Bochum-Mitte. Eine Familie wohnt eigentlich idyllisch mitten in der Bochumer City. Doch seit Monaten wird sie von einem Obdachlosen terrorisiert.
Familie S. aus Bochum hat sich direkt am Rande der Innenstadt ihr kleines Idyll geschaffen. Ein Haus für Vater, Mutter und die drei Kinder – im Garten ein paar Bäume, ein Klettergerüst.
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Und doch ist der Frieden seit einigen Monaten gestört. Anna S. (Name von der Redaktion geändert) hat in der Küche auf dem hölzernen Stuhl Platz genommen. Ein dicker Notizblock liegt vor ihr auf dem Tisch, in ihm notiert jeder Tag und jedes Ärgernis. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, auch fotografiert werden möchte sie nicht. Zu groß ist die Sorge vor ihrem unliebsamen Nachbarn, der ihr und ihrer Familie das Leben schwer macht.
Obdachloser macht Familie in Bochum das Leben schwer
Hinter einem schweren mit Graffiti beschmierten Tor ist direkt an der Bahntrasse der Regionalbahn 48 ein leerstehendes Gebäude der Deutschen Bahn. Dort hat sich der obdachlose Mann offensichtlich ein Zuhause gesucht. Das Außengelände ist mit Fahnen, Plastikblumen und Puppen „dekoriert“.
Ende Januar sei der Mann der Familie das erste Mal aufgefallen. Der Mann hat sich als „der Hulk“ vorgestellt. „Ich habe zuerst gar nicht reagiert, war ziemlich verdattert“, sagt Anna S.. Mitte Februar habe dann plötzlich eine Halloween-Fledermaus an der Haustür gehangen, wenige Tage später sei eine Hakenkreuz an der Garage, das Auto zerkratzt gewesen. Im Vorhof habe der Mann nackt Turnübungen gemacht. Auch andere Nachbarn zeigen sich von den Vorfällen rund um die Bahntrasse besorgt.
Polizei hatte die leerstehende Halle schon einmal geräumt
„Anfang März hat die Polizei die Halle schon einmal geräumt, da dachten wir, dass jetzt Ruhe ist“, sagt Anna S.. Doch das Gegenteil tritt ein: „Meine Kinder sind auf dem Nachhauseweg angepöbelt worden“, erzählt Anna S.. „Das ist natürlich total belastend für uns.“ Die Familie und ihre Nachbarn haben die Polizei informiert, auch die Deutsche Bahn sei im Bilde. „Alle haben reagiert, aber nichts passiert. Und unsere Nerven liegen wirklich blank.“
Bei der Polizei ist der Fall bekannt. Auch der Staatsschutz ist schon eingeschaltet. „Es gibt ein laufendes Ermittlungsverfahren“, heißt es von der Polizei auf Nachfrage. Es sei bekannt, dass der Mann (54) ohne festen Wohnsitz seit vier Monaten in der Lagerhalle der Deutschen Bahn schlafe. „Er ist zunächst mit Hieroglyphen, dann mit rechten Symbolen auffällig geworden. Es geht auch um Sachbeschädigung“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager. Der psychosoziale Dienst der Stadt sei ebenfalls involviert.
Deutsche Bahn kündigt eine weitere Räumung für Anfang Juni an
Auch die Deutsche Bahn als Eigentümerin des leerstehenden Gebäudes weiß um das Problem der Nachbarn mit dem obdachlosen Mann. „Wir bemühen uns aktuell darum, dieses neu zu vermieten. Der Obdachlose ist bereits einmal von der Landespolizei aus dem Gebäude hinaus gebeten worden. Wir haben im Anschluss die Tür versiegelt.“
Nun habe er wohl wieder einen Weg gefunden hinein zu kommen, so heißt es weiter. Der Bahnsprecher verspricht erneut Abhilfe: „Wir werden Anfang Juni gemeinsam mit der Bundespolizei erneut aktiv werden und die Türen dann endgültig versiegeln.“