Bochum-Langendreer. Am Eröffnungstag der neuen Aldi-Filiale in Bochum-Langendreer sind sogar keine Einkaufswagen mehr frei. Die Nachbarn vermissen nun die Pizzeria.
Der Parkplatz ist rappelvoll, die Autos stehen sogar außerhalb der Boxen am Rand, unter dem Vordach über dem Eingang ist kein Einkaufswagen mehr frei: Der Neustart des Aldi-Marktes an der alten Stelle an der Unterstraße 52-58 ist offenbar dringend ersehnt worden.
Der Neueröffnung an der im Stadtteil bekannten Adresse hatte sich verzögert, ursprünglich war bereits der April ‘22 vorgesehen. Allerdings mussten zusätzliche Bodenarbeiten ausgeführt werden, die vorab nicht abzusehen waren, hatte der Konzern verlauten lassen.
Auch zur Eröffnung ist der allerletzte Feinschliff noch nicht abgeschlossen, an einigen Stellen sind Baumaterialien gelagert, es parkt der Wagen einer Handwerkerfirma für „Design- und Akustikdecken“. Ganz am Rande steht noch eine Dixi-Toilettenkabine, an der Gebäudeseite ist noch ein Gerüst aufgebaut.
Schlange schon vor 7 Uhr zur Eröffnung
„Ich hab’s nicht glauben wollen, um 20 vor sieben war hier schon ‘ne Schlange auf dem Parkplatz“, erzählt der direkte Nachbar, was am Eröffnungstag früh hier los war. Wie viele, so vermisst auch er den Pizzabäcker.
„Da konnten die Verkäuferinnen von Aldi auch immer in der Pause hin“, blickt er zurück. Es habe Pläne gegeben, so etwas wie einen Imbiss auf dem Gelände für die Pizzeria zu bauen, „hat aber nicht geklappt, und Filialen direkt im Laden gibt’s bei Aldi ja nicht.“
Praktisch für den schnellen Einkauf, wenn man eben noch ‘was braucht, ja, das sei das ja schon. „Wir mussten ja die ganze Zeit bis nach Werne“, beschreibt er. Den auf dem ehemaligen Real-Gelände ist ja auch noch Baustelle, „aber da gab’s ja früher dann auch wirklich alles“.
Die Hecke am Parkplatz ist frisch gepflanzt, im Gehweg wird gerade noch Schotter verteilt, die letzten Lücken des Pflasters werden geschlossen. „Leitungen“, tippt der Nachbar, „hier kriegt der Markt ja auch seinen Strom her.“ Ziemlich lange hätten die Arbeiten gedauert.
Filialnetz wird modernisiert
Das bisherige Gebäude wurde abgerissen, auch das direkt angrenzende Wohnhaus wurde entfernt, nachdem es leergezogen worden war. Denn der Markt entsprach allein durch seine Größe von lediglich 562 Quadratmetern Verkaufsfläche nicht mehr dem aktuellen Konzept des Aldi-Konzerns.
Im neuen Markt sind es nun 800 Quadratmeter für ein erweitertes Angebot an Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Backwaren. „Der neue Markt an der Unterstraße wurde im Zuge der Modernisierung des gesamten Aldi-Nord-Filialnetzes gestaltet“, beschreibt Michael Schmidt, Regionalverkaufsleiter bei der für Bochum zuständigen Aldi-Regionalgesellschaft Datteln.
Diese Modernisierungsmaßnahmen seien im Bestandsgebäude aus dem Jahr 1978 nicht umsetzbar gewesen, hatte Konzernsprecherin Emily Rosberger erläutert, als die Planungen auf dem Gelände an der Unterstraße Form annahmen. Nach sorgfältiger Prüfung sei Aldi daher zu dem Entschluss gelangt, den Markt abzureißen und an gleicher Stelle neu aufzubauen.
Breitere Gänge
„Der Fokus der neuen Märkte liegt vor allem auf einer hellen und freundlichen Einkaufsatmosphäre. Die vergrößerte Verkaufsfläche bietet mehr Platz und breitere Gänge“, sagt Regionalverkaufsleiter Schmidt.
Die vergrößerte Backwarenauslage ist mit einem rückgelagerten Backraum versehen, so dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Regale von der Rückseite befüllen können. Pfand-Leergut kann auch in dieser Filiale jetzt an zwei Pfandautomaten im Inneren des Marktes abgeben werden, direkt zu Beginn des Einkaufs am Eingang.
Unmut in der Nachbarschaft
Erdmann Linde, bekannt unter anderem als Abgeordneter des ersten Europa-Parlaments, und acht Jahre Leiter des WDR-Studios Dortmund sowie Mitglied des WDR-Rundfunkrates, sieht als direkter Nachbar die jüngere Geschichte des Aldi-Markts an der Unterstraße kritisch.„So groß und gut der neue Aldi in Langendreer auch sein mag, viele Menschen aus Langendreer werden in nur mit gehörig Wut im Bauch besuchen, denn der allseits beliebte Pizza-Markt mit Pizzabäcker Vito fehlt. Trotz gut durchdachter Pläne, die eine neue Pizzeria auf eigenen Grundstück am Aldi-Supermarkt vorsahen, trotz Verhandlungen und Abmachungen, trotz vieler vieler Gespräche und vorliegender Genehmigungen hat Aldi die Zusagen nicht eingehalten und seinen ehemaligen Nachbarn hängen gelassen.“„Es ist total unverständlich wie all die Versprechungen am Ende nur heiße Luft eines Giganten gegenüber einem Kleinunternehmer waren. Das werden die Langendreererinnen und Langendreerer nicht vergessen.“
„Rund 1700 Produkte aus 18 Warengruppen führen wir im Durchschnitt in einem Aldi-Markt. Dazu kommen bis zu dreimal wöchentlich wechselnde Aktionsartikel; wie Produkte aus den Bereichen Textilien und Schuhe, Elektronik, Haushalt, Heimwerkerbedarf oder Garten“, erklärt Michael Schmidt.
Neue Energietechnik
Die neue Filiale ist dem neuen Konzept folgend mit einem modernen Licht- und Farbkonzept ausgestattet. Neue Technik bringe den Markt auch energetisch auf einen aktuellen Standard. Eine Wärmerückgewinnungsanlage könne den Verkaufsraum im Zuge einer sogenannten Betonkernaktivierung beheizen.
Das ganze Gelände ist neu geordnet worden: Der neue Discounter ist dort entstanden, wo zuvor das Wohnhaus stand, die 70 Parkboxen an der Stelle, an der früher der Discounter stand.
Gleich neben der Einfahrt sind extrabreite Parkplätze für Menschen mit einer körperlichen Behinderung sowie Eltern-Kind-Stellflächen ausgewiesen. Fahrradstellplätze gibt es neben dem Einkaufswagen-Standplatz. Wenn wieder welche frei sind.