Bochum-Werne. Der geplante Golfpark in Bochum nimmt Form an. Dennoch verschiebt sich die Eröffnung deutlich. Das verlängert auch die Leidenszeit der Anwohner.

Es gibt gute und schlechte Nachrichten vom geplanten Golfpark in Bochum-Werne. Die gute: Ein großer Teil des früheren Zechengeländes ist schon fertig modelliert, eingesät und bepflanzt. Die schlechte: Trotz des Vorankommens verschiebt sich die Eröffnung deutlich – um ein ganzes Jahr. Aktuell ist von Frühjahr 2024 die Rede. Für die Anwohner bedeutet das nichts Gutes, denn für sie geht die Leidenszeit noch eine ganze Weile weiter.

Golfpark in Bochum: Anwohner müssen vorerst weiter leiden

Die Nachbarschaft ist insbesondere aufgrund der vielen, vielen Lkw genervt, die das riesige Areal am Harpener Hellweg anfahren, um Erde abzukippen. Der Boden stammt von anderen Baustellen und wird für die Hügel benötigt, die die Golflandschaft bekommen soll. Das verursacht natürlich viel Lärm, vor allem aber jede Menge Dreck.

Die Maßnahme ist in zwei Abschnitte unterteilt: Der erste betrifft das früheren Gelände der Zeche Amalia. Hier soll Spaß-Golf in diversen Varianten angeboten werden. Die Felder dafür sind soweit fertig, was noch fehlt sind eine Driving Range (Abschläge üben) und die Gastronomie mit Parkplätzen. Auf 600 Quadratmetern ist ein Restaurantbetrieb mit Terrasse und Wintergarten vorgesehen.

Das Gelände des Golfparks in Bochum-Werne ist größtenteils schon fertig. Auch ein Teich wurde bereits angelegt.
Das Gelände des Golfparks in Bochum-Werne ist größtenteils schon fertig. Auch ein Teich wurde bereits angelegt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Spätestens im Frühjahr 2024 wollen wir diesen Bereich eröffnen“, sagt Tanja Hesse. Die 46-Jährige wurde von Heiner Rogmann, Mitgeschäftsführer der Betreibergesellschaft Golf Innovations GmbH aus Kevelaer, und seinen beiden Partnern Bart Tönnissen und Mathieu Hendricks als Managerin eingestellt.

Golfpark-Betreiber plant Aktion speziell für die Anwohner

Hesse wohnt direkt nebenan und weiß, was die Nachbarschaft in den vergangenen Jahren mitgemacht habt. „Das ist eine Katastrophe. ich kann den Ärger voll nachvollziehen.“ Dennoch höre sie auch Stimmen von Anwohnern, die sich auf die Gastronomie freuten. „Die begrüßen, dass hier endlich was passiert. So etwas gibt es hier oben ja auch nicht.“ Fürs kommende Jahr plane man Aktionen, um sich bei den Nachbarn für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

Wie die Stadt die Arbeiten kontrolliert

Bei vielen Bürgern wird das Treiben auf und neben dem früheren Zechengelände von Skepsis begleitet. Es gibt die Sorge, dass kein Golfpark entsteht, sondern eine Deponie zur kostengünstigen Bauschutt-Entsorgung. Und dass die Abdeckung, die im Boden vor belastetem Untergrund schützt, bei den Arbeiten beschädigt werden könnte.

Laut Stadt wird anzulieferndes Material über einen Fachgutachter bei der Unteren Bodenschutzbehörde angemeldet. „Der Anmeldung liegt eine aktuelle Analytik des zu liefernden Materials bei. Nach Prüfung der Anmeldung wird diese von der Unteren Bodenschutzbehörde freigegeben oder abgelehnt“, heißt es aus dem Rathaus. Jeder anliefernde Lkw weise über Begleitpapiere die Herkunft und Tonnage des Liefermaterials und die Zugehörigkeit zum Transportunternehmen nach.

Auch Bodenproben (eine je 1000 Tonnen) würden entnommen und zu einer Kontrollanalyse an ein zertifiziertes Labor überstellt. „Die Ergebnisse der Kontrollanalysen werden vom Fachgutachter geprüft“, so Stadtsprecherin Charlotte Meitler. Zudem werde im Rahmen der wöchentlichen Baubesprechung und zusätzlichen unregelmäßigen, unangekündigten Kontrollen das angelieferte Material auf „organoleptische Auffälligkeiten“ überprüft. Heißt: auf Aussehen und Geruch.

Im ersten Bauabschnitt, dem eigentlichen Gelände der ehemaligen Zeche und den chemischen Betrieben Amalia, in dem sich auch die Abdichtung des kontaminierten Untergrundes befindet, seien die Arbeiten zum Großteil abgeschlossen, teilt die Stadt mit. Hier habe der Bodenauftrag oberhalb der Dichtung stattgefunden. Meitler: „Die Arbeiten werden von einem sachverständigen Fachgutachter begleitet.“

Tanja Hesse findet „superspannend“, jetzt als Teil des Golfpark-Teams „hier etwas aufzubauen“. Vor sich selbst aber habe sie ihren Sohn bei Heiner Rogmann untergebracht. „Der sitzt jetzt auf der Raupe und verteilt die Arbeit.“ Wenn denn Boden da ist. Das sei zuletzt das große Problem gewesen, sagt Heiner Rogmann. „Wir haben einfach nicht genügend Lieferungen bekommen.“

Auf der gegenüberliegenden Seite des Harpener Baches wird derzeit an der Neun-Loch-Anlage des Golfparks in Bochum-Werne gearbeitet.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Harpener Baches wird derzeit an der Neun-Loch-Anlage des Golfparks in Bochum-Werne gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Viele Bauprojekte seien aufgrund der Weltwirtschaftslage gebremst worden. „Die beginnen ja in der Regel mit dem Ausschachten“, so Rogmann. „Doch wenn die Investoren auf die Bremse treten, wird auch weniger Boden ausgehoben.“ Im Sommer sei deswegen teilweise so wenig angeliefert worden, „dass sich die Raupenfahrer gesonnt haben“, scherzt Rogmann. Dabei sei diese Verzögerung für ihn gar nicht lustig: „Jeder Tag kostet Geld, das schmeckt mir auch nicht.“

Golfpark in Bochum: Bis zu 150 Lkw-Anlieferungen geplant – pro Tag

Rund sechs bis sieben Millionen Euro würde der Golfpark am Ende kosten, sagt Rogmann. Jetzt wolle man zusehen, dass zügig Erde herangeschafft wird, um den zweiten Abschnitt – die Neun-Loch-Golfanlage – weiter vorantreiben zu können. Dafür seien 120 bis 150 Lkw-Anlieferungen angedacht – pro Tag und bis September! Das wird die Anwohner nicht freuen.

Viele von ihnen nutzen allerdings schon die fertig modellierte Landschaft für Spaziergänge, vorzugsweise mit dem Hund. Das sei in Ordnung, sagt Heiner Rogmann, man habe auch extra schon Spender für Hundekotbeutel aufgestellt. Amalia sei auch vorher schon eine Wanderstrecke gewesen. Und so, übers Gassigehen, hat er auch seine neue Managerin kennengelernt. Die war nämlich mit dem Hund auf dem Golfpark-Gelände unterwegs.