Bochum. Der ADFC Bochum feiert seinen 30. Geburtstag. Sein Wunsch: Die Bedingungen für den alltäglichen Gebrauch des Rads sollten besser werden.

Von einer Radwende zu sprechen, wäre wohl noch zu früh. Aber das Klima für eine stärkere Fahrrad-Lobby, für mehr und bessere Radwege und überhaupt für eine größere Akzeptanz des Fahrrads in Bochum ist gut. Sagt der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) Bochum. Seit 30 Jahren besteht die Kreisgruppe. Und ihren Geburtstag begeht sie mit einer Aktionswoche, in deren Zentrum die Alltagswege der Radfahrer stehen sollen.

„An vielen Stellen in Bochum geht das Fahrradfahren schon ganz gut“, sagt ADFC-Kreischefin Gerlinde Ginzel – an noch mehr Stellen allerdings gehe es überhaupt nicht gut. Immerhin: „Es gibt gefühlt mehr Radfahrer auf den Straßen und wir haben den Eindruck, dass die Aufmerksamkeit für das Fahrrad als Verkehrsmittel wächst“, so ADFC-Sprecher Georg Puhe. Das betreffe auch und gerade Verwaltung und Politik.

Diskussionsforum im Kunstmuseum

Deshalb versuchen die Fahrradfreunde gerade jetzt ihr Thema noch stärker in den Blickpunkt zu rücken. So laden sie im Rahmen der Aktionswoche vom 20. bis 27. September am Dienstag (24.) zu einem Diskussionsforum im Kunstmuseum (Kortumstraße 147) unter dem Titel „Bochum steigt auf - Von der autogerechten zur fahrradfreundlichen Stadt?“. Dabei wird etwa ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg Vorschläge unterbreiten, wie in Bochum Pläne zur idealen Fahrradstadt vorangetrieben werden können.

Nichts ist unmöglich. Zumal: „Das rasante Tempo, mit dem das alte Opel-Gelände in eine blühende Landschaft verwandelt wird, ist auch beim Fahrrad möglich“, sagt Georg Puhe. Es müssten nur Mittel und Kapazitäten eingesetzt werden. Andere machen es vor. „Dortmund zum Beispiel will künftig mit zehn Nahmobilitätsbeauftragten in der Verwaltung arbeiten. Bochum hat einen“, sagt Ralf Böhm. Der ehemalige Polizist ist der ADFC-Experte in Verkehrsfragen und kennt viele Stellen in der Stadt, die aus Sicht der Fahrradfahrer indiskutabel sind. Mit einer Plakatkampagne macht der Club momentan darauf aufmerksam.

Sicherheit spielt eine große Rolle

Dass die Stadt bereits beschlossen hat, künftig bei jeder Veränderung eine Straße die Belange der Fahrradfahrer mitzudenken sei löblich, heißt es beim ADFC. Böhm: „Aber was nützen mir 900 Meter Radweg zu Beginn der Hattinger Straße, wenn dahinter kein Platz für das Rad ist.“ Auf vielen der 1200 Straßenkilometer könnten mit einfachen Mitteln bessere und vor allem sicherere Bedingungen für Radfahrer geschaffen werden. Gerade das Thema Sicherheit spiele bei potenziellen Umsteigern, die eigentlich mehr Rad fahren wollen, eine große Rolle.

Gerlinde Ginzel nennt ein Beispiel: „Am Waldring gibt es auf der einen Seite einen Radweg für beide Fahrbahnrichtungen, auf der anderen Seite wird der Platz für schräge Parkbuchten verbraucht.“ Radwege auf beiden Seiten seien leicht einzurichten und würden der Situation mit mehreren Schulen in der Umgebung gerechter werden. „Wir brauchen ein Radnetz in Bochum“, fordert sie. Und dazu gehörten gute Verbindungen zu großen Arbeitgebern, zu Schulen, zu Unterzentren und weiteren markanten Stellen. Der Boden dafür sei bereitet angesichts eines deutlich zu spürenden Sinneswandels in der Gesellschaft, der sich beim Umweltschutz, in der Friday-for-Future-Bewegung oder in der Debatte über SUV’s und Kreuzfahrten zeige. Nun gelte es, das Eisen zu schmieden, so lange es heiß ist.

Weitere Infos zum ADFC Bochum und zur Aktionswoche: www.adfc-nrw.de/kreisverbaende/kv-bochum/kreisverband-bochum.html