Bochum-Altenbochum. Die Trauerhalle auf dem Friedhof in Altenbochum wird zum Fritz Bauer Forum. Die Bauarbeiten schreiten voran, nun gibt es eine große Förderung.

Es geht voran in der lange Zeit ungenutzten Trauerhalle auf dem östlichen Hauptfriedhof in Altenbochum nahe Havkenscheider Straße: Entstehen soll dort eine erinnerungskulturelle und geschichtliche Forschungs- und Begegnungsstätte, das Fritz Bauer Forum. Nun ist die Betonsanierung abgeschlossen, im kommenden Frühjahr sollen Tausende Bücher in die Bibliothek einziehen. Zwei Stiftungen haben das Projekt zudem mit ordentlichen Fördersummen bedacht.

Fritz Bauer Forum in Bochum: „Guter Baufortschritt“

Von einem „guten Baufortschritt“ spricht Irmtrud Wojak, Geschäftsführerin der Buxus-Stiftung, die als Träger fungiert. Die Stiftung errichtet am Freigrafendamm das Fritz Bauer Forum, ein Zentrum für Menschenrechte – mit dem Ziel, das Vermächtnis des hessischen Generalstaatsanwaltes und Menschenrechtsaktivisten aufrechtzuerhalten.

Auch interessant

Fritz Bauer, auch als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Holocaust-Überlebender bekannt, hat nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend zur Aufklärung der Nazi-Verbrechen beigetragen. Dabei nahm er ein Risiko für sein eigenes Leben, seine berufliche Existenz und seine Freiheit in Kauf.

Irmtrud Wojak ist Geschäftsführerin der Buxus-Stiftung, die als Träger fungiert für das Fritz Bauer Forum dient.
Irmtrud Wojak ist Geschäftsführerin der Buxus-Stiftung, die als Träger fungiert für das Fritz Bauer Forum dient. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Im ersten Bauabschnitt wird nun die ehemalige Trauerhalle umgebaut, der Ort für eine bis zu 40.000 Bände umfassende Bibliothek des neuen Forums. Außerdem soll hier ein interaktiver Lernort entstehen. „Man kann schon richtig was erkennen“, freut sich Wojak. Trotz der schwierigen Situation – unterbrochene Lieferketten, steigende Preise – laufen die Arbeiten vor Ort gut.

Wie so viele Bauvorhaben wird allerdings auch das am Hauptfriedhof in Bochum aufgrund der aktuellen Situation teurer. „Umso dankbarer sind wir für die Förderungen, mit der zu Beginn überhaupt nicht zu rechnen war“, sagt Wojak.

Zwei große Förderungen für die ehemalige Trauerhalle

Auch interessant

Bis zu 450.000 Euro stellt die NRW-Stiftung für das Projekt zur Verfügung. Das beschloss vor Kurzem der Vorstand unter Vorsitz von Eckhard Uhlenberg, heißt es in einer Pressemitteilung. „Das Fritz Bauer Forum in Bochum ist als internationaler Ort für Forschung, Bildung, Kunst und Begegnung geplant. Erinnerungskultur, Demokratiebildung und Engagement für Menschenrechte stehen hierbei im Mittelpunkt“, begründet Uhlenberg die Förderentscheidung.

Die ehemalige Trauerhalle auf dem Hauptfriedhof in Altenbochum: Hier entsteht das Fritz Bauer Forum.
Die ehemalige Trauerhalle auf dem Hauptfriedhof in Altenbochum: Hier entsteht das Fritz Bauer Forum. © BUXUS STIFTUNG

Bereits seit Mitte August ist außerdem bekannt: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt die Restaurierung der Bleiverglasung und die Sanierung der Betonfassaden der Trauerhalle mit 80.000 Euro – möglich gemacht durch zahlreiche Spenden sowie die Lotterie Glücksspirale.

Stadt Bochum übereignete der Buxus-Stiftung Gebäude und Grundstück

Die Grundlage für das Projekt am Freigrafendamm legte vor einiger Zeit die Stadt Bochum, indem sie vom Rat einstimmig dazu beauftragt wurde, dies in einem besonderen Verfahren zu ermöglichen. Die Stadt Bochum übereignet der gemeinnützigen Buxus-Stiftung im Erbbaurecht Gebäude und Grundstück: eine denkmalrechtliche Erlaubnis wurde erteilt, auch naturschutzrechtliche Bedenken bestünden nicht.

Nach der Trauerhalle wird auch der Betriebshof saniert.
Nach der Trauerhalle wird auch der Betriebshof saniert. © . | BUXUS STIFTUNG gGmbH

Nach Fertigstellung der Bibliothek geht es im kommenden Jahr weiter: Der Betriebshof wird für Workshops und Seminare, Film und Kunst, Diskussion und Veranstaltungen umgebaut. Räume für den offenen Dialog, ein Café und Garten runden das Fritz Bauer Forum ab. Wojak von der Buxus-Stiftung rechnet mit einer Fertigstellung im Jahr 2024, ein genauerer Zeitpunkt lasse sich derzeit noch nicht absehen.

Östlicher Teil des Friedhofes ist kaum noch belegt

Zu Trauerhalle und Projekt

Die im Baustil des sogenannten Brutalismus errichtete ehemalige Trauerhalle entstand 1973/1974 bei der Erweiterung des von 1935 bis 1939 angelegten Zentralfriedhofs nach Plänen des Stadtbaumeisters Ferdinand Keilmann.

Das Gebäude wurde von der Firma Holzmann unter Leitung des Essener Architekten Hans-Rolf Dönges erbaut.

Nun wird aus der ehemaligen Trauerhalle zum Fritz Bauer Forum. Online gibt es dieses bereits unter www.fritz-bauer-forum.de.

Die veränderte Begräbniskultur mit vermehrter Urnenbestattung führt dazu, dass der östliche Teil des Friedhofes heute kaum noch belegt wird. Die Trauerfeiern werden in der zentralen Traueranlage am Hauptzugang abgehalten, wodurch die östlich gelegene Trauerhalle nicht mehr genutzt wird. Daher legte die Stadt Bochum das Gebäude vor wenigen Jahren still und verkaufte es an die Buxus-Stiftung für Menschenrechte, Demokratie und soziale Gerechtigkeit, die es als Bibliothek, Stiftungs-Büros und Veranstaltungsort nutzen wird.