Bochum. Regelmäßig kommen Tausende Menschen zum „Trödelmarkt“ am Hannibal-Center in Bochum. Die SPD übt aber Kritik. Was zeigt ein Rundgang vor Ort?
Zwei Orchideen für fünf Euro, drei BH für zehn Euro, ein WC-Sitz für 15 Euro, zwölf Paar Gartenhandschuhe für 15 Euro, ein getrocknetes Rinderohr mit Fell für 1,50 Euro: Billig-Angebote wie diese sind ein Merkmal des „Trödelmarktes“ auf dem Parkplatz des Hannibal-Einkaufszentrums in Bochum-Hofstede. Immer am letzten Sonntag im Monat kommen Tausende Menschen dorthin, um ein paar Schnapper zu machen. Die SPD Hofstede übt aber auch Kritik.
Sie beklagt „viele Probleme“ für den Stadtteil: „Zugeparkte Gehwege sowie Ein- und Ausfahrten zu privaten Grundstücken, noch tagelang herumfliegender Müll auf Straßen und in Grünanlagen, ihre Notdurft verrichtende Besucher und einiges mehr an Lärm und Belästigungen.“ Am vergangenen Sonntagnachmittag jedoch, als erneut Tausende Menschen über den Markt schlenderten, konnte davon keine Rede sein. Einige Autos standen zwar im Parkverbot (Dorstener Straße), Behinderungen gab es aber nicht. Auch der Müll hielt sich in Grenzen.
Rund 120 Stände waren am Sonntag angemeldet
Allerdings war der Markt auch kleiner als üblich, weniger Menschen kamen als sonst. Die Ferien hatten begonnen. Und es war heiß. Rund 120 Stände waren angemeldet, sagt die Marktleitung. Normalerweise seien es rund 200.
Wegen des Mülls verlangt die Marktleitung zehn Euro Kaution. Am Ende der Marktzeit (11 bis 18 Uhr) bekommt der Händler dieses Geld zurück, wenn er seinen Platz sauber verlässt. Zusätzlich werde eine Reinigungsfirma beauftragt, heißt es.
SPD: „Es handelt sich hier um einen Neuwarenmarkt“
Die SPD stößt sich aber auch am Begriff „Trödelmarkt“. Ratsfrau Martina Schnell: „Beim Trödelmarkt am Hannibal-Center handelt es sich nicht um einen kleinen Trödelmarkt mit Antiquitäten, gebrauchten Gegenständen und alten Schätzen. Es handelt sich hier viel mehr um einen Neuwarenmarkt.“
Das hat sich am vorigen Sonntag bestätigt. Die überwältigende Mehrzahl der Waren ist nagelneu. Nur vereinzelt bieten Händler gebrauchte Schuhe, Kleidung und Haushaltsartikel wie Vasen, Geschirr und Deko-Artikel an. Und auch diese haben oft zusätzlich Neuware auf den Tischen liegen.
Händlerin: „Früher hat man hier für Trödel kaum noch einen Standplatz bekommen“
Drogerie-Artikel, Spielzeug, Handy-Zubehör, Blumen und Pflanzen, Backwaren, Obst, Kleidung aller Art, Elektroartikel, Getränke-Paletten, Süßigkeiten und Speisen: Der „Trödelmarkt“ ist eine Mischung aus Ein-Euro-Shop, Imbissmeile und Wochenmarkt. „Mit einem Trödelmarkt hat das in unseren Augen wenig zu tun“, sagt Martina Schnell.
Eine Händlerin mit klassischem Trödel in einer hinteren Ecke des Marktes sagt, dass der Trend zu Neuware schon länger andauere. „Früher hat man hier für Trödel kaum noch einen Standplatz bekommen.“ Diesmal stand sie ziemlich allein in ihrem Bereich.
Wer Neuware anbietet, muss allerdings mehr bezahlen: 30 Euro je Meter Standbreite. Bei „privatem Trödel“ sind es zehn Euro.