Bochum. Wie häufig verunglücken Radfahrende auf Bochums Straßen? Wie viele Falschparker auf Radwegen werden gemeldet? Stadt und Polizei nennen Zahlen.
Beim Radeln auf der Herner, Dorstener oder Hans-Böckler-Straße brauchen Radfahrende starke Nerven. Häufig rangieren, halten oder parken Transporter, Lieferdienste oder Privatautos auf den Radwegen – und zwingen Radlerinnen und Radler zu riskanten Ausweichmanövern. Immer wieder verunglücken diese dabei, wovon Werner Koltermann von der Polizei Bochum berichtet.
Fahrradunfälle in Bochum: Stadt und Polizei nennen Zahlen
Besonders würden sich Verkehrsunfälle mit Rad- beziehungsweise Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrern an den großen Straßen in Richtung Stadtzentrum häufen. „An der Hans-Böckler-Straße gab es 2021 sieben solcher Unfälle, an der Herner Straße acht, an der Wittener Straße neun, an der Dorstener Straße 13 und an der Hattinger Straße 16“, erläutert Koltermann, Stellvertretender Leiter der Direktion Verkehr bei der Bochumer Polizei. Erst im Januar 2022 verstarb ein 69-jähriger Radfahrer bei einem Unfall an der Dorstener Straße.
Ob mehr Radler-Unfälle an Straßen ohne Radweg auftreten, lasse sich statistisch nicht belegen. Die Polizei beobachte allerdings, dass Radwege, die von den rechts danebenliegenden Parkbuchten getrennt sind, sicherer sind. Sicherheitstrennstreifen ermöglichen dort ein Rangieren und Ausparken für Autofahrende – ohne Gefahr für die Radfahrer. Denn: „Sehr viele Unfälle entstehen beim ,Dooring’ – also dadurch, dass Autofahrer parken oder die Tür unbedacht aufreißen“, so Koltermann.
Zahl der Unfälle mit Pedelec-Fahrenden häuft sich
„Wir führen dazu auch schwerpunktmäßig Streifen durch, fahren Radfahrwege ab und informieren bei unserer ,E-Bike-Streife’ auch an den Fahrradtrassen.“ In den letzten Monaten kommt es häufig zu Verkehrsunfällen mit Pedelec- und E-Bike-Fahrenden. „Die Geschwindigkeit wird einfach unterschätzt“, sagt Koltermann. Daher versuche die Polizei, die Zielgruppe der Senioren und Seniorinnen mit Trainings und Fahr-Parcours für den städtischen Verkehr zu rüsten.
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Zu den Gefahren für Radfahrende äußerte sich der Polizeibeamte am Rande der „Schwerpunktaktion gegen Falschparken auf Radwegen“ gemeinsam mit der Stadt und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Die Aktion am Dienstag ging mit intensiven Kontrollen entlang der Bochumer Radwege einher.
„Wir sind wirklich froh, dass unser kleiner Verein heute nicht allein auf der Straße steht und schimpft“, sagt Georg Puhe von dem Fahrradclub. Wenn der ADFC die auf Radwegen parkenden Autofahrer befrage, würden diese meistens mit „Mal-eben-kurz“-Ausreden kommen. „Immer heißt es: ,Mal eben kurz Brötchen holen’ – doch die Autofahrer begreifen nicht, dass ,Mal eben kurz’ für Radfahrer hochgefährlich sein kann“, so Puhe.
Gezielte Kontrollen im Stadtgebiet
Bei der Schwerpunktaktion vor dem Rathaus führten die Ordnungskräfte der Stadt 34 und die Polizei 70 Bürgergespräche.
„45 Verwarnungen wurden ausgesprochen, in drei Fällen mussten Fahrzeuge wegen Gefährdung der Verkehrssicherheit abgeschleppt werden“, meldet die Stadt.
Die Polizei kontrollierte mehr als 50 Fahrzeuge „Insgesamt wurden dabei 21 Verwarngelder erhoben, unter anderem wegen Parkens auf Radwegen, Abbiegefehlern und Verstößen gegen die Gurtpflicht“, fasst die Polizei zusammen. „Zudem wurden zahlreiche mündliche Verwarnungen ausgesprochen und Kontrollberichte gefertigt.“
Stadt nimmt Hinweise auf Falschparker per Mängelmelder entgegen
Wem auf Bochums Radwegen parkende oder haltende Autos und Transporter auffallen, der kann sich an die Stadt wenden. „Wir nehmen auf verschiedenen Kanälen Hinweise aus der Bürgerschaft entgegen, zum Beispiel unter der Nummer 0234 910-8229 oder über den Mängelmelder“, sagt Tobias Mikus, Leiter der städtischen Abteilung für Bußgeldangelegenheiten und Verkehrsüberwachung. „Diese Hinweise werden geprüft, und – soweit plausibel – wird diesen nachgegangen.“ Teilweise würde man auch zu den angegebenen Stellen rausfahren, allerdings seien in vielen Fällen die Autos dann wieder fort.
„Wir bekommen viele sogenannte Privatanzeigen – diese müssen den Täter oder das Nummernschild, die Tatzeit, den Tatort und aussagekräftige Fotos enthalten“, so Mikus, „3000 bis 4000 Anzeigen wegen Falschparkens sind im letzten Jahr bei uns eingegangen.“ Die Stadt müsse dann auch entlastende Gründe für die Verstöße prüfen. Letztlich habe die Stadt 564 Bußgelder wegen Haltens oder Parkens auf Radwegen sowie 14.407 Bußgelder wegen unerlaubten Parkens auf dem Gehweg verhängt.