Bochum. 50 Studierende der Ruhr-Universität haben am Donnerstagabend die Bibliothek besetzt. Wogegen protestiert wird, was die Uni-Leitung dazu sagt.

50 Studierende haben am Donnerstagabend die Bibliothek der Ruhr-Universität (RUB) besetzt. Um 21 Uhr begann die Aktion des „zivilen Ungehorsams“. Bis Mitternacht wollen die Studierenden die Bibliothek wieder verlassen haben.

Hintergrund sind Sparmaßnahmen, mit denen die RUB ihren Energieverbrauch um 20 Prozent drosseln will. Seit Oktober enden die Öffnungszeiten der Bibliothek zwei Stunden früher: wochentags um 21 Uhr, am Wochenende um 19 Uhr. Ab Heiligabend bis zum 8. Januar soll die Bibliothek – wie der gesamte Campus – komplett geschlossen bleiben.

Ruhr-Universität: Studierende beklagen „unerträgliche Verschlechterung“

„An unsere Nutzerinnen und Nutzer appellieren wir, die Maßnahmen mitzutragen und uns zu unterstützen. Wir wissen, dass die notwendigen Einsparungen für uns alle weniger Komfort im Alltag bedeuten“, sagte Jörg Albrecht, Direktor der Uni-Bibliothek, bei der Bekanntgabe der Sparpläne im Herbst.

Vielen Studierenden fehlt das Verständnis. „Die Schließung der Bibliothek und die noch weiter verkürzten Öffnungszeiten sind (...) eine unerträgliche Verschlechterung unserer Studienbedingungen“, heißt es in einer von der DGB-Hochschulgruppe veröffentlichten „Stellungnahme der Studierendenschaft“.

Bibliothek soll zwischen den Jahren geöffnet bleiben

Die Bibliothek werde nicht nur benötigt, um Bücher zu leihen, sondern sei auch als Lernplatz wichtig. „Nicht jede Person verfügt über den Luxus, das eigene Wohnumfeld als Lernplatz nutzen zu können. Die steigenden Kosten bringen viele Studierende dazu, sich das Studium vom Mund oder der Wohnungstemperatur abzusparen. Essenzielle Werke in den Bibliotheken sind oftmals Präsenzbestände. Diese können eben nur eingesehen werden, wenn die Bibliothek geöffnet hat“, heißt es in der Mitteilung.

Gefordert wird, die RUB-Bibliothek während der nächsten zwei Wochen zumindest an den Werktagen zu öffnen. Dauerhaft müsse sie künftig wieder bis 24 Uhr zur Verfügung stehen, so wie vor Corona. „Keine Einstellungsstopps für auslaufende Stellen!“, lautet eine weitere Forderung.

Uni-Leitung: „Wir wollen ins Gespräch kommen“

Die Besetzung startete Punkt 21 Uhr – zu der Uhrzeit, zu der die Bibliothek schließt. Bis 24 Uhr wollen die Studierenden ausharren: „Absolut friedlich“, betonte der Sprecher der Hochschulgruppe, Mathias Mehnert, gegenüber der WAZ. „Wir hoffen, dass das Rektorat uns entgegenkommt.“ Die Studierenden blockierten die Treppe im Bibliotheksgebäude. Aus Lautsprechern erklangen Songs von Ton Steine Scherben: „Ihr kriegt uns hier nicht raus, das ist unser Haus!“

Die RUB hatte Stunden zuvor angekündigt, auf eine Räumung durch die Polizei zu verzichten. Stattdessen wolle man „mit den Studierenden ins Gespräch kommen“, so Sprecher Hubert Hundt auf WAZ-Anfrage. Die Entscheidung zur zweiwöchigen Schließung sei „mit Augenmaß“ getroffen worden. Ab dem 9. Januar sei die Universität und damit auch die Bibliothek wieder im Vollbetrieb, damit sich die Studierenden auf die anstehende Prüfungsphase am Ende des Wintersemesters vorbereiten können.