Bochum. Wohnungsbau wird in Bochum heiß diskutiert. Nun wird das Handlungskonzept Wohnen überprüft. Die Bochumer sind aufgefordert, sich einzumischen.

Das Handlungskonzept Wohnen in Bochum steht auf dem Prüfstand. Bis zum Herbst sollen die 2016/17 festgelegten Maßnahmen und Ziele begutachtet werden, so etwa die Messlatte von jährlich 800 neuen Wohnungen. Prüfen sollen nicht allein Fachleute, die Stadt möchte dabei auch die Bochumerinnen und Bochumer mitnehmen.

Stadt bittet Bürger in Sachen Bauen zum Dialogmarkt

Um deren „Bedarfe und Wünsche besser erfassen und in das Konzept einfließen lassen zu können“, so die Stadt, wird es zwei Beteiligungsformate geben: Am Freitag, 2. Juni, wird es zwischen 15 und 19 Uhr in der Rotunde Bochum, Konrad-Adenauer-Platz 3, einen sogenannten Dialogmarkt geben. Interessierte können sich rund um das Thema Wohnen in Bochum, beispielsweise über bestehende Förder- und Beratungsangebote, informieren, mit Expertinnen und Experten ins Gespräch kommen, sowie eigene Anregungen einbringen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Außerdem läuft vom 25. Mai bis 15. Juni eine Online-Beteiligung auf der Seite www.zukunft-wohnen-bochum.de mit Informationen und Rückmeldemöglichkeiten. Dort können Meinungen zu Themen wie kostengünstiges Wohnen, seniorengerechtes und inklusives Wohnen oder zu neuen Wohnformen abgeben.

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Kritik: Handlungskonzept ist einseitig ausgelegt

Besorgt hatte sich vor einigen Tagen der Mieterverein Bochum geäußert. „Eine Pressemitteilung der Stadt, Plakate, Anzeigen oder irgendetwas anderes öffentlich Wahrnehmbares sucht man vergeblich“, so Sprecher Aichard Hoffmann. „Fast scheint es, als ob die Stadt die herzlich willkommenen Gäste gar nicht wirklich dahaben will.“

Nun rührt die Stadt die Werbetrommel. „Der Mieterverein findet es enorm wichtig, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt an dem Prozess beteiligen“, so der Sprecher. „Das Handlungskonzept Wohnen von 2017 hat sehr einseitig auf Neubau gesetzt. Das hat wegen des Flächenverbrauchs zu vielen Kontroversen mit Bürgerinitiativen geführt.

Mieterverein wirbt für Abkehr vom „einseitigen Bauen-Prinzip“

Der Mieterverein vertritt das Bündnis „Gutes Wohnen für Bochum“ im Begleitgremium zum Handlungskonzept. Dieses Bündnis aus 19 Gruppen und Initiativen aus dem Wohn-, Umwelt- und Sozialbereich hatte 2021 ein umfassendes Thesenpapier „Für eine soziale und ökologisch zukunftsfähige Wohnungspolitik in Bochum“ vorgelegt. Darin wird u.a. eine Abkehr vom einseitigen Bauen-Prinzip und stattdessen viel mehr Bestandspflege gefordert, etwa indem leerstehende Wohnungen und Schrottimmobilien saniert werden.

Zumal das Ziel von jährlich 200 neuen Sozialwohnungen nicht erreicht werde. „Das klappt vorne und hinten nicht, die tatsächlichen Zahlen bleiben weit hinter den Zielen zurück.“, so Hoffman. „Freifinanzierter Neubau schafft teuren Wohnraum, den die vielen Bochumer Haushalte mit geringem Einkommen gar nicht bezahlen können. Damit wird nur Wohnraum für Bevölkerungsschichten geschaffen, die gar keinen Mangel haben.“