Bochum-Wiemelhausen. Auf der Königsallee in Bochum muss wegen Bauarbeiten ein Baum gefällt werden. Das sorgt für Ärger, der aber nicht nur mit der Platane zu tun hat.

Die Stadt Bochum will auf der Königsallee einen Baum fällen. Dieser steht den Planern bei dem Versuch im Weg, den Verkehr so durch die Baustelle zu lenken, dass dieser möglichst reibungslos fließen kann. In der Bezirksvertretung Bochum-Süd sorgt diese Nachricht für wütenden Protest. Auf die Stadt entlädt sich in einer hitzigen Debatte nicht nur die Wut über das Fällen dieser völlig gesunden Platane, sondern allgemein über die Baustellen-Situation im Stadtgebiet. Man befürchtet angesichts der vielen gleichzeitigen Baumaßnahmen ein riesiges Verkehrschaos, das dazu führe, dass der Bochumer Süden von der Innenstadt praktisch abgeschnitten werde.

Königsallee: Stadt Bochum will Baum fällen – wütender Protest

Die Königsallee bekommt Radwege. Ehe es im ersten Abschnitt jetzt bald zwischen Wohlfahrt- und Wasserstraße damit losgeht, werden aktuell Sondierungsbohrungen gemacht. Die Planung der Stadt geht aber schon weiter. Acht Varianten habe man geprüft, wie der Verkehr auf der Königsallee im zweiten Bauabschnitt zwischen Wasser- und Arnikastraße an der Baustelle vorbeigeführt werden kann, schildert Verena Börger, Straßenplanerin im Tiefbauamt. Dies solle geschehen, ohne zu viel Stau auf der Königsallee und auch auf den möglichen Ausweichstrecken zu erzeugen, weil es auch dort viele Baustellen gibt bzw. geben wird (z.B. Stensstraße, Alleestraße, Hattinger Straße und allen voran der bevorstehende Brückenabriss A 448/Universitätsstraße).

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Da auf einer Seite der Königsallee voll gearbeitet werde, müsse der Verkehr jeweils einspurig auf der anderen Seite verlaufen. Der Schwenk stadtauswärts auf Höhe der Farnstraße ist laut Stadt kein Problem. Anders die Stelle kurz vor der Aral-Tankstelle, wo es wieder zurück gehen soll. Dort steht ein Baum im Weg. Man habe alle Varianten durchgespielt, sagt Verena Börger. Selbst abwegige wie die Idee, den Verkehr in der Mitte zwischen den Allee-Bäumen abzuwickeln. „Von daher gibt es für uns nur die Lösung, den Baum zu fällen.“ Andernfalls bliebe nur noch, die gesamte Maßnahme zu schieben. „Das hieße dann frühestens 2025, aber wir wollen ja die Infrastruktur für den Radverkehr schnellstmöglich verbessern...“

Geplant ist, die Platane zu fällen und mit Asphalt einen provisorischen Überweg über den Mittelstreifen der Königsallee zu bauen. So stabil, dass auch Lkw und Busse (allein wegen der Schulen am Waldring) sie nutzen können. Den Baum auszubuddeln und zu versetzen sei technisch nicht möglich gewesen, erklärt Verena Börger. Allein wegen der Größe, „und weil Versorgungsleitungen direkt an den Wurzeln vorbeiführen“.

Baustelle Königsallee: Grüne in Bochum fühlen sich veräppelt und erpresst

In der Bezirksvertretung sorgt diese Planungsänderung für großen Ärger. „Wir waren wegen dieser Baumaßnahme häufig im Gespräch mit der Stadt, immer hieß es, es geht, ein Problem ist nie aufgetreten“, sagt Clara Padberg von den Grünen. „Da komme ich mir als Kommunalpolitikerin veräppelt vor, wenn wir am Ende so eine Mitteilung erhalten.“

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Birgit Fligge (Grüne) hat den „Eindruck, als würde bei der Stadt bei so einer Planung nicht bis zu Ende gedacht, zumindest nicht bis zu dieser Stelle, wo wir jetzt sind“. Das sei „tragisch“. Für sie „fühlt es sich wie Erpressung an: Entweder der Baum wird gefällt oder die Radwege werden für ein paar Jahre nicht ausgebaut. Das ist keine gute Alternative, vor der wir hier stehen“.

Stadt Bochum wollte in diesem Fall besonders schnell agieren

Verena Börger bittet um Entschuldigung, aber auch um Verständnis: „Wir haben das zu Beginn noch nicht gewusst. Wir haben uns den politischen Entschluss sehr früh eingeholt, weil klar war, dass die bergbauliche Sicherung sehr lange dauern würde.“ Die Zeit habe gedrängt, weil man ja mit dem ersten Bauabschnitt (Wohlfahrt- bis Wasserstraße) fertig sein will, bevor der Brücken-Abriss A 448/Universitätsstraße erfolgt. Denn dieser Teil der Königsallee ist als Umleitung eingeplant.

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In der Bezirksvertretung wird allerdings angezweifelt, dass diese leistungsstark genug sein wird. „Schon jetzt gibt es an der Kreuzung Wasserstraße/Universitätsstraße einen enormen Rückstau“, sagt Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD). „Wir schneiden den kompletten Süden ab“, befürchtet Johannes Kuriewicz (CDU) und fragt: „Gibt es das Baustellen-Management hier überhaupt noch? Man sollte lieber erstmal das eine vernünftig zu Ende bringen und dann das andere beginnen. Irgendwas läuft hier extrem schlecht.“

Händler in der City in Sorge: Leute aus dem Süden kaufen woanders ein

Christina Jordan von Initiative Bochumer City sieht es genauso: „Wir sind in der City alle der Meinung, dass der Bochumer Süden komplett abgeschnitten wird. Irgendwann ist es auch mal eine Baustelle zu viel. Dem Handel geht es echt dreckig, das machen die Baustellen nicht besser. Die Menschen aus dem Süden fahren dann vielleicht lieber woanders hin zum Einkaufen.“