Bochum. Ein Bochumer möchte einen ganzen Stadtteil zur Fahrradzone machen und nennt viele Argumente. Das sagen Politik und Stadt zu dieser Idee.

Einen ganzen Stadtteil möchte Dirk John zur Fahrradzone machen. John wohnt in Bochum-Laer. Und dort, meint er, seien die Voraussetzungen dafür gegeben. Davon versuchte er jetzt in der Bezirksvertretung Bochum-Ost sowohl Politik als auch Stadt zu überzeugen. Ohne Erfolg allerdings – zumindest zunächst...

Ein ganzer Stadtteil als Fahrradzone? Bochumer will Politik überzeugen

Fahrradstraßen und in der Summe – auf ganz Laer bezogen – eine Fahrradzone, hätten viele Vorteile. Dirk John nennt das Beispiel Brockhauser Straße in Stiepel, die auf einem Teilstück bereits zur Fahrradstraße umgewidmet wurde: „Diese Fahrradstraße wird sehr gut angenommen von Radfahrern, es gibt eine sehr harmonische Situation mit Autofahrern. Hier ist es gut gelungen, beide Parteien auf eine Straße zu bekommen.“

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Auch in Bochums Nachbarstadt Herne gebe es ein positives Beispiel – die Bochumer Straße. „Auf der Verlängerung in die Innenstadt wurde diese von einer Tempo-30-Zone in eine Fahrradstraße umgewandelt“, berichtet John. Die Bochumer Straße habe einen ähnlichen Charakter wie die Laerfeldstraße in Laer. Diese sei abschnittsweise Teil des Radweges Parkways Emscher-Ruhr. „Und das bei Tempo 50.“ Auch bilde sie eine Verbindung zwischen eben diesem Parkway Emscher-Ruhr und dem Radweg, der auf der Opeltrasse geplant ist. „Ist dieser fertig, dann wird es irgendwann viel Radverkehr hier geben.“

Dirk John aus Bochum-Laer ist begeisterter Radfahrer. Seinen Stadtteil hält er für geeignet, eine Fahrradzone zu werden.
Dirk John aus Bochum-Laer ist begeisterter Radfahrer. Seinen Stadtteil hält er für geeignet, eine Fahrradzone zu werden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Da in Laer überwiegend Tempo 30 gilt und diese Richtgeschwindigkeit auch für die Laerfeldstraße geplant ist, ergebe es aus seiner Sicht Sinn, denn ganzen Stadtteil zur Fahrradzone zu machen, findet John. „Nur leider bügelt die Verwaltung alles ab. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

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Es bräuchte laut John auch gar nicht viel, um eine Fahrradzone einzurichten. „Nur vier Schilder – mehr nicht.“ Mit wenig Aufwand könne man also viel erreichen „zum Wohle der Radfahrer und Anwohner“. Dies sei „eine Chance, mal etwas Innovatives zu machen und würde auch nach Außen eine gute Wirkung erzeugen“.

Laer als Fahrradzone? Stadt Bochum macht einen Strich durch die Rechnung

Klaudia Meyer vom Tiefbauamt setzt den Hoffnungen von Dirk John allerdings ein jähes Ende. Denn so einfach – wie dargestellt – sei die Sache nicht. Allein schon, weil die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Fahrradzone hier fehlten.

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„Grundvoraussetzung ist, dass die vorherrschende Verkehrsart auf den Straßen der Radverkehr ist oder in absehbarer Zeit sein wird“, erklärt Klaudia Meyer. Und dies sei in Laer nicht der Fall. „Im ganzen Stadtteil dominieren die Autos, und daran wird sich wohl auch nichts ändern.“ Ja, stimmt sie Dirk John zu, eine Fahrradstraße bzw. -zone habe viele Vorteile für den Radverkehr. Dort sei auch das Nebeneinanderfahren ausdrücklich erlaubt, andere Autos müssten sich danach richten.

Stadt: Fahrradzone generell möglich

Die Frage von Yannik Theis (CDU), ob denn generell ein ganzer Stadtteil zur Fahrradzone umgewidmet werden könne, wird von der Stadt bejaht. Klaudia Meyer: „Dazu muss die Mindestanforderung an Straßenbreite von 4,50 Meter gegeben sein, es muss Rechts vor Links gelten, das Parken muss geregelt sein, es müssen Markierungen aufgetragen werden und es muss ein Sicherheitsstreifen eingerichtet werden, um Dooring-Unfälle zu vermeiden.“

Die Einrichtung einer Fahrradstraße auf der Laerfeldstraße sei bereits vergangenes Jahr durch die Verwaltung geprüft worden, teilt Meyer noch mit. „Mit dem Ergebnis, dass diese anhand der vorgeschriebenen Bedingungen für Fahrradstraßen nicht realisierbar ist.“

Das Problem in Laer sei, dass es sich vor allem um Wohnstraßen handele, auf denen am Rand geparkt werde. „Der restliche Platz reicht nicht aus für eine Fahrradstraße. Viele, viele Parkplätze müssten wegfallen, dies verursacht mehr Parksuchverkehr – ein Problem für Anwohner und Radfahrer“, erklärt Klaudia Meyer.

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Auch die Politik gibt sich (noch) zurückhaltend. Wenngleich man in der Bezirksvertretung Ost den John-Vorschlag durchaus charmant findet. Allerdings sei man derzeit noch nicht in der Lage, solche eine weitreichende Entscheidung zu treffen, sagt Michael Gustrau (SPD). Denn noch sei zum Beispiel gar nicht absehbar, welche Auswirkungen der bevorstehende Umbau von Wittener und Alte Wittener Straße auf den Verkehr in Laer haben werde. „Und es ist ja auch schon mal positiv, dass die Laerfeldstraße zur Tempo-30-Zone wird.“

Letzteres sieht auch Detlef Kühlborn von den Grünen als „großen Fortschritt“. Von daher wolle man „erstmal abwarten und die Entwicklung im Stadtteil beobachten“. Obwohl Johns Vorschlag letztlich einstimmig abgelehnt wird, macht ihm Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD) doch noch ein wenig Hoffnung: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wir schauen uns das an.“