Bochum. Bochums Landwirtschaft soll ökologischer werden. Der Rat wird in Kürze über neues „Leitziel“ abstimmen. Es gibt aber auch Kritik und Skepsis.

Der Umweltausschuss will auf den von der Stadt verpachteten Flächen künftig eine deutlich ökologischere und nachhaltigere Landwirtschaft einführen, die mehr Rücksicht auf die Natur und den Artenschutz nimmt. Das Gremium stimmte jetzt einer entsprechenden Beschlussvorlage des Umwelt- und Grünflächenamtes zu. Aber es gibt auch Kritik und Skepsis.

Letztendlich entscheidet der Rat am 10. November. Der Naturschutzbeirat hatte den Plänen bereits im Vormonat zugestimmt.

60 Prozent der städtischen Landwirtschaftsflächen soll nachhaltiger genutzt werden

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Das künftige „Leitziel“ sieht vor, dass nach Änderung der Pachtverträge 60 Prozent der Flächen, die Landwirte von der Stadt verpachtet haben, naturschonender genutzt werden müssen. Außerdem soll bis 2030 eine zertifizierter Biolandbau auf 20 Prozent der Flächen verpflichtend sein. Bereits bis 2025 wird erwartet, dass die Landwirte auf 15 Prozent ihrer städtischen Flächen ihre Eingriffe in den Naturhaushalt mit Düngemitteln und Pestiziden mit naturschutzfreundlichen Maßnahmen ausgleichen.

Jörg Czwikla, Vorsitzender des Umweltausschusses: „Im engen Austausch mit den Landwirtinnen und Landwirten wurden bereits erste Maßnahmen umgesetzt, wie etwa die Festlegung auf fünf Prozent Blühstreifen in Pachtverträgen. Die Landwirte haben zudem die Beratungsangebote offen und interessiert wahrgenommen.“ Und weiter: „Eines ist klar. Wir müssen an einem Strang ziehen und dürfen nichts über die Köpfe der Landwirte hinweg entscheiden.“

In Bochum arbeiten rund 50 Landwirte

In Bochum gibt es – Stand 2019 – rund 50 Landwirte. 35 von ihnen haben städtisches Land gepachtet. Insgesamt werden 350 Hektar städtischer Fläche landwirtschaftlich genutzt – dies sind rund 17 Prozent der gesamten Bochumer Landwirtschaft, die auf 2120 Hektar betrieben wird.

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Für die Bochumer FDP ist das „Leitziel“ deshalb lediglich „Symbolpolitik“. Luisa-Maximiliane Pischel, stellvertretende Vorsitzende der Ratsfraktion: „Allein aus dieser Flächenbetrachtung wird klar, dass der geplante Steuerungsversuch von städtischer Seite wenig Einfluss haben wird.“

Grundsätzlich signalisieren Landwirtschaftsverbände und Landwirte Verständnis und Bereitschaft, einen Beitrag zu einer ökologischeren Landwirtschaft auf den städtischen Flächen zu leisten, wie die Stadt erklärt. Beim Thema Pestizide und Düngemittel sind sie aber skeptisch. Schließlich müssen sich auch die Erträge lohnen.

Der Großteil der Fläche dient der Weidetierhaltung

Auf 47 Prozent der insgesamt 2012 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in Bochum wird Getreide angebaut. 50 Prozent dienen der Weidetierhaltung oder der Produktion von Futtermitteln wie Mais/Grünfutter für die Pferdehaltung.

Nur einzelne Prozentanteile fallen auf Möhren, Erdbeeren und Erbsen. Auf rund vier Prozent werden Kartoffeln angebaut.

Deshalb hat der Ausschuss die Verwaltung beauftragt, ein Handlungskonzept mit konkreten Maßnahmen zu erarbeiten, das Landwirten Anreize für eine naturnahere Bewirtschaftung liefert und den mittelfristigen Einstieg in die ökologische Landwirtschaft ermöglicht. Die Stadt sicherte den Landwirten bereits zu, keine Pachtverträge zu ändern, ohne vorher den Dialog mit ihnen weiter fortzusetzen.

Grüne wollen Verzicht auf Pestizide und Düngemittel

Eines ist für Ronja Reyes von den Grünen allerdings klar: „Wir werden auch an die harten Themen ranmüssen. Denn eine ökologisch und nachhaltige Landwirtschaft kann nur mit dem Verzicht auf Pestizide und synthetische Düngemittel ein echter Erfolg werden!“