbeth, König Duncan oder Banquo.
Das Schauspiel begrenzt sich nicht auf die als Bühne markierte Wiese. Mitunter stürmt das Ensemble durch das Publikum, was den Spaß noch vergrößert. Eine junge Frau aus dem Publikum wird zum Blitzauftritt als Malcolm auf die Bühne gezogen und als Thronfolger benannt. Ein festes "Danke!" improvisiert sie rasch als Reaktion auf diese Ehre.
Am Ende der etwa 80-minütigen Vorstellung lassen die Schauspieler und Schauspielerinnen den Hut kreisen für den eigenen Jahrgang und die Ukraine-Hilfe. Sie mischen sich dabei noch einmal unter das Publikum, das den Abend in der sommerwarmen Dämmerung ausklingen läßt.

Weitere Vorstellung des Sommertheaters "Macbeth" im Schlosspark

Weitere Vorstellungen finden statt von Donnerstag bis Sonntag (29. Juni bis 2. Juli) jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Empfehlenswert sei Mückenspray, informierte Regisseur Damian Popp.

Die Besucher und Besucherinnen des Sommertheaters dürfen die Toilette der Gastsstätte Westhoff Linie 1848 an der Hattinger Straße 421 benutzen.