Bochum. Das Karstadt-Restaurant im Ruhrpark steht vor dem Aus. Vor allem viele ältere Stammgäste betrübt das. Ihre Sorgen – und der aktuelle Stand.
Das Restaurant im Karstadt-Warenhaus im Ruhrpark Bochum steht vor dem Aus
Die Mitarbeitenden sollen bereits Kündigungen erhalten haben
Für viele ältere Stammgäste wäre die Schließung ein herber Verlust
In dieser Woche feierte Marianne Wittig ihren 96. Geburtstag. Eine Glückwunschkarte und ein Blümchen zierten mittags ihren angestammten Tisch („Reserviert“) direkt an der Kasse. „Diese persönliche Note ist Mutter sehr wichtig“, sagt ihre Tochter Elke. Beide schwärmen vom Karstadt-Restaurant im Ruhrpark – und sind traurig: Dem Lokal droht das Aus.
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Anfang April war bekannt geworden, dass im Zuge des Insolvenzverfahrens von Galeria Karstadt Kaufhof auch in den Warenhäusern Personal abgebaut werden soll, die geöffnet bleiben. Laut Medienberichten sollen 30 der insgesamt 67 Restaurants der Galeria Restaurant GmbH – eine Tochtergesellschaft des Konzerns – geschlossen werden. Auf der Streichliste findet sich auch der Bochumer Ruhrpark.
Karstadt-Restaurant vor dem Aus: Der 30. Juni ist im Gespräch
Eine offizielle Bestätigung gibt es nach wie vor nicht. Sowohl die Galeria-Zentrale in Essen als auch das Center-Management im Ruhrpark ließen WAZ-Anfragen unbeantwortet. Der Bezirksstelle Ruhrgebiet der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Oberhausen liegen keine aktuellen Informationen vor. „Wir haben vor Ort keinen eigenständigen Betriebsrat“, sagt Sprecher Jens Zimmermann. Verwiesen wird aber auf Erkenntnisse der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Danach ist das Aus für das Bochumer Karstadt-Restaurant besiegelt. Die ersten Kündigungen seien bereits erfolgt.
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„Stimmt“, hieß es in dieser Woche vor Ort. Mitarbeiter informieren auf Nachfrage besorgter Gäste: „Wir machen dicht“, heißt es – angeblich zum 30. Juni. Vermutlich werde der Betrieb schon früher eingestellt, weil die Fläche anderweitig genutzt werden solle. „Wir im Restaurant haben alle die Entlassungen erhalten. Neun Kolleginnen und Kollegen sind betroffen“, erfuhr die WAZ. Viele Stammkunden seien wütend und verbittert: „Für manche ist das hier seit Jahrzehnten das zweite Zuhause.“
96-Jährige wird von den Mitarbeitern persönlich begrüßt
Marianne Wittig (die für diesen Bericht nicht fotografiert werden wollte) gehört dazu. Die Seniorin wohnt in Langendreer. Seit 15 Jahren fährt sie mit ihrer Tochter dreimal wöchentlich in den Ruhrpark. Jeden Montag. Jeden Mittwoch. Jeden Freitag. „Mutter fühlt sich dort sehr wohl. Sie wird immer namentlich begrüßt. Weil sie das Tablett nur noch schlecht halten kann, wird ihr das Essen an den Tisch gebracht. Die Damen dort machen das ganz toll. Eine derartige Kundennähe gibt es nebenan auf der Gastro-Meile ,Via Bartolo’ nicht“, sagt Tochter Elke.
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Für die 60-Jährige ganz wichtig: „Ich brauche im Restaurant nicht dabei zu sein. Meine Mutter bewahrt so ein Stück Selbstständigkeit. Das ist für uns von großer Bedeutung.“ Das gelte auch für zahlreiche weitere Stammgäste. Das Lokal ist hauptsächlich bei älteren Menschen gefragt. „Man kennt sich. Es sind schon manche Freundschaften entstanden.“
Senioren sagen: Ohne Restaurant kaufen wir hier auch nicht mehr ein
Wie beliebt das Restaurant ist, wird auch bei einer WAZ-Stippvisite am Donnerstag deutlich. Die Plätze im 1. Obergeschoss, zwischen Abendmode und Damenoberbekleidung, sind gut gefüllt. Der tägliche Mittagstisch für 8,95 Euro bietet Hühnerfrikassee mit Reis. Ein Schild am Eingang weist auf die aktuellen Öffnungszeiten hin: 9 bis 16.30 Uhr. Im Internet steht noch 9.30 bis 18 Uhr.
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Es wird geschlemmt und geplauscht. Gut, das Karstadt in Bochum mit seinen noch 170 Arbeitsplätzen erhalten bleibe, sagt ein Rentner. Doch: „Die Schließung des Restaurants wird gerade für uns Ältere eine große Lücke hinterlassen.“ Karstadt werde das deutlich merken: „Ohne Restaurant werden viele von uns hier auch nicht mehr einkaufen.“
Derweil hoffen Marianne Wittig und ihre Tochter auf ein Happy End: „Vielleicht gibt’s ja doch einen neuen Pächter. Es muss doch irgendwie weitergehen.“