Bochum. Bochums Betriebe versuchen mit diversen Maßnahmen, ihren Gas-Verbrauch zu senken. Die Stadtwerke legen fest, welche Firmen leer ausgehen könnten.
Die Gas-Lieferengpässe bringen einige Bochumer Unternehmen nun ganz akut in Bedrängnis. 65 Betriebe könnten im Falle von Gasmangel nicht mehr beliefert werden, kündigen die Stadtwerke Bochum an. Derweil stellen viele Unternehmen „ihre Gewerke, Lokale sowie Prozesse“ auf den Kopf, um – wo immer möglich – Gas einzusparen, informiert die IHK Mittleres Ruhrgebiet.
Lieferengpässe könnte Bochumer Unternehmen hart treffen – so sparen sie Gas
Deutlich mehr Firmen würden sich nun mit regenerativen Energien beschäftigen. Um Gas zu sparen, würden Produktionsanlagen und -verfahren umgestellt: von gasbetriebenen Anlagen auf Induktionsanlagen. „Einige Unternehmen überlegen nach unserem Kenntnisstand aber auch, entweder ihre Produktion zu reduzieren oder aber sich auf bestimmte Produktionszeiten zu fokussieren, um künftig Energie einzusparen“, teilt die IHK mit.
Die aktuelle Lage treffe insbesondere die energieintensive Metallindustrie sowie die chemische Industrie in der Region hart – so sei Gas als Rohstoff bei der Produktion von Ammoniak schwer zu ersetzen. „Die Situation ist äußerst ernst. Unternehmen sollten alle erdenklichen Szenarien durchspielen und systemrelevante Geschäftsprozesse auf mögliche Einsparpotenziale überprüfen“, betont Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann.
Bochumer Firmen bauen Beleuchtung um und reduzieren Temperatur in der Produktion
Wer Gas für die Produktion benötige, stöhne derzeit in Anbetracht der steigenden Kosten, so ein Sprecher der Arbeitgeberverbände (AGV) Ruhr/Westfalen. Zwar garantieren manche Gas-Lieferverträge bis Ende des Jahres noch „alte Preise“. „Dennoch kalkulieren alle Unternehmen mit steigenden Preisen und gehen von einer Verdoppelung bis Verdreifachung der Kosten aus“, so der AGV-Sprecher.
Einfach umsetzbare Maßnahmen zum Gas-Einsparen hätten die Bochumer Firmen bereits ergriffen: Firmen würden ihre komplette Beleuchtung umbauen, eine Photovoltaik-Anlage installieren, die Heizungssteuerung optimieren, die Temperaturen in der Produktion um zwei Grad reduzieren, eine Dampfheizung in einem Lagergebäude abschalten, die Abwärme einer Druckluftstation zur Beheizung eines Bürogebäudes nutzen und die Beheizung von Lagertanks abschalten.
Versicherer kalkuliert mit deutlich höheren Energiekosten
Auf Anfrage teilt der Immobilienkonzern Vonovia mit Sitz in Bochum mit: „Durch die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Firmenzentrale können wir uns zu einem großen Teil selbst mit Energie versorgen. Auch das Kühlsystem entspricht den neuesten und Energie schonendsten Standards.“ Für die kommende Heizperiode prüfe der Konzern, „wie und wo wir weiter Gas einsparen können“. „Zudem haben wir unsere Gaseinkäufe für dieses Jahr längst getätigt, so dass im Winter niemand im Kalten sitzen muss“, so eine Sprecherin.
Stammt unser Gas aus Russland? Stadtwerke Bochum antworten„Die Dienstgebäude der Knappschaft-Bahn-See (KBS) werden überwiegend mit Fernwärme beheizt“, gibt das Versicherungsunternehmen preis. Ein geringerer Verbrauch bei der KBS wirke sich also nur indirekt auf den Gasverbrauch des Wärmeerzeugers aus. „Jahreszeitlich bedingt ist die Einflussmöglichkeit auf den Verbrauch aktuell eher gering, da nicht geheizt wird und in den Bürogebäuden nur ein geringer Anteil des Wärmebedarfs aus der ganzjährig betriebenen Warmwassererzeugung resultiert.“ In Zukunft kalkuliere die KBS deutlich höhere Kosten für Energieversorgung ein.
Auch der Standort des USB Bochum an der Hanielstraße wird über Fernwärme versorgt. „Neben den Heizungen werden damit auch die Duschen der Mitarbeitenden betrieben. Um den Verbrauch für die Warmwasserproduktion zu senken, ist für die Duschen eine Solarthermie-Anlage installiert.“ Diese produziere etwa 22 Prozent der benötigten Leistung zur Wassererwärmung.
Stadtwerke: „Aktuell ist die Gasversorgung in Bochum gesichert“
Das Bochumer Maschinenbauunternehmen Pentagal spart derzeit noch kein Gas ein, dieses werde lediglich zum Heizen, nicht im Produktionsprozess genutzt. „Ohne große Umbaumaßnahmen, die zur Zeit ja nicht realisierbar sind – Handwerkermangel, Materialmangel, zu hohe Preise – lässt sich nichts weiter einsparen“, teilt das Unternehmen mit.
„Aktuell ist die Gasversorgung in Bochum gesichert“, betonen die Stadtwerke derweil. Dennoch sei man „auf das Szenario einer Gasmangellage vorbereitet.“: „Im Fall von Versorgungseinschränkungen werden wir in Abstimmung mit den Behörden Teile der Versorgung über alternative Brennstoffe sicherstellen, vorrangig die Umstellung von Teilen der gasbasierten Fernwärmeerzeugung und weiterer Kunden auf Ölbasis.“
Die Stadtwerke haben auch „nicht geschützte Kunden“ definiert, die im Falle der Fälle von der Gasversorgung getrennt werden – vorwiegend Industrie- und Gewerbekunden, aber auch öffentliche Einrichtungen. „Wir haben bislang insgesamt 65 Kunden in Bochum identifiziert und auf mögliche Liefereinschränkungen hingewiesen.“