Mitte. Das neue Verkehrskonzept in der Bochumer City stößt auf Kritik. Jetzt melden sich auch Geschäftsleute und beklagen massive Umsatzverluste.

In der Bochumer Innenstadt wächst die Kritik am neuen Verkehrskonzept der Stadt. Geschäftsleute warnen: „Bleibt es bei den jetzigen Regelungen, stehen wir vor dem Aus.“

Autos (amtsdeutsch: „motorisierter Individualverkehr“) weitgehend aus den zentralen City-Bereichen rund um die Hans-Böckler-Straße und den Willy-Brandt-Platz zu verbannen: Das ist das Ziel der Verkehrsplaner im Rathaus. Das stößt auf Protest – etwa bei behinderten Mitbürgern, die beklagen, dass sie durch die Verlegung von Behindertenparkplätzen längere Fußwege bewältigen müssen.

Verkehrskonzept in der City: „Hier steht so gut wie nie ein Taxi“

Auch Taxistände wechselten ihre Standorte. Deshalb bangt Sina Ghorbani jetzt um seine Kundschaft. Seit einem Jahr führt er die Pizzeria „Prime Food“ an der Viktoriastraße 21. Die lebt vor allem vom Lieferservice und Außer-Haus-Verkauf. Der bewirtschaftete Parkstreifen vor seinem Laden war daher „extrem wichtig“.

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Damit ist es vorbei. „Zunächst war das Parken nur noch für Elektroautos erlaubt. Seit wenigen Wochen dürfen hier nur noch Taxis stehen“, schildert Sina Ghorbani. Für bis zu acht Taxen ist Platz. Wer verbotenerweise parkt, bekomme häufig ein Knöllchen. „Komplett daneben“, findet das Sina Ghorbani. „Uns Geschäftsleuten wird das Wasser abgegraben. Dabei sind die Taxiplätze weiter hoch auf der Viktoriastraße und am Hauptbahnhof ganz nahe. Deshalb steht hier auch so gut wie nie ein Taxi.“

Esmail Ghorbani beklagt in seiner Obst- und Gemüsehandlung unweit des Rathauses 70 Prozent weniger Umsatz.
Esmail Ghorbani beklagt in seiner Obst- und Gemüsehandlung unweit des Rathauses 70 Prozent weniger Umsatz. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Lebensmittelhandel beklagt 70 Prozent weniger Umsatz

Stadtsprecher Peter von Dyk verweist auf die politisch beschlossene Umsetzung des Verkehrskonzepts Innenstadt. Die Taxistellplätze vor der Pizzeria an der Viktoriastraße seien Ausgleichsplätze für die Stellflächen, die an der Hans-Böckler-Straße weggefallen sind.

Sina Ghorbani sorgt sich, dass sein „Prime Food“ überleben wird. Ebenso wie sein Vater Esmail, der am Willy-Brandt-Platz seit 16 Jahren einen orientalischen Lebensmittelhandel betreibt. „Der Durchgangsverkehr ist weg, die Bushaltestellen vor meinem Geschäft auch. Hier ist nun alles tot. Ich mache 70 Prozent weniger Umsatz“, sagt Ghorbani.

Er hat einen Brief an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) geschrieben. Darin warnt er vor den „verheerenden Folgen dieser Verkehrslenkung“ für den Einzelhandel und bittet um eine „tragbare Lösung“.