Bochum-Querenburg. Durch den Brand der Turnhalle nebenan hat eine Bochumer Gesamtschule zu wenig Zeiten für Sportunterricht. Ein Provisorium lehnt die Stadt ab.
Bis in der Erich-Kästner-Gesamtschule (EKS) in Bochum-Querenburg wieder ein geregelter Sportunterricht stattfinden kann, wird es noch ein paar Jahre dauern. Nach dem Brand der Turnhalle an der Markstraße, direkt neben dem Schulgelände, im Juli 2019, steht zwar fest, dass eine neue Dreifach-Turnhalle gebaut werden soll. Doch die Überreste der alten Halle sind noch nicht mal entfernt… Vor diesem Hintergrund hatten SPD und Grüne in der Bezirksvertretung Bochum-Süd bei der Stadt angefragt, ob eine Zwischenlösung – zum Beispiel eine Traglufthalle – als temporärer Ersatz denkbar sei. Die Antwort aus dem Rathaus ist klar: nein.
Turnhalle abgebrannt: Stadt lehnt Ersatzlösung für Schule ab
Die Verwaltung habe keine Erfahrungswerte hinsichtlich Beschaffung, Errichtung und Betrieb von Traglufthallen, heißt es in einer Mitteilung an die Bezirksvertretung. Recherchen hätten ergeben, dass der Aufbau einer z.B. 1000 Quadratmeter großen Traglufthalle samt Ausstattung sehr kostenintensiv sein würde. Laut Stadt sind siebenstellige Mietkosten für zwei bis drei Jahre zu erwarten.
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Auch würden die energetischen Leitlinien der Stadt Bochum nicht eingehalten. „Beim Energieverbrauch hält die Stadtverwaltung laufende Kosten von 200.000 Euro im Jahr für realistisch“, heißt es aus dem Rathaus. Zudem ergäben sich funktional Einschränkungen, etwa könnten Umkleidebereiche inklusive Duschen schlecht in der Halle realisiert werden, auch Befestigungen an der Decke oder Prallwände seien problematisch.
EKS-Schulleiter sieht dringenden Bedarf für eine neue Turnhalle in Bochum-Querenburg
Zudem wäre für eine solche Traglufthalle eine ebene Aufstellfläche samt Sicherheitsabständen zu planen und zu bauen, einschließlich speziellen Genehmigungen. In der Gesamtbewertung hält die Verwaltung daher eine Aufstellung von Traglufthallen für „zu teuer und nicht zielführend“.
Keine gute Nachricht für die Erich-Kästner-Gesamtschule, die laut Stadt aktuell die Dreifach-Turnhalle (Halle II) an der Markstraße in der Zeit von 8 bis 16 Uhr nutzen kann – und die eigene Gymnastikhalle. In dieser ist jedoch kein Ballsport möglich, ist also nur eingeschränkt nutzbar. Schulleiter Ludger Jonischeit hatte sich nach eigenen Angaben auch um Zeiten in der Halle der Ruhr-Universität Bochum (RUB) bemüht. „Da konnten wir früher auch rein. Aber aktuell ist dort leider nichts zu machen. Auch nicht für Oberstufen-Kurse.“
Abriss und Neubau: Der Zeitplan für die neue Halle
Ein Abriss der abgebrannten Turnhalle an der Markstraße ist laut Stadt erst Ende 2023/Anfang 2024 vorgesehen. Aktuell würden die Angebote für die entsprechenden Ingenieurleistungen ausgewertet. Die Beauftragung soll jetzt im April erfolgen. Die Zentralen Dienste der Stadt gehen davon aus, dass der Abbruch der Halle sechs bis sieben Monate in Anspruch nehmen wird. Ist die Brandruine entfernt, sollen bergbauliche Sicherungsarbeiten des Baugrundes starten.
Der Bau einer neuen Turnhalle soll anschließend in Kombination mit dem auf der Ecke Markstaße/Stiepeler Straße geplanten „Quartier am Gesundheitscampus“ (bis zu 400 Wohnungen sollen hier in vier Wohnblöcken entstehen) stattfinden. „Geplant ist der Baubeginn für das vierte Quartal 2024 bzw. das erste Quartal 2025“, teilt Stadtsprecherin Charlotte Meitler auf WAZ-Anfrage mit. Die Ausschreibung der Planungsleistung ist laut Stadt in Vorbereitung und werde im Sommer 2023 veröffentlicht. Der Auftrag soll voraussichtlich im September 2023 erteilt werden.
Die neue Halle soll dann 2026 fertig werden. Zuletzt war von 15 Millionen Euro Kosten für das Bauprojekt die Rede.
Seit mehr als drei Jahren ist nun schon kein regulärer Sportunterricht an der EKS möglich. Und es werden wohl noch mindestens drei weitere Jahre hinzu kommen. Vorher dürfte die neue Halle nicht fertig werden. Jonischeit wolle sich nicht beklagen, „aber die Halle muss dringend her“. Allein für die Leistungskurse in der 12. und 13. Jahrgangsstufe. Und für den Sport in den Profilklassen ab der Fünften. „Damit sind wir vergangenes Jahr gestartet.“ Aktuell werde Kajakfahren und Eishockey (in Herne) angeboten. Dazu benötige man keine Turnhalle, aber in Zukunft sicherlich.
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Das Ausweichen auf weiter entfernte Turnhalle sei keine Option, sagt Ludger Jonischeit. „Wenn wir mit dem Bus irgendwo hin fahren, geht zu viel Zeit drauf.“
Dass er die Einweihung der neuen Halle noch als Schulleiter der EKS erleben wird, bezweifelt Ludger Jonischeit. „Ich habe nur noch dreieinhalb Jahre. Eher wird der Parkplatz fertig.“ Der aktuelle sei mit 20 Stellplätzen viel zu klein, ein neu geplanter soll Jonischeits Informationen zufolge 180 haben. „Allerdings sollte dafür laut letzter Planung ein Teil des Schulgeländes weggenommen werden. Das geht natürlich nicht.“
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Im Rathaus hofft man, bald doch etwas Entspannung in den Stundenplan der EKS zu bringen. Im Rahmen des derzeit laufenden Projekts zur Umsetzung des Gutachtens über die Sporthallenflächen in Bochum versuche man, die insgesamt zur Verfügung stehenden Hallensportflächen bestmöglich zu verteilen. „Durch nach und nach fertiggestellte Hallen (z.B. in 2023 am Märkischen Gymnasium) wird sich die Gesamtsituation etwas entspannen“, teilt die Verwaltung mit.