Bochum. Klimaschutz ist Gesundheitsschutz, sagen Ärzte und Therapeuten, die sich bei „Health for Future“ engagieren. Ihre Warnungen, ihre Forderungen.

Die Schülerinnen und Schüler bei „Fridays for Future“ marschieren. Die Mitarbeiter im Gesundheitswesen bei „Health for Future“ informieren: In Bochum und Umgebung hat sich jetzt eine weitere Ortsgruppe der bundesweiten Klimaschutz-Bewegung gegründet. „Wir wollen aufzeigen, welche gesundheitlichen Folgen die Erderwärmung schon jetzt hat. Denn die erleben wir bei unseren Patientinnen und Patienten alltäglich“, sagen Dr. Dagmar Engels und Britta Paulusch.

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Dagmar Engels führt eine Hausarztpraxis in Wattenscheid. Britta Paulusch ist Gynäkologin und Psychotherapeutin. Die beiden 54-Jährigen zählen zu den Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Pflegekräften, die sich bei „Health for Future“ engagieren und ihre medizinische Expertise einbringen.

Medizinerinnen appellieren: „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“

„Klimaschutz ist immer auch Gesundheitsschutz“, weiß Dagmar Engels, die als Hausärztin erfährt, was der Klimawandel mit den Menschen anrichtet. Alarmierend seien vor allem die Hitzewellen der vergangenen Wochen und Monate. „Die Zahl der Herzinfarkte, Thrombosen, Lungenembolien und Schlaganfälle steigt in diesen Phasen deutlich an“, so Engels. Senioren, Diabetiker, Asthmatiker oder Parkinson-Erkrankte hätten noch größere Beschwerden als sonst. Kleine Kinder seien ebenso betroffen wie Menschen, die im Freien arbeiten müssen.

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„Extrem heiße Temperaturen, wie wir sie derzeit immer wieder erleben, sind eine Gefahr. Jeden Sommer kommt es in Deutschland zu Tausenden hitzebedingten Todesfällen. Im Sommer 2018 waren es etwa 8700“, heißt es bei „Health for Future“.

Aktivistinnen fordern Hitzeaktionspläne

Es gelte, die besonders gefährdeten Personengruppen besser zu schützen, erklärt Britta Paulusch. „Health for Future“ fordert zu allererst die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens zur Begrenzung der Erdoberflächenerwärmung auf unter 1,5 Grad. Notwendig seien zudem Hitzeaktionspläne. Denn: Hitzewellen, Überschwemmungen wie zuletzt im Ahrtal und auch Ernteausfälle könnten sich in Zukunft vervielfachen. „Deshalb brauchen wir jetzt endlich effektiven Klimaschutz und wirksame Anpassung.“

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Dagmar Engels unterstützt den Appell von „Health for Future“: „Die Klimakrise ist ein medizinischer Notfall. Trotzdem sind die politischen Entscheidungen nicht ausreichend. Dadurch nimmt man in Kauf, dass immer mehr Menschen in Deutschland unter den Hitzefolgen leiden und daran versterben.“

Während der Hitzewellen steigen die Einsatzzahlen bei Schlaganfall und anderen Erkrankungen, warnt die Klima-Initiative.
Während der Hitzewellen steigen die Einsatzzahlen bei Schlaganfall und anderen Erkrankungen, warnt die Klima-Initiative. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Initiative sucht das Gespräch mit den Städten und Politikern

In Bochum, ebenso wie in den Nachbarstädten Dortmund, Witten und Hattingen, wollen die Aktivisten das Gespräch mit den Verantwortlichen in den Kommunen sowie den örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordneten suchen. Es sei höchste Zeit, jetzt auf die Risiken von morgen zu reagieren. Die Politik dürfe dabei keine falschen Rücksichtnahmen üben. Engels: „Umfragen haben ergeben, dass 80 Prozent der Bevölkerung in großer Sorge um unser Klima sind und nachhaltige Maßnahmen ausdrücklich befürworten. Da sind die Bürger schon vielfach weiter als die Politik.“

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Luft nach oben hat auch die „Health for Future“-Ortsgruppe. Aktuell sind acht Mitglieder aktiv. „Wir wollen noch viele weitere Kolleginnen und Kollegen gewinnen“, sagen Dagmar Engels und Britta Paulusch.

Bei der Gesundheitsmesse am 4. September im Ruhrcongress wird Britta Paulusch in einem Vortrag (12.30 Uhr) die Zusammenhänge von Klima- und Gesundheitsschutz aufzeigen. Weitere Infos gibt es auf healtforfuture.de