Bochum. Die Apotheker streiken. Deshalb bleiben die meisten Betriebe in Bochum am Mittwoch geschlossen. In den Notdienst-Apotheken bilden sich Schlangen.

Der Protesttag der Apotheker führt am Mittwoch auch in Bochum dazu, dass die allermeisten Betriebe geschlossen bleiben. In den beiden Notdienst-Apotheken herrscht großer Andrang.

„Wir werden kaputtgespart“: So heißt es in einem Aufruf der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Durch die Politik der Bundesregierung sei die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger massiv gefährdet. Die akuten Lieferengpässe hätten die Arbeit der Pharmazeuten nochmals komplizierter gemacht. Eine finanzielle Anerkennung werde versagt. Eine Honoraranpassung sei seit 2004 nicht mehr erfolgt, informieren Aushänge in den Schaufenstern.

Protesttag der Apotheker: 90 Prozent machen mit

„Wir werden von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt. Dies ist nicht nur ungerecht, sondern existenzgefährdend“, bekräftigt die Bochumer Apothekensprecherin Inka Krude. Zuletzt hätten in Deutschland so viele Apotheken schließen müssen wie nie zuvor. In Bochum gibt es 79 Apotheken. Vor wenigen Jahren waren es noch 90.

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Laut Krude beteiligen sich rund 90 Prozent der Apotheker an dem Protesttag und lassen ihre Geschäfte geschlossen. In Dortmund findet am Mittag eine zentrale Demonstration statt.

Warteschlangen bilden sich am Mittwoch vor der „Blauen Apotheke“ an der Kortumstraße, die am Protesttag einen Notdienst einrichtet.
Warteschlangen bilden sich am Mittwoch vor der „Blauen Apotheke“ an der Kortumstraße, die am Protesttag einen Notdienst einrichtet. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Bochumer Ärzte unterstützen Protest der Apotheker

Obwohl die Patientinnen und Patienten gebeten wurden, sich ihre Medikamente möglichst im Vorfeld zu besorgen, bilden sich seit dem Morgen vor den beiden Notdienst-Apotheken in Bochum längere Warteschlangen: in der Blauen Apotheke an der Kortumstraße ebenso wie in der Mark-Apotheke an der Karl-Friedrich-Straße. „Wir kommen selbstverständlich unserem gesetzlichen Auftrag zum Notdienst nach. Dennoch unterstützen wir den Protest und die Forderungen der Apotheker ausdrücklich“, heißt es in Weitmar.

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Rückendeckung erfahren die Apotheker in der Ärzteschaft. Der Streik sei „mehr als gerechtfertigt“, betont Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Lieferprobleme seien „eine Katastrophe“. „Wir erleben Patienten voller Sorge, Wut und Verzweiflung.“ Mitunter verzögerten sich wichtige Therapien, weil die benötigten Medikamente nicht verfügbar sind, etwa bei Magenschleimhautentzündungen. „Auch Allergiker, die auf rezeptpflichtige Arzneien angewiesen sind, sind betroffen“, so Kampe.