Bochum. Bochum wirkt einzigartig. Ist es aber nicht. Das haben einige Bochumer erlebt, die in Afrika ein ganz anderes Bochum kennengelernt haben.
Als Volker Denter 1996 nach Südafrika flog, wollte er einen Schulfreund besuchen und mit ihm und anderen Freunden eine Rundreise durch Südafrika, Zimbabwe und Namibia unternehmen. Es wurde ein Abenteuer – und die vielleicht abenteuerlichste Geschichte handelt von der Erkenntnis, dass seine Heimatstadt Bochum nicht einzigartig auf dieser Welt ist.
Bochum – ein staubiger Ort in karger Landschaft
Der damals 28-Jährige mochte seinen Augen kaum trauen, als er mitten im südafrikanischen Nirgendwo durch die Scheiben des Opel Rekord blickte, mit dem das abenteuerlustige Quartett unterwegs war. „Auf der ersten Etappe der Reise von Johannesburg in nördlicher Richtung nach Zimbabwe wies uns ein Wegweiser an einer Landstraße nach Bochum“, erinnert sich Denter. „Unsere Überraschung war groß. Mein Schulfreund kannte diesen Ort in Südafrika bereits und wollte uns Ruhrgebiets-Bochumern dieses andere, unbekannte Bochum zeigen.“
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Mehr als 12.000 Kilometer entfernt von zu Hause lag es an der Landstraße R521 zwischen Blinkwater und Kalkbank. „Das war eine staubige Ecke mit karger Vegetation. Wir fuhren über eine Landstraße bis in die Ortsmitte, wo wir auf einem staubigen Platz vor einem Supermarkt parkten und uns umschauten. Recht schnell kamen einige einheimische Kinder zu uns und schauten uns neugierig an. Aber auch ein paar Erwachsene kamen hinzu, und wir unterhielten uns. Stolz erzählten wir, dass wir auch aus Bochum kämen, allerdings aus Bochum in Deutschland.“
Spurensuche im Hospital und auf dem Dorfplatz
26 Jahre nach dieser Reise erinnert sich der heute 54-Jährige wieder an jenes Abenteuer von damals – ausgelöst durch den jüngsten Bericht in dieser Zeitung: „Was macht Bochum in Afrika? Eine rätselhafte Spurensuche“. Ein paar Stunden seien er und seine Freunde im Ort geblieben, sprachen mit dem Chefarzt des Krankenhauses, einem vermeintlichen Dorfpolizisten und fuhren am Abend schließlich weiter, da es in Bochum weder ein Hotel noch einen Campingplatz gab. „Ich dürfte einer der wenigen Bochumer sein, die je im südafrikanischen Bochum gewesen sind“, vermutet Denter.
Er hat wohl recht.
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Entdeckung beim Blick auf die Straßenkarte
Aber es gibt noch jemanden, den es vor gut 20 Jahren ins andere Bochum verschlagen hat und der sich durch den jüngsten Zeitungsbericht wieder erinnert: Hermann Frieg, heute 68 Jahre alt, und im Februar 1999 gemeinsam mit Herbert Schröer unterwegs, um den gemeinsamen Arbeitskollegen Otmar Weißhaupt in Botswana zu besuchen, der dort als Entwicklungshelfer tätig war.
„Wir haben damals von Botswana aus eine Reise über Johannisburg nach Zimbabwe unternommen und auf der Straßenkarte Bochum entdeckt“, erinnert sich Hermann Frieg. „Wir waren neugierig, haben ein paar Kilometer Umweg gemacht und sind einfach dorthin gefahren.“
Beide Bochums haben eine bergmännische Geschichte
Sehr groß war er nicht, der staubige Ort mitten im Nirgendwo. „In Bochum angekommen waren wir schon fast durch, nach drei Mal Gas geben“, schrieb Mitfahrer Herbert Schröer damals in sein Tagebuch. „Der zentrale ,Busbahnhof’ mit den unvermeidlichen Minivans, Verkaufsständen und ein paar Geschäften rundeten das Bild ab.“ Gemeinsam mit einem Radiojournalisten namens Solitude Kgomo, den es zufällig traf, besuchte das deutsche Trio das örtliche Krankenhaus, das „Helene-Franz-Hospital“, und erfuhr etwas über die Geschichte der Einrichtung. Aber: „Mit dem Bochumer Stadtnamen sind wir nicht weitergekommen“, heißt es im Tagebuch.
Die Überraschung einiger Südafrikaner war groß, als die Durchreisenden eine Ausgabe der WAZ Bochum aus der Tasche holten. Nicht minder verblüfft waren die Deutschen derweil, als sie in der Nähe einen Förderturm ausmachten. „Da gab es wohl eine Diamantenmine“, vermutet Hermann Frieg.
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Bochum ist bekannt als spiritueller Ort
So haben die beiden Bochums offenbar nicht nur den Namen gemeinsam, sondern auch eine bergmännische Geschichte.
Die Frage, warum es einen südafrikanischen Ort namens Bochum gibt, bleibt weiter offen. Immerhin hat der Dokumentarfilmer Oliver G. Becker 2009 für einen RTL-Beitrag herausgefunden, dass Bochum als „Zentrum für Wahrsager und Kräuterheiler großen Zulauf“ habe. Das passt zu der Geschichte, die Hermann Frieg erzählt. Jener Radioreporter, den er mit seinen Mitstreitern 1999 kennengelernt hat, „war eigentlich auf der Suche nach Hexen. In der Gegend gibt es wohl viel Aberglauben. Und es gab Gerüchte, dass es dort Hexen gab.“
Bochum bleibt rätselhaft.