Bochum-Langendreer. „Uns geht es finanziell gut“, sagen Tagesmütter aus Bochum und reagieren auf Kritik von Kolleginnen. Sie rechnen vor, wie hoch ihr Einkommen ist.
„Wir sind wirklich nicht unzufrieden“, verdeutlichen drei Tagesmütter aus Langendreer. Auch wenn Kosten steigen würden, gehe es ihnen finanziell gut. Pro Monat würde ein Netto-Gehalt von über 3000 Euro übrig bleiben – bei einer 45-Stunden-Woche.
Erst vor zwei Wochen hatte eine neu gegründete Interessengemeinschaft Bochumer Tageseltern in einem offenen Brief angemerkt: Sie würden sich alleingelassen fühlen, durch steigende Kosten seien Existenzen bedroht. Gesprächsangebote von der Stadt würden fehlen. Auf diesen Brief reagieren die drei Tagesmütter aus Langendreer mit Unverständnis: „Wir kennen keine Tageseltern in Langendreer, die das so sehen.“
Tagesmütter aus Bochum rechnen vor: So setzt sich ihr Einkommen zusammen
Im Gespräch mit unserer Redaktion rechnen die drei Frauen vor, wie sich ihr Einkommen zusammensetzt. Sie wollen in der Berichterstattung anonym bleiben, weil sie in der Vergangenheit schon Probleme mit Rufschädigungen gehabt hätten.
Auch interessant
Am Beispiel eines Kindertagesperson, die 45 Stunden die Woche arbeitet – so wie zwei von ihnen – rechnen die Frauen vor: „Pro Kind und pro Monat erhalten wir etwa 1035 Euro.“ Darin eingerechnet seien unter anderem die Betriebskostenpauschale sowie Elternbeiträge. Bei fünf Kindern, die in der Regeln von einer Tagespflegeperson betreut werden, mache das rund 5175 Euro pro Monat. So viel zu den Einnahmen.
Diese Ausgaben haben Tageseltern aus Bochum in Schnitt
Dem gegenüber stehen folgende Ausgaben: Etwa 800 Euro Warmmiete zahlt beispielsweise eine der Tagesmütter im Monat für ihre Tagespflegeeinrichtung – eine Wohnung, die extra dafür angemietet wurde. Die Stadt Bochum übernimmt davon 75 Prozent, bis zu einem monatlichen Betrag von 575 Euro. Heißt: Für die Miete fallen in diesem Beispiel rund 275 Euro an.
Hinzu kommen Ausgaben für Krankenversicherung und Rente von rund 1200 Euro im Monat. „Jeweils 50 Prozent davon übernimmt die Stadt Bochum. Das ist sonst bei keinem Selbstständigen der Fall“, schildern die Tagesmütter. Etwas mehr als 600 Euro gehen also pro Monat von dem Konto der Tagespflegepersonen ab. Hinzu kommen außerdem Steuern von etwa 750 Euro, der genaue Betrag hängt natürlich von verschiedenen Aspekten ab.
Für Strom zahlt die Tagesmutter, die eine Warmmiete von etwa 800 Euro hat, hier 30 Euro im Monat. „Was man für die Küche oder Licht ausgibt, ist ja nicht vergleichbar mit einer normalen Wohnung“, so die Erklärung.
So viel Geld bleibt am Ende des Monats
Im Schnitt würden die Gesamt-Ausgaben so bei rund 1600 Euro liegen, es blieben etwa 3500 Euro im Monat. Das erhalten die Tageseltern auch während sie beispielsweise Urlaub machen oder krank sind, 40 Schließungstage im Jahr sind möglich. Bei einer Wochenstunden-Anzahl von 35 Stunden seien es übrigens etwa 2800 Euro.
Auch interessant
Von der Summe würden die Tagesmütter aus Langendreer auch immer mal neues Spielzeug oder andere Dinge für ihre Einrichtung kaufen. Das falle aber nicht so sehr ins Gewicht – und lasse sich auch steuerlich absetzen.
Die Tagesmütter kritisieren, dass die Interessengemeinschaft in ihrem offenen Brief die steigenden Lebensmittelkosten ankreiden, die ebenso für Probleme sorgen würden. „Wir dürfen Essensgeld nehmen“, erklärt eine der Frauen aus Langendreer. Dieses werde dann in der Steuererklärung angegeben.
„Kommunikation mit der Stadt läuft gut“
In dem Brief der Interessengemeinschaft heißt es auch: „Die Tagespflegepersonen, die schon während der Coronakrise auf sich allein gestellt waren (...)“. Auch für diese Aussagen haben die drei Frauen kein Verständnis. „Wir durften zwar nicht arbeiten, bis auf die Notbetreuung, wurden aber voll bezahlt. Ich hatte null Verluste“, sagt eine der Tagesmütter (53). Hand- und Flächendesinfektion habe man beispielsweise besorgen müssen. „Aber davon bin ich jetzt nicht arm geworden“, ergänzt eine andere Tagesmutter (52).
Die Kommunikation mit der Stadt sei gut, insgesamt finden die drei Tagesmütter aus Langendreer: „Wir haben keinen Grund zur Klage.“