Das Planetarium Bochum verrät, was der Sternenhimmel im bereits herbstlichen September so zu bieten hat. Es sind Herbst-Sternbilder zu sehen.
Im September ändert sich die Tageslänge besonders schnell: Am 1. September steht die Sonne über Bochum noch 13 Stunden und 34 Minuten am Himmel. Am 30. September sind es nur noch 11 Stunden und 41 Minuten. Der Tag ist also fast zwei Stunden kürzer geworden. Mit je zwölf Stunden genau gleich lang sind Tag und Nacht am 23. September. Das ist zugleich der astronomische Herbstbeginn. Die Sonne steht dann genau auf dem Himmeläquator und geht gegen 19.30 Uhr exakt im Westen unter.
- Monatlich erklärt uns die Leiterin des Planetariums Bochum, Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, an dieser Stelle den aktuellen Sternenhimmel.
Um 22 Uhr ist die Abenddämmerung vorbei. Der Blick zum Sternenhimmel zeigt im Süden und Westen noch die Sternbilder des Sommers. Das große Sommerdreieck aus den hellsten Sternen der drei Sternbilder Schwan, Leier und Adler steht hoch am Himmel. Selbst das Tierkreissternbild Schütze ist knapp über dem Horizont noch sichtbar.
Planetarium Bochum zeigt: Mit Hilfe des Großen Bären den Polarstern finden
Der Große Wagen, Teil des größeren Sternbilds Große Bärin, steht dagegen recht flach im Norden. Vielleicht verdeckt sogar ein Baum oder Haus den Wagen und macht es schwierig, seine äußeren Kastensterne zu sehen, die den bekanntesten Himmelswegweiser bilden. Wenn man den Abstand der beiden Sterne fünfmal verlängert, findet man den Polarstern und damit die Nordrichtung.
Sollte dies an einem Septemberabend einmal nicht gelingen, kann man ein anderes Sternbild zur Hilfe nehmen: das Himmels-W der Kassiopeia. Die Kassiopeia findet sich auf der anderen Seite des Polarsterns: Wenn der Wagen tief steht, erreicht die Kassiopeia eine Stellung fast im Zenit. Und wenn man das W in der Mitte teilt, kommt man ebenfalls zum Polarstern.
Klassische Herbst-Sternbilder sind zu sehen
Die Kassiopeia gehört mit Pegasus, Andromeda und Perseus zu den klassischen Sternbildern des Herbstes. Sie stehen gegen 22 Uhr gut sichtbar im Osten und Südosten. Kassiopeia, Andromeda und Perseus verbindet dabei eine Sage aus dem antiken Griechenland. Danach zog die eitle Königin Kassiopeia den Zorn des Meeresgottes Poseidon auf sich, als sie behauptete, sie sei schöner als die Nereiden, Nymphen des Meeres und Begleiterinnen des Poseidon.
Der Gott sandte das Seemonster Cetus aus, das sich als Sternbild Walfisch ebenfalls am Himmel findet. Das Meeresungeheuer sollte das Land der Kassiopeia verwüsten. Um das Land zu retten, ließ die Königin ihre einzige Tochter, die Prinzessin Andromeda, an einen Felsen fesseln – als Opfer für das Monster. Zum Glück eilte der Held Perseus herbei, besiegte Cetus und rettete die Prinzessin.
An unserem abendlichen Himmel fallen etwas näher am Horizont zwei helle Punkte auf, die keine Sterne sind: Die Riesenplaneten Saturn und Jupiter. Ebenfalls noch vor Mitternacht, gegen 23 Uhr, klettert der orange-rote Mars im Sternbild Stier über den östlichen Horizont. Er ist deutlich heller als der Hauptstern des Stier, Aldebaran, der ebenfalls rötlich leuchtet. Die beste Beobachtungszeit für den Mars steht aber noch bevor: Optimal zu sehen ist er erst im Dezember.
Die größten Planeten des Sonnensystems, Jupiter und Saturn, sind gut sichtbar
Der Saturn im Sternbild Steinbock ist bei Einbruch der Dunkelheit bereits aufgegangen. Er steht schon vor Mitternacht mehr als 20 Grad hoch genau im Süden. Da es im Steinbock und auch im angrenzenden Sternbild Wassermann keine sehr hellen Sterne gibt, ist der Saturn das auffälligste Himmelsobjekt in dieser Gegend und problemlos zu identifizieren. Mitte August stand er in „Opposition“ zur Sonne, von der Erde aus gesehen der Sonne also genau gegenüber.
Diese Stellung, bei der ein Planet bei Sonnenuntergang aufgeht und Sonnenaufgang wieder untergeht, erreicht der Jupiter erst am 26. September. Er ist im Sternbild Fische zu finden und im September beinahe die ganze Nacht zu sehen. Der Jupiter ist noch weit heller und auffälliger als der Saturn. Wenn der Mond nicht am Himmel steht, ist er das mit einigem Abstand hellste Himmelsobjekt überhaupt.
Die beiden Planeten Jupiter und Saturn haben manches gemeinsam: Beide sind Gasriesen, ohne feste Oberfläche. Der etwas größere Jupiter ist fast 11-mal größer als die Erde und fast 320-mal schwerer. 1300 Erden würden in den Jupiter hineinpassen. Beim Saturn sind es „nur“ etwa 770 Erden. Der Jupiter, gut fünfmal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, braucht knapp 12 Jahre für einen Umlauf. Beim doppelt so weit entfernten Saturn sind es beinahe 30 Jahre.
Mehr als 80 Monde umkreisen Riesen aus Gas
Beide Planeten werden von vielen Monden begleitet: 80 kennen wir beim Jupiter, sogar 83 beim Saturn – und sicherlich haben wir noch nicht alle entdeckt. Der Saturn zeichnet sich zusätzlich durch sein beeindruckendes Ringsystem aus, das nur weniger als 100 Meter dick, aber 120.000 Kilometer ausgedehnt ist. Die Ringe bestehen aus Brocken aus fast reinem Wassereis, von denen viele klein wie ein Staubkorn, manche aber auch groß wie ein Haus sind.
Schon Galileo Galilei richtete 1610 eines der ersten Fernrohre auf den Saturn und bemerkte, dass er eine merkwürdige Form hatte. Dass der Planet von Ringen umgeben war, konnte aber erst der holländische Astronom Christiaan Huygens 1655 mit einem besseren Teleskop feststellen.
Dicke Eiskruste und viel Wasser
Galilei fand dagegen bereits 1610 die vier größten Monde des Jupiter, die wir heute ihm zu Ehren die „galileischen“ nennen. Wenn diese Monde nicht den Jupiter umkreisten, sondern die Sonne, würden wir sie Planeten nennen. Einer von ihnen, Ganymed, übertrifft sogar den Planeten Merkur an Größe und ist der größte Mond des Sonnensystems.
Unter der dicken Eiskruste eines weiteren, Europa, vermuten wir einen Ozean, der mehr flüssiges Wasser als alle Meere der Erde enthält. Und ein dritter, Io, ist eine Vulkanwelt mit über 400 aktiven Vulkanen, die schwefelhaltige Lava speien.
Wer also Saturn und Jupiter als helle Lichtpunkte am Septemberhimmel erspäht, sieht in Wahrheit Licht von fremdartigen Welten mit komplexen Systemen aus Ringen und Monden, die im äußeren Sonnensystem ihre Bahn ziehen