Bochum. Schulen und Vereine bemängeln häufig zu wenige Wasserzeiten in Lehrschwimmbecken. Das soll sich ändern. Wie – und warum erst wenig passiert ist.
Rund 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren konnten 2022 nicht schwimmen. Das hat eine Forsa-Umfrage ergeben, die die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) beauftragt hat. Im Vergleich zu 2017 hat sich die Zahl der Nichtschwimmer demnach verdoppelt. Für Schwimmkurse in Bochum gibt es lange Wartelisten, was auch mit fehlenden Wasserzeiten zutun hat.
Eine Optimierung des sogenannten „Wasserflächenmanagements“ soll helfen, das ist im März 2022 beschlossen worden. Doch was ist seitdem passiert – und wie steht es um Sanierungspläne für die Lehrschwimmbecken im Stadtgebiet?
Das hat sich auch die CDU gefragt. In einer Pressemitteilung heißt es von Sascha Dewender, Sprecher der Ratsfraktion: „Die Sportstättenbedarfsplanung für Wasserflächen liegt seit nunmehr einem Jahr vor. Passiert ist bis heute so gut wie nichts, um die darin enthaltenen Empfehlungen umzusetzen. Das ist richtig enttäuschend. Die Stadtverwaltung muss endlich aus dem Quark kommen.“
Lehrschwimmbecken in Bochum: So ist der aktuelle Zustand
Die Verwaltung wurde im Ausschuss für Sport, Bewegung und Freizeit am 30. März 2022 beauftragt, eine Projektgruppe einzurichten. Sie beschäftigt sich mit der sogenannten „Bedarfsplanung Wasserflächen“. Das Ziel: Die Empfehlungen eines Gutachtens aufzubereiten, das beim Institut für kommunale Sportstättenentwicklungsplanung in Potsdam in Auftrag gegeben wurde.
Demnach befindet sich ein Großteil der Lehrschwimmbecken in einem guten bis ausreichenden Zustand, die Maßnahmen in den kommenden Jahren seien überschaubar. „Erst ab 2026 sind umfangreichere Investitionen nötig“, heißt es in dem Gutachten.
17 Lehrschwimmbecken gibt es derzeit in Bochum. Für das am Schulzentrum Querenburg ist dieses Jahr ein Neubau geplant. Drei Schwimmbecken sind außer Betrieb, die an Natorp-, Wilberg- und Michael-Ende-Schule. Diese Zahlen nennt die Pressestelle der Stadt nach unserer aktuellen Anfrage. Auch Lehrschwimmbecken an der Gahlensche Straße und Ruhrstraße wurden in der Vergangenheit geschlossen. In den weiteren Kleinschwimmbädern habe es zwischen 2018 und 2022 Sanierungen oder kleinere Maßnahmen gegeben.
Wiedereröffnung des Lehrschwimmbeckens an der Querenburger Straße im Jahr 2023
400.000 Euro sind 2021 in die Lehrschwimmbecken im Bochumer Stadtgebiet geflossen, 2,9 Millionen Euro waren es 2022. „In 2023 wird die Stadt Maßnahmen in Höhe von rund 6,4 Millionen Euro durchführen beziehungsweise abschließen“, so Sprecher Peter van Dyk. Mit inbegriffen sei die Wiedereröffnung an der Querenburger Straße. „Große Sanierungsmaßnahmen, die zu einer vorübergehenden Schließung führen, sind in 2023 nicht geplant.“
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Ziel der Arbeitsgruppe, die sich mit dem Gutachten auseinander setzt, ist es, den Bedarf der Schulen mit den Kapazitäten in Einklang zu bringen. Denn: „Ausweislich der (...) Untersuchung kann der Bedarf für den Vereinssport gedeckt werden.“
Schulen soll ein Anfahrtsweg von etwa 10 Minuten zum nächsten Lehr- beziehungsweise Kursschwimmbecken ermöglicht werden, der vorgesehene Unterricht solle komplett erteilt werden können. In die Analyse wurden auch die Schwimmbäder der Wasserwelten mit einbezogen.
Um das umzusetzen solle unter anderem die Auslastung erhöht, ein Wasserflächenmanagement eingeführt und betrieblich bedingte Ausfälle reduziert werden. Die Planung erfolge in enger Abstimmung mit dem kürzlich beschlossenen Bochumer Bäderkonzept.
Konzept der Planungsgruppe für Lehrschwimmbecken lässt auf sich warten
Laut Beschluss sollte den Ratsgremien bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 ein Konzept vorgelegt werden – in dem es um Sanierungen, Neubau und gegebenenfalls auch die Aufgabe von Beckenstandorten gehen soll. Passiert ist das bisher nicht. „Praktisch umgesetzt wurde (...) nur Organisatorisches. Nun hat die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass das Thema ,bis zur Sommerpause 2023’ in die Ausschüsse geht“, so Sascha Dewender (CDU).
Er ergänzt zudem: „Bei den Lehrschwimmbecken reicht es keinesfalls aus, nur auf eine bessere Erreichbarkeit zu setzen. Der Stadtbezirk Nord verfügt weder über ein Lehrschwimmbecken noch über ein öffentliches Schwimmbad. Daran wird auch das Bäderkonzept der Wasserwelten nichts ändern.“
Er fordert vor allem Investitionen für die Sanierung der Lehrschwimmbecken, um sie die nächsten Jahre weiter zuverlässig nutzen zu können. Drei Lehrschwimmbecken seien seit Jahren außer Betrieb. „Weiteren droht die baldige Schließung, wenn hier nicht investiert wird“, so der schulpolitische Sprecher.