Bochum. Vor 100 Jahren geriet ein Werk von Erwin Schulhoff zum gewaltigen Aufreger. Wie kommt das Stück beim Publikum im Musikforum Bochum heute an?

Waschechte Skandale hat es in der über 100-jährigen Geschichte der Bochumer Symphoniker nur selten gegeben. Manche denken vielleicht an das ärgerliche „Fest für Mackie“, das den Zuschauern 2019 die Zornesröte ins Gesicht trieb – doch im Vergleich zu den „32 Variationen über ein achttaktiges eigenes Thema“ von Erwin Schulhoff anno 1922 war der Mackie-Protest wohl eher harmlos.

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Skandal bei den Bochumer Symphonikern hallt bis heute nach

Jetzt ist der uralte Aufreger bei den „Bosy Meisterstücken“ im Musikforum wieder ausgegraben worden, und die Neugierde ist groß. Was für ein unhörbares Stück mag das damals bloß gewesen sein? Die Antwort nach nur rund zehn Minuten ist einfach: Es ist virtuos und kraftvoll, aber es geht auch munter durcheinander.

So viele Disharmonien, die sich mit geballter orchestraler Kraft zum echten Feuerwerk hochschrauben, hört man selten. Damals verließen die Besucher wutschnaubend den Saal, heute hört man „Bravo“-Rufe und sieht einige spitzbübisch lächelnde Musiker, denen der wilde Ritt sichtlichen Spaß bereitet hat.

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Charmantes Doppel leitet den Abend ein

Eingeläutet wird das Konzert von einem charmanten Doppel: Die Solisten Antje Weithaas (Violine) und Maximilian Hornung (Cello) widmen sich einem Doppelkonzert von Johannes Brahms, das beiden Interpreten einiges abverlangt. Ihre spielerische Klasse wird getragen vom hymnisch aufspielenden Orchester, das einzelne Melodien immer wieder neu aufgreift und beherzt zurück in die Runde wirft.

Die dritte Symphonie von Jean Sibelius bildet den romantischen Schlusspunkt. Gastdirigent John Storgards leitet die Musiker sanft und mit gebotener Melancholie durch das Meisterwerk. Vor allem die unwiderstehliche Melodie des zweiten Satzes dürfte manchem Besucher noch länger im Ohr klingen. Viel Beifall. (sw)

Das Konzert am Donnerstagabend wurde aufgezeichnet. Am 15. Februar um 20 Uhr wird es auf WDR 3 ausgestrahlt.