Bochum. „Alpha Cooling“ heißt eine neue Kälte-Therapie, die ein Studio in Bochum vorhält. Die WAZ hat sie getestet. Das ist die Meinung eines Facharztes.
Nach einer Minute stellt sich ein leichtes Frösteln ein. Gut auszuhalten. Kein Vergleich mit dem Bibber-Turbo in der Kältekammer. Dabei soll die Wirkung ebenso nachhaltig sein, verheißt Joshua Rißel. In seinem Studio „youmove“ an der Humboldtstraße empfängt er den WAZ-Redakteur zum Testlauf für „Alpha Cooling“. Eine neue Kälteanwendung. Nur ohne frieren.
Seit 2017 betreibt Rißel seinen Gesundheitstreff unweit des Bermudadreiecks. 100 Mitglieder nutzen die Fitness-, Präventions- und Beratungsangebote des Sportwissenschaftlers und Personal Trainers. Unternehmen wie die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See und Signal Iduna stehen auf der Referenzliste.
Neue Kälte-Therapie in Bochum: Hier reichen die Hände
Aufmerksam hat Rißel im Mai den WAZ-Bericht über die Kältekammer im Studio „In Time Fitness“ an der Universitätsstraße gelesen. Bei minus 85 Grad soll sie rheumatische Erkrankungen und Hautleiden lindern, das Immunsystem stärken und das Abnehmen fördern, heißt es.
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Da könne er locker mithalten, sagt Joshua Rißel. Zum Preis eines Mittelklassewagens hat er sich vor zwei Monaten „Alpha Cooling“ angeschafft: eine koffergroße Apparatur, die für die Weicheier dieser Welt einen Vorteil hat: Anders als bei der Eissauna, die den ganzen Körper fordert, reicht es aus, die Hände bis zu den Unterarmen in zwei Unterdruckkammern zu legen.
Körpertemperatur wird um 1,5 Grad gesenkt
Dreimal zwei Minuten werden für den Anfang empfohlen. Später sind fünf Durchgänge erlaubt. „Die Kombination aus knapp über null Grad Kälte und Unterdruck führt dazu, dass die Körpertemperatur um etwa 1,5 Grad gesenkt wird, während die Gefäße geöffnet bleiben und das gekühlte Blut ungehindert zirkulieren kann“, erklärt Rißel.
„Anfangs war ich skeptisch“, schildert der 34-Jährige, der die Kühl-Box bislang exklusiv im Ruhrgebiet vorhält. Inzwischen sei er von dem Gerät überzeugt. „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv, gerade bei Patienten mit Rücken-, Knie- und Schulterbeschwerden.“ Auch Schmerzpatienten und Sportler mit Verletzungen berichteten von deutlichen Verbesserungen und mehr Lebensqualität.
Rheumatologe befürwortet die Kälte-Therapie
Dr. Klaus Müller verwundert das nicht. Der Der Leitende Arzt der Rheumatologie am Katholischen Klinikum Bochum ist ein Anhänger der Kälte-Therapie. „Die extreme trockene Kühlung der Gelenke ist der zentrale Punkt. Die Entzündungen werden herausgezogen, man wird unempfindlicher, die Bewegungsfreiheit steigt. Das vegetative Nervensystem wird umprogrammiert. Das ist gerade bei Schmerzpatienten wichtig.“ Gleichwohl sei es ratsam, zuvor den Hausarzt zu informieren. „Dann ist man auf der sicheren Seite.“
Für „wünschenswert“ hält es Müller, dass die Kassen die Kosten übernehmen. 299 Euro sind es bei „youmove“ für 50 Zwei-Minuten-Behandlungen (für Mitglieder gibt es Ermäßigungen). Ob sich das lohnt? Der WAZ-Test mit drei Durchgängen liefert keine verlässlichen Antworten. Unter akuten Schmerzen, die es zu lindern gelte, leidet der Redakteur zum Glück nicht. Sonstige spürbare Wirkungen: keine.
Ein Versprechen immerhin traf ein. „Sie werden heute gut schlafen“, kündigte Joshua Rißel an. Tatsächlich: Der Kälte-Proband hat durchgeschlummert. Warm und muckelig.
Infos und Probeanwendungen: youmove-bochum.de