Bochum. Wegen erheblicher Gegenwehr gegen einen Polizeieinsatz steht ein 20-Jähriger vor Gericht. Hunderte Beamte werden jährlich in Bochum verletzt.
Dieser Polizeieinsatz ist für zwei Beamte sehr schmerzhaft gewesen. Es geht um Schläge ins Gesicht und gegen den Kehlkopf, Tritte, Kneifen sowie Beleidigungen wie „Hurensohn“, „Missgeburt“ und noch üblere Ausdrücke. Der Täter soll ein 20-jähriger Bochumer sein. Er wurde am Freitagmorgen zu Hause von der Polizei abgeholt und im Amtsgericht vorgeführt, denn zu Prozessbeginn um 9.15 Uhr war er unentschuldigt ferngeblieben.
Laut Anklage gab es am 22. Januar 2022 um 2.10 Uhr in der Nacht einen Streit in einer Gruppe junger Männer auf dem Tankstellengelände an der Herner Straße in Hofstede, darunter der Angeklagte. Als Polizeibeamte die Beteiligten trennen wollten, stürzten alle. Während der 20-Jährige gefesselt in Polizeigewahrsam transportiert wurde, soll er sich weiterhin erheblich widersetzt haben.
Zwei Beamte der Polizei Bochum waren einige Tage arbeitsunfähig
Zwei Beamte waren wegen der Gegenwehr des Angeklagten einige Tage arbeitsunfähig. Schläge gegen den Kehlkopf sind sehr gefährlich. Einer hatte auch eine Platzwunde an der Lippe, die bis in den Mund ging und tagelange Schmerzen beim Zähneputzen zur Folge hatte.
Der Angeklagte war damals betrunken. Zur Tankstelle war er mit einigen Bekannten gegangen, um noch mehr Alkohol und Zigaretten zu besorgen. „Auf dem Weg dorthin war ich schon am Kotzen“, sagte der Angeklagte. Ein Geständnis deutete er nur pauschal an, ohne konkret zu werden: „Ich war durch den Alkohol ziemlich hemmungslos.“ Sein Verteidiger erklärte: „Er weiß, dass er sich nicht richtig verhalten hat.“
Kurz nach dem Vorfall hatte er seinerseits die Polizei angezeigt, wegen Körperverletzung im Amt, weil auch er selbst Verletzungen davon getragen hatte. Dieses Verfahren ist aber von der Staatsanwaltschaft Bochum eingestellt worden.
Das Amtsgericht wird den Prozess noch einmal ganz neu beginnen – mit zahlreichen Zeugen am 5. April.
Im Jahr 2021 wurden in Bochum fast 700 Polizeikräfte Opfer von gewalttätigen Übergriffen
In den vergangenen Jahren wurden bei Polizeieinsätzen auf Bochumer Stadtgebiet jeweils mehrere Hundert Beamtinnen und Beamten Opfer von Gewalttaten. Im Jahr 2021 waren es 698, im Jahr 2020 553, im Jahr 2019 483 und im Jahr 2018 558. Diese Zahlen nannte die Polizei vor kurzem im Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung auf eine Anfrage der Fraktion „Die Partei & Stadtgestalter“.
Auch zu Angriffen auf Feuerwehr- und Rettungskräfte wurden im Ausschuss Zahlen genannt: Zwischen den Jahren 2018 und 2022 gab es jeweils zwischen zwölf und 18 tätliche Übergriffe in Bochum. „In den meisten Fällen handelte es sich um Übergriffe während eines Rettungsdiensteinsatzes in Verbindung mit übermäßigen Alkohol- oder anderen Drogenkonsum“, teilt die Stadt mit.