An Rhein und Ruhr. Unbekannte stehlen immer wieder Kupferkabel der DB. Dadurch kommt es immer wieder zu Verspätungen und Ausfällen wie Anfang der Woche in Bochum.

Am gesamten Montag und bis zum frühen Dienstagmorgen stand der Zugverkehr rund um Bochum still. Reisende mussten sich Alternativen suchen, denn wieder einmal hatten Kabeldiebe bei der Deutschen Bahn (DB) zugeschlagen. Der sogenannte „Buntmetalldiebstahl“ wird zu einem immer größeren Problem. Die DB spricht von einer starken Zunahme und von immer mehr daraus resultierenden Verspätungen.

Starker Anstieg bei Kupferdiebstählen im Vergleich zum Vorjahr

Schon in der vergangenen Woche musste der Bahnverkehr rund um Bochum unterbrochen werden, weil Unbekannte wohl auf der Suche nach Kupfer Glasfaserkabel durchschnitten hatten. Dieses Mal waren sie fündig geworden und hatten einige hundert Meter Kabel mitgehen lassen oder zerstört.

Es ist nur ein Fall von hunderten. Alleine für das vergangene Jahr spricht die Bahn von 387 Taten bundesweit. Das seien 21 Prozent mehr als 2021. „Das ist mehr als ein Diebstahl pro Tag und der höchste Wert seit fünf Jahren. Daraus ergaben sich rund 111.000 Verspätungsminuten“, betonte eine Bahn-Sprecherin.

NRW: Ruhrgebiet mit viel Schienenverkehr stark betroffen

Dabei hat die DB ohnehin schon ein Verspätungsproblem. Laut der zu Jahresbeginn vorgestellten Bahn-Bilanz 2022 kamen mehr als ein Drittel der Züge im Fernverkehr zu spät. So schlimm war es in den vergangenen zehn Jahren nie. Die Gründe sind altbekannt: Baustellen und veraltete Infrastruktur.

Doch in einigen Gebieten bremst auch der Metalldiebstahl die Bahn erheblich. „Die regionalen Schwerpunkte liegen im Südosten Deutschlands mit 27 Prozent der Fälle und 21 Prozent der Verspätungsminuten. Rund ein Fünftel aller Verspätungen sind hier Ursache von Buntmetalldiebstahl“, so die DB-Sprecherin. „Aber auch im Ruhrgebiet, mit viel Zugverkehr kommt es häufig zu Diebstählen.“ Am stärksten betroffen sei der Güterverkehr. „Dort verursachen die Diebstähle mehr als die Hälfte aller Verspätungsminuten.“

Deutsche Bahn rüstet bei der Sicherheit auf

Insgesamt seien im vergangenen Jahr 4876 Züge betroffen gewesen. Das sei ein Plus von 43 Prozent gegenüber 2021 (3408 Züge). „Die Zerstörungen waren umfangreicher und wurden an sensibleren Stellen durchgeführt“, erklärt die Sprecherin. „Das führte dazu, dass mehr Züge betroffen waren. Die überwiegende Anzahl der Fälle ereignet sich beim Netz und führt zum Ausfall von Leit- und Sicherungstechnik.“

Gefahr für Reisende bestehe aber nicht, versichert die DB. Das System sorge dafür, dass die Züge zum Stehen kommen. Dennoch will die Bahn bei der Sicherheit aufrüsten. Man wolle massiv gegen die Diebe vorgehen, kündigt Hans-Hilmar Rischke, Leiter Konzernsicherheit der DB, an. „Wir stellen 500 zusätzlichen Mitarbeiter ein, die vor allem an Diebstahlschwerpunkten zum Einsatz kommen werden.“ 100 davon werden bereits 2023 kommen.

Hohe Rohstoffpreise sind Anreiz für Diebe

Außerdem treibt die Bahn den Einsatz moderner Technik voran. Einsatzteams der DB Sicherheit sollen bei Fällen wie Kabeldiebstahl teilweise verdeckt eingesetzt werden, unterstützt durch Wärmebildgeräte und Videotürme, erklärt die Bahn-Sprecherin. „Auch die Abstimmung mit der Bundespolizei und weiteren Behörden wird verstärkt und die Präventionsarbeit intensiviert, zum Beispiel mit dem Altmetallhandel.“

Als Gründe für den Anstieg der Diebstähle sieht die Bahn besonders die gestiegenen Rohstoffpreise auf dem Markt für Buntmetalle, bedingt auch durch den Krieg in der Ukraine. „Die Preise für Kupfer und Stahl waren bis 2019 auf niedrigem Niveau, damit gab es kaum Diebstahlanreize“, so die Sprecherin. 2022 seien die Preise dann wieder massiv gestiegen. „Hinzu kommen die steigende Inflation und die gestiegenen Lebenshaltungskosten.“

34.000 Kilometer: DB kann gesamtes Netz nicht überwachen

Oft wird nach Erkenntnissen der Bahn das Diebesgut direkt ins Ausland transportiert. Der zwischenzeitliche Rückgang der Zahlen von 2018 bis 2021 sei vor allem auf verbesserte Sicherheitskonzepte, aber auch die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie zurückzuführen, heißt es. Jedoch gelte: „Bei einem Streckennetz von rund 34.000 Kilometern mit rund 2600 Stellwerken ist eine flächendeckende und lückenlose Überwachung trotz aller Maßnahmen nicht zu gewährleisten.“

ÖPNV kaum von Diebstählen betroffen

Auch lokale Verkehrsbetriebe sind hin und wieder von Kabeldiebstählen betroffen, auch wenn es kein akutes Problem wie bei der DB ist. Doch auch die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) habe im vergangenen Jahr einen Fall gehabt, der direkt 150.000 Euro Schaden verursacht habe, wie eine Sprecherin berichtet. Auf der Strecke der U79 nach Düsseldorf hatten Diebe Kabel entwendet und dabei einen Kabelbrand verursacht. Die Reparatur habe Monate gedauert. „Wir hatten mehrere Wochen den Verkehr unterbrechen und ausdünnen müssen.“

Andere Betriebe wie die Düsseldorfer Rheinbahn, Niag oder Stoag hingegen teilen mit, sie seien nicht von Kabeldiebstählen betroffen. Die Ruhrbahn in Essen teilt mit: „Wir hatten vor über acht Jahren den letzten Diebstahl im größeren Stil“, so eine Sprecherin. Damals seien aus der U-Bahn im Altenessener Bereich dicke Massekupferkabel geklaut worden. „Wir verwenden kein reines Kupfer mehr, sondern Kabel mit Aluminiumanteilen, soweit technisch möglich. Das hilft, seither ist kein Diebstahl mehr festzustellen.“