Bochum-Harpen. Mit der Aktion „aufgeschobener Kaffee“ möchte das Dorfcafé Harpen in Bochum bedürftige Menschen unterstützen. Wie das funktionieren soll.

Es ist eine Aktion, wie es sie in vielen Cafés in den Innenstädten bereits gibt, doch in Harpen – „auf dem Dorf“ – muss es sich noch herumsprechen, wie das Dorfcafé bedürftige Menschen unterstützen möchte. Mit dem „aufgeschobenen Kaffee“ können Kundinnen und Kunden dort ein Getränk zusätzlich kaufen. Dieses wird dann einem bedürftigen Menschen geschenkt.

Ein Zettel erklärt, was es mit der Aktion „aufgeschobener Kaffee“ im Dorfcafé Harpen auf sich hat.
Ein Zettel erklärt, was es mit der Aktion „aufgeschobener Kaffee“ im Dorfcafé Harpen auf sich hat. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

„Zwei bezahlen, einen trinken. (...) Machen Sie mit und helfen Sie armen Menschen“, heißt es auf einem Zettel an der Ladentür. Vor zwei Wochen hatte Inhaberin Monika Schmidthaus die Idee zur Aktion – und die sei gut angelaufen. „Es gibt ganz wenig Kunden, die nicht gleich ein zweites Getränk mitkaufen.“ Das Problem sei vielmehr, die geschenkten Getränke (und Essen) wieder zu verteilen.

„Aufgeschobener Kaffee“ in Bochum-Harpen: Viele Bedürftige schämen sich

Bisher habe sie zwei Menschen unterstützen können. Ein Mensch habe bei ihr an der Theke gestanden und „drumherum geredet“. Einen anderen Kunden habe sie ganz gezielt angesprochen, weil sie gewusst habe, dass er jüngst bestohlen wurde und nun einen Engpass habe. „Viele Menschen schämen sich wegen ihrer Notlage“, sagt Monika Schmidthaus, die das Dorfcafé am Harpener Hellweg 164 im Oktober 2021 eröffnet hat.

Monika Schmidthaus vor dem Herzstück im Dorfcafé Harpen: der Kuchenvitrine mit den vielen selbst gebackenen Torten.
Monika Schmidthaus vor dem Herzstück im Dorfcafé Harpen: der Kuchenvitrine mit den vielen selbst gebackenen Torten. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Aus gesundheitlichen Gründen hatte die Straßenbahnfahrerin zuvor ihren Beruf aufgegeben. Sie wird Rentnerin – und verwirklicht sich ihren großen Traum: ein eigenes Café. Die Spezialität? Die 57-Jährige zögert nicht lange: „Selbstgebackene Torten!“ Vor allem für die Schwarzwälder Kirschtorte sei ihr Laden bekannt. „Ich backe wirklich schon sehr gerne.“

Dorfcafé in Harpen ist ein erfüllter Lebenstraum für die Rentnerin

Das Dorfcafé in Harpen ist mehr als ein Hobby. Jeden Morgen um kurz nach sechs steht die Rentnerin dort auf der Matte, geschlossen wird um 17 Uhr. „Danach mache ich noch sauber. Einen Ruhetag gibt es nicht.“ Und wie lange will die Ur-Bochumerin das noch machen? Monika Schmidthaus lacht. „Also ein paar Jahre kann ich mir das nach Möglichkeit schon noch vorstellen. Ich bin schließlich mit Leib und Seele dabei!“

Das wird die Stammkunden des kleinen Cafés freuen. Bei ihnen hat sich der „aufgeschobene Kaffee“ auch schon herumgesprochen. Der übrigens kann auch mal eine Suppe oder ein belegtes Brötchen sein. „Jetzt kommt ja die kalte Jahreszeit. Da freuen sich bedürftige Menschen sicher auch über eine wärmende Suppe“, sagt die Café-Inhaberin.

Ihr ist es wichtig, dass sich die Aktion auch außerhalb von Harpen herumspreche, damit bedürftige Menschen überhaupt den Weg zu ihr finden. „Niemand muss sich schämen, wenn er bei uns einen Kaffee umsonst haben möchte“, betont Monika Schmidthaus. „Wir helfen gerne!“

Das Dorfcafé Harpen am Harpener Hellweg 164 feiert am Samstag, 19. November, sein einjähriges Bestehen. Geplant ist eine Feier mit Livemusik und einem Grillstand.