Bochum-Mitte. Schüler aus Bochum haben in Kroatien Oliven selbst geerntet und zu Öl gepresst. Eine besondere Erfahrung, die Denkweisen verändert hat.
Eine Flasche Olivenöl aus dem Supermarkt für unter fünf Euro – wie ist das überhaupt möglich? Es ist wohl einer der größten Lerneffekte, den zehn inklusive Schülerinnen und Schüler des Alice-Salomon-Berufskollegs in Bochum von ihrer Reise nach Kroatien mitgebracht haben. Auf Plantagen haben sie Oliven geerntet und anschließend zu Öl verarbeitet. Das kommt nun in der schuleigenen Küche zum Einsatz.
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Bei einer Tasse Olivensuppe sitzen die Schülerinnen und Schüler aus den Bereichen Ernährung und Versorgung sowie Gesundheit und Erziehung zusammen im schuleigenen Restaurant und schwelgen in Erinnerung an eine besondere Zeit: Zehn Tage lang sind sie im Oktober nach Istrien in Kroatien gereist, gemeinsam mit ihren Lehrern Stjepan Ivancic und Ramazan Dökmeci, Sonderpädagoge Dirk Rauin und Praktikantin Gianna Cortina. Gefördert wurde die Reise von der Europäischen Union als Erasmus-Austausch.
Bochumer Schüler ernten in Kroatien 600 Kilo Oliven und stellen eigenes Öl her
Auf gleich zwei Plantagen haben die Schülerinnen und Schüler ortsansässigen Olivenbauern bei der Ernte geholfen. „Das hat wirklich Spaß gemacht“, sagt Aline Kersting (18) zu der Reise – obwohl die Arbeit durchaus körperlich anstrengend war. „Es war wirklich heiß auf den Feldern, unsere Pullover haben wir als Sonnenschutz über unseren Köpfen genutzt“, ergänzt Schülerin Viviana Turi (18). Mit den Händen oder mit Netzen haben sie und ihre Mitschüler die Oliven geerntet und anschließend gepresst, auch beim Abfüllen haben sie geholfen. Aus 600 Kilo Oliven sind so rund 60 Liter Öl geworden.
Ein Teil davon befindet sich nun in dem Berufskolleg an der Akademiestraße, es wird im Schulrestaurant verarbeitet und im Schulkiosk verkauft – als weiteres schuleigenes Produkt. 2020 hatte die Schule am Stadtwerke-Zukunftsprojekt „Wir ackern für Veränderung – der Schulgarten als Klassenzimmer“ teilgenommen, seitdem säen bauen und ernten Schülerinnen und Schüler eigenes und nachhaltig produziertes Gemüse. Seit 2019 gibt es eine schuleigene Imkerei, ebenfalls unterstützt durch die Stadtwerke.
Ziel der Reise: eine ganzheitliche Ausbildung
Die Idee zu der Kroatienreise kam von Lehrer Stjepan Ivancic, der selbst kroatische Wurzeln hat und die Sprache spricht. Er nahm Kontakt zur Familie Kalden auf, die in Haltern lebt und in Kroatien Oliven anbaut. Das Ziel der Reise: eine ganzheitliche Ausbildung der Schülerinnen und Schüler – heißt beispielsweise: Lernen, wo die Lebensmittel herkommen oder wie sie nachhaltig produziert werden können. „Sie wissen jetzt beispielsweise, warum Öl so teuer ist und dass es auch einen geschmacklichen Unterschied gibt“, sagt Ivancic.
Der Pädagoge wünscht sich, dass die Reise jährlich wiederholt werden kann, mit mehr Schülerinnen und Schülern. Denn sie war aus verschiedenen Gründen besonders: Teilnehmende sind zum ersten Mal geflogen, erstmals ans Meer gereist.
Elf Tage, viele Erfahrungen
Zudem war die Ernte der Oliven nicht der einzige Programmpunkt: Die Bochumer Gruppe war zu Besuch an einer kroatischen Schule und hat dort Gleichaltrige getroffen, sie hat einheimische Fischer besucht, tägliche Fangprozesse kennengelernt und ein komplett nachhaltiges Fischrestaurant besucht. Elf Tage mit vielen besonderen Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler so schnell wohl nicht vergessen werden.