Bochum. Im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner geht die Stadt Bochum ungewöhnliche Wege. Auf einem Friedhof in Querenburg startet ein Pilotprojekt.
Mit einem ungewöhnlichen Pilotprojekt möchte die Stadt Bochum gegen den im Raupenstadium gefährlichen Eichenprozessionsspinner vorgehen. So sollen – zunächst nur auf dem Friedhof in Querenburg und der benachbarten Waldfläche – für die Gift-Raupen interessante Sexualhormone mit Paintball-Pistolen in die Eichen geschossen werden.
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Durch das Überangebot an Lockstoffen sollen die männlichen Raupen „verwirrt“ werden und ihre weiblichen Partnerinnen nicht mehr finden. Dadurch soll verhindert – oder zumindest vermindert werden, dass sich die Raupen fortpflanzen. „Unser Interesse ist es, Gefahren zu minimieren“, sagte Achim Wörmann, Leiter Technischer Betrieb im Umweltausschuss.
Eichenprozessionsspinner: Giftige Härchen können allergischen Schock auslösen
Das Problem mit den Eichenprozessionsspinnern: Das Insekt hat im Raupenstadium giftige Härchen, die schwere allergische Reaktionen auslösen können. Seine Nester können die Größe eines Fußballs erreichen. Die so genannten Brenn- oder Spiegelhaare können insbesondere bei trocken-warmem Wetter über weite Strecken verweht werden.
Menschen können auch noch lange nach einem Kontakt reagieren. Meist sind Haut und Schleimhäute (Augen, Mund, Nase bis in die Lunge) betroffen. Die Schmerzen und allergischen Reaktionen treten auch bei Tieren (Hunde, Katzen, Pferde) auf, die sich im Bereich von befallenen Eichen aufhalten.
Entfernen der giftigen Nester kostete Bochum 2022 etwa 32.000 Euro
Das Entfernen der Nester ist aufwendig. Sie werden unter höchsten Schutzauflagen (Schutzanzüge, Atemmasken) abgesaugt und gesichert transportiert der Verbrennung zugeführt, so heißt es von der Stadt. Das kostet viel Geld: Im Jahr 2022 summierten sich die Kosten auf etwa 32.000 Euro. Die Fallen und Hormone kosten dagegen nur etwa 4000 Euro für 100 Bäume.
Mit der so genannten „Verwirrmethode“ wurden nach Angaben der Stadt seit den 80er Jahren gute Erfahrungen gemacht, etwa beim „Apfel- und dem „Traubenwickler“. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW koordiniert die Pilotstudie in Bochum. „Erste Ergebnisse aus den Niederlanden sind bereits erfolgversprechend“, so heißt es von der Verwaltung.
Paintball-Pistolen auf dem Friedhof in Querenburg sollen Hormone ausbringen
Auf dem Friedhof in Querenburg waren laut Stadt in den vergangenen Jahren mehrere Bäume mit Nestern des Eichenprozessionsspinners betroffen, weshalb sich die Fläche gut für die Studie eignen soll. Während eine Baumreihe mit den Pheromonen behandelt wird, bleibt eine andere unbehandelt, damit nachher verglichen werden kann.
Mit Paintball-Pistolen sollen zischen Juli und September pro Baum sechs bis zehn biologisch abbaubare Wachskugeln mit Sexualhormonen in die Krone geschossen werden. Die Pheromone wirken artspezifisch, weshalb die Stadt keine negativen Auswirkungen auf andere Organismen erwartet.
Der Friedhof wird während der Paintball-Schüsse in den frühen Morgenstunden für Besucherinnen und Besucher geschlossen bleiben. Die Stadt muss außerdem eine Ausnahmegenehmigung bei der Polizei beantragen. Um den Erfolg oder den Misserfolg zu kontrollieren, werden Fallen ausgehängt. Außerdem werden nur in Ausnahmefällen mögliche Nester abgesaugt, um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten.