Bochum. Bei Starlight Express lernen derzeit neue Darstellerinnen und Darsteller. Wir haben einen von ihnen an einem langen Trainingstag begleitet.

Der Geruch: Funktions-Leggins, Deo und Gummi-Boden. Aus den Lautsprechern dudelt Pop-Musik. Rumms! Zwei Männer rauschen auf Rollschuhen aneinander vorbei und klatschen sich ab. Skate-Trainer Andrew Millar schwingt sich lässig über die Bande in den Zuschauerraum des Starlight-Express-Theaters, nimmt das Mikrofon an die Lippen und ruft knappe Anweisungen durch die Halle. Amtssprache: englisch. Let’s Go!

Am Mikro: Skate-Trainer Andrew Millar
Am Mikro: Skate-Trainer Andrew Millar © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Was am Abend in der Show so einfach aussieht, ist monatelanges Training. Die „kleine“ Steigung an der Bühne ist knapp zwei Meter. Neu-Darsteller Michiel Janssens nimmt Anlauf. Kräftig stößt er sich ab, Schritt für Schritt kommt er näher – und scheitert an ein paar Zentimetern. Er lässt sich elegant zu Boden rutschen, kassiert dafür immerhin Applaus und Gelächter seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Wer fällt am schönsten?

Starlight Express in Bochum – So laufen die Proben der neuen Darsteller

Im Februar stand der gebürtige Belgier das erste Mal auf Rollschuhen. Rollte, stoppte, stürzte. Wieder und wieder. Von morgens bis abends. Nun, einige Monate später ist nicht mehr zu sehen, dass die Anfangs-Wochen so voller blauer Flecken waren. Rumms – im Dreier-Pack rauscht wieder eine Gruppe auf der dunklen Bahn vorbei. Michiel Janssens hat sich ein schwarzes Shirt übergeworfen, er spielt den Kastenwagen „Flat Top“ und als Zweitbesetzung die Hauptrolle Rusty. Jetzt ist Choreographie an der Reihe.

Neu-Darsteller Michiel Janssens.
Neu-Darsteller Michiel Janssens. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Drei Darsteller haben sich ohne Rollschuhe in die Theatersessel im Zuschauerraum gedrückt und beobachten die Tanz-Probe. Das Knie in einer Bandage, den Arm im Verband: Dass sich immer mal wieder Menschen bei rasanten Rollschuh-Tanz verletzen, komme regelmäßig vor. Aber etwas schlimmes sei noch nie passiert, beeilt sich Starlight-Sprecherin Manuela Wolf zu versichern.

Proben von morgens bis abends – und alles auf Rollschuhen

Es ist Turnhallen-Atmosphäre in der Starlight-Halle. Kein glamouröses Kostüm, keine grell geschminkten Gesichter. Eine Stimmung wie in der dritten Stunde Schulsport. Kleine Neckereien am Rand, eine milde Ermahnung von Skate-Trainer und jetzt: Getränke und Helme holen!

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Das Trainings-Programm für die neuen Darstellerinnen und Darsteller ist straff. Der Tag beginnt und endet auf Rollschuhen. „Die ersten Wochen sind wir nur im Kreis gefahren“, erinnert sich Michiel Janssens (27) der bis vor kurzem noch in einem Bochumer Hotel untergebracht war. Zuvor hatte der Musicaldarsteller Engagement beim Tanz der Vampire oder beim Spongebob-Musical. Doch Starlight – das ist auch für ihn etwas besonderes. „Es ist lange her, dass ich etwas zum ersten Mal getan habe. Und das Skaten ist schließlich etwas ganz Neues.“

Atmosphäre wie auf einer Klassenfahrt: Das Starlight-Express-Team bei einer Besprechung in der Halle.
Atmosphäre wie auf einer Klassenfahrt: Das Starlight-Express-Team bei einer Besprechung in der Halle. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Der Probentag beginnt für ihn um 10/11 Uhr morgens mit der „Skate Class“ und endet gegen Nachmittag. Erst wenn das Skaten funktioniert, dann lernen die Darstellerinnen und Darsteller die Choreographie und schließlich die Lieder. „Wir sind sechs Tage die Woche hier. Das Starlight-Team ist wie eine Familie für mich.“ Neben dem Training passt auch nicht viel dazwischen: „Schlafen, essen. Am Abend schaffe ich gar nichts mehr“, sagt Michiel Janssens am Rande einer Probe und lacht.

Skate-Trainer Andrew Millar nimmt das Mikro an die Lippen. Es geht weiter. „Let’s Go!“