Bochum-Langendreer. Vor einem Jahr wurde eine „wilde“ Mountainbike-Piste in Bochum verboten. Die Stadt kündigte eine Alternative an. Doch die Pläne sind gescheitert.

Seit knapp einem Jahr haben Mountainbiker aus Bochum, die gerne im Gelände über Rampen fahren und Sprünge wagen, ein Problem: Nachdem die Nutzung der laut „Experten“ besten Strecke weit und breit von der Stadt Bochum verboten wurde, fehlt es an einer Alternative. Die Piste im Wald an der Urbanusstraße auf der Stadtgrenze Bochum/Witten wurde inzwischen weitgehend zurückgebaut. Für die Mountainbikefahrer schien derweil ein anderer Standort gefunden, doch die Pläne sind nun gescheitert.

Bochum: Traum von neuer Mountainbike-Piste ist geplatzt – vorerst

Gute 30 Jahre hatten die Städte Bochum und Witten den wilden Fahrrad-Parcours im Papenholz toleriert. Auch Laurin Lindemann verbrachte u.a. mit seinen Kumpeln David Linder und Jesper Kersting seine Freizeit am liebsten in diesem kleinen Waldstück. Nicht nur, um dort zu fahren. Auch, um an der Strecke mitzubauen, Sprungschanzen zu optimieren und eigene Ideen einzubringen. „Der Dirt-Park hier war eine echte Attraktion“, sagt Jesper, „und weit über Bochum hinaus bekannt. Selbst aus England waren schon Mountainbiker hier.“

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Doch im Frühjahr 2022 endete der Spaß abrupt. Plötzlich standen Schilder im Wald, auf denen die Stadt Bochum den Rückbau der Mountainbike-Strecke ankündigte – weil „durch Ausgrabungen, Aufschüttungen und Einbauten massive Schäden verursacht“ worden seien. Kurz darauf waren die Schanzen und Rampen auch schon verschwunden, die Mountainbiker nicht mehr erwünscht.

Jesper, David und Laurin aus Bochum vermissen die frühere Mountainbike-Strecke im Papenholz auf der Stadtgrenze Bochum/Witten. Eine alternative Piste ist erst einmal in weite Ferne gerückt.
Jesper, David und Laurin aus Bochum vermissen die frühere Mountainbike-Strecke im Papenholz auf der Stadtgrenze Bochum/Witten. Eine alternative Piste ist erst einmal in weite Ferne gerückt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Als Ersatzstrecke wurde die Fläche des ehemaligen Betriebshofes an der Hauptstraße in Langendreer ausgeguckt – zwischen DRK-Zentrum und Kleingartenanlage, auch nicht weit von Witten entfernt. Auf diesem Gelände soll ein neuer Wald entstehen. Laut Stadt war „eine Kombination aus Mountainbikestrecke und Aufforstung angedacht und dazu gab es auch Gespräche mit Jugendlichen“. Allerdings musste die Verwaltung nach eigenen Angaben diese Pläne verwerfen, „da die Waldflächen auch als Ausgleich fungieren soll“. Dies sei „in der angedachten Kombination leider nicht möglich“.

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Das bestätigt auch Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD), den Laurin Lindemann jüngst in Begleitung seiner Eltern aufgesucht hatte, um auf das Problem der Mountainbiker hinzuweisen. Auch Meyer ärgert sich, dass die Suche nach einem alternativen Standort für einen Bike-Park nun quasi von vorne beginnt. Bis zuletzt seien „alle sehr optimistisch gewesen“, dass das an der Hauptstraße hinhauen würde.

Rot-Grün: Stadt soll handeln

Auch SPD und Grüne in der Bezirksvertretung Bochum-Ost „begrüßen und unterstützen ausdrücklich die Schaffung einer Mountainbike-Strecke unter Einbeziehung der nutzenden Vereine“, schreiben die Fraktionsvorsitzenden Beate Scheffler (SPD) und Detlef Kühlborn (Grüne) in einer Anfrage an die Verwaltung. In dieser fordern sie auch die Verwaltung auf, „wieder intensiv in die Planungen einzusteigen“.

Unter anderem fragt Rot-Grün, auf welchen Flächen im Bochumer Osten sich die Verwaltung alternativ eine solche Anlage vorstellen könnte und welche Schritte nun notwendig seien, um das Projekt weiter voran zu bringen.

„Sowohl die Stadt als als auch wir von der Politik waren frohen Mutes, dass wir die Kombination aus Wald und Mountainbike-Strecke dort hinbekommen“, sagt Dirk Meyer. Doch dann habe die Forstbehörde ihr Veto eingelegt. Mit Verweis darauf, dass die Fläche auch für Ersatzpflanzungen als Kompensation von Baumfällungen an anderen Standorten im Stadtgebiet vorgesehen sei.

„Eine Kombination von Aufforstung als Kompensation (naturschutzrechtlich) und einer ausgewiesenen Mountainbikestrecke führt zu einer Reduzierung der anzuerkennenden Waldfläche“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Da es auch für Wald kaum geeignete Flächen in Bochum gibt, muss diese Fläche daher vollumfänglich aufgeforstet werden. Deshalb steht diese Variante nicht mehr zur Debatte.“

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Meyer spricht von einem Dilemma, in dem man sich jetzt befinde, und sagt Laurin und seinen Freunden auch bei der neuerlichen Suche nach einer Mountainbike-Strecke seine Hilfe zu. Zudem sind zwei Vereine mit im Boot, mit denen die Stadt schon in Kontakt stand: der Mountain-Bike Club Bochum und die Happy Trail Friends. „Bei der Planung einer konkreten Fläche werden diese Gespräche wieder aufgenommen“, kündigt Peter van Dyk an.

Im April 2022 wurde die Mountainbike-Strecke in Bochum-Langendreer durch Mitarbeiter der Stadt Bochum zurückgebaut. Dabei war auch ein kleiner Bagger im Einsatz.
Im April 2022 wurde die Mountainbike-Strecke in Bochum-Langendreer durch Mitarbeiter der Stadt Bochum zurückgebaut. Dabei war auch ein kleiner Bagger im Einsatz. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auch Laurin Lindemann und seine Kumpel möchten weiter eingebunden werden. Sie wollen an der neuen Piste ja mitbauen und sich kreativ einbringen. „Da kann man als Stadt bestimmt viel Geld sparen, die braucht dafür nicht extra jemanden zu engagieren“, findet Laurin. Seine Mountainbike-Truppe möchte möglichst schnell wieder in Bochum eine Heimat haben. Aktuell orientieren sie sich zum Kohlensiepen nach Witten. Allein bis dorthin braucht es aber eine gute Dreiviertelstunde...

Stadt Bochum: Nachbarstadt Witten bestand auf Rückbau der Mountainbike-Strecke

Laurins Eltern sind voll auf der Seite ihres Sohnes und wären auch bereit, eine Schirmherrschaft zu übernehmen. „Wir waren immer froh, dass er raus war und nicht vor dem Fernseher hockte. Und dann wird das einfach verhindert.“

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Laut Stadt gab es keine andere Lösung. „Die Strecke war illegal und aufgrund der immensen Auswüchse nicht mehr tolerierbar und nicht verkehrssicher“, erklärt Peter van Dyk. Zudem handele es sich um Wittener Stadtgebiet. „Von dort wurde ein Rückbau gefordert. Die Stadt Bochum hat sich als Eigentümerin entsprechend an die Vorgaben zu halten.“