Bochum. Ein Bochumer (91) beklagt rücksichtloses Verhalten mancher Busfahrer. Beim Aussteigen mit Rollator stürzte er kürzlich. Das sagt die Bogestra.

Ludwig Dietz ist 91 Jahre alt. Er heißt eigentlich anders, seinen richtigen Namen möchte er nicht veröffentlicht wissen – aber er will aufmerksam machen auf ein Problem, das mutmaßlich nicht nur ihn umtreibt: Der Senior aus Hordel ist gehbehindert, auf einen Rollator angewiesen. Um innerhalb Bochums von A nach B zu kommen, fährt er Bus – und erlebt dort nach eigenen Angaben immer wieder Rücksichtslosigkeit und brenzlige Situationen. Eine Fahrt in der vergangenen Woche endete für den 91-Jährigen im Krankenhaus.

Mit dem 368er sei ihr Vater an einem Vormittag vom Rathaus zurück nach Hause gefahren, schildert Dietz’ Tochter. An der Hordeler Heide habe er aussteigen wollen, der Bus sei aber noch etwa 20 bis 30 Zentimeter von der erhöhten Ausstiegskante der Haltestelle entfernt gewesen. „Als mein Vater den Fahrer darauf aufmerksam machte, dass er so nicht aussteigen kann, fuhr der Busfahrer etwa fünf Meter weiter an eine Parkbucht für Autos“, berichtet die Tochter weiter. Dort sei der Ausstieg noch tiefer gewesen, wieder habe Dietz gesagt, dass er so nicht aussteigen könne. „Du kannst, mach!“, habe der Busfahrer darauf geantwortet.

Sturz aus Bogestra-Bus: Platzwunde am Kopf genäht

Dietz also „machte“, kam ins Straucheln, stürzte. Der Busfahrer habe einen Krankenwagen der Feuerwehr gerufen, im Krankenhaus sei eine Platzwunde am Kopf genäht worden. „Wir können uns glücklich schätzen, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, sagt die Tochter des Seniors, erst im vergangenen Jahr habe der Vater einen Beckenbruch erlitten. Die Ärzte im Bergmannsheil gaben aber Entwarnung: Nichts gebrochen diesmal.

Ihm gehe es „einigermaßen gut“, sagt der 91-Jährige einige Tage nach dem Unfall, die Wunde am Kopf sei versorgt, die Prellungen täten noch etwas weh. Die Situation, die jetzt zum Sturz führte, sei aber keine Ausnahme. An den Bushaltestellen seien die Ausstiegsinseln ja extra erhöht worden, um Ein- und Ausstieg zu erleichtern. „Das wird aber sehr unterschiedlich gehandhabt.“

Bogestra lädt Senior „zum Austausch“ ein

Familie Dietz hat sich offiziell bei der Bogestra beschwert, deren Sprecher Christoph Kollmann bestätigt, dass das Schreiben vorliege und bereits beantwortet sei. Man wünsche Herrn Dietz „eine schnelle und schmerzfreie Genesung“, teilt Kollmann mit und lädt den Senior ein, die Bogestra anschließend „einmal persönlich zum Austausch“ zu besuchen.

Die Schilderungen der Familie seien intern an die zuständige Stelle weitergegeben worden. „Inwieweit ein nachgewiesenes Fehlverhalten personalrechtliche Konsequenzen nach sich zieht, wird von uns auf keine Art und Weise weitergegeben“, sagt Kollmann – den konkreten Fall kommentiert er also weiter nicht. Aber er nimmt allgemein Stellung: Das Fahrpersonal der Bogestra nehme „seit Langem an speziellen Schulungen“ zur „Nutzung von Bussen und Bahnen durch mobilitätseingeschränkte Personen“ teil. Dabei würden beispielsweise Alterssimulationsanzüge Perspektivwechsel ermöglichen, Fahrerinnen und Fahrer könnten außerdem etwa das Einrollen in Bus und Bahn mit einem Rollstuhl testen.

91-Jähriger: „Es gibt Busfahrer – und es gibt Busfahrer“

Außerdem verweist der Bogestra-Sprecher auf die regelmäßig von Polizei, Verkehrswacht und Bogestra angebotenen „Rollatortrainings“ – hier könnten Betroffene auf einem Rollatorparcours üben, außerdem Tipps bekommen. Zum Gesamtbild, so Kollmann, gehöre aber auch das: „Häufiger als man meint“ werde das passende Heranfahren an Haltestellen durch parkende Autos unmöglich gemacht.

Barrierefreiheit sei ganz eng mit sozialer und gesellschaftlicher Teilhabe verknüpft, sagt Horst Vöge, der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK in NRW. In den Sprechstunden und Seminaren vor Ort bekomme der Verband Probleme wie die von Ludwig Dietz regelmäßig gespiegelt. Brenzlige Situationen im ÖPNV hingen sicherlich „manchmal auch davon ab, wie gestresst die Fahrerinnen und Fahrer sind“, sagt Vöge. Und: Manche Fahrende seien vielleicht technisch versiert, ihr „Mitgefühl aber nicht so ausgeprägt“.

Auch Ludwig Dietz sagt: „Es gibt Busfahrer – und es gibt Busfahrer. Manche gucken in ihren Spiegel und warten, ehe sie losfahren.“ Andere starteten, „da sitzt man noch nicht ganz“. Er wünsche sich vor allem das: „Dass man mehr auf die Behinderten und Senioren eingeht.“

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