Bochum. Anni (39) und ihr Sohn sind arm. Sie will sich nicht mehr verstecken, deswegen geht sie Samstag mit anderen Betroffenen in Bochum auf die Straße.

„Ich bin armutsbetroffen“, dazu wollen sich am Samstag, 25. Juni, erneut Menschen vor dem Hauptbahnhof in Bochum bekennen. Die Aktion geht von einem Aufruf bei Twitter im Mai aus, aus dem in den vergangenen Wochen eine neue soziale Bewegung entstanden ist.

Betroffen von Armut: Menschen setzen Zeichen vor dem Rathaus

„Wir sind keine bildungsfernen, asozialen Idioten“, macht Anni (39), eine der Mitorganisatoren deutlich. Sie und ihr zehnjähriger Sohn sind arm, nach Abzug der fixen Kosten bleiben etwa 480 Euro zum Leben – für Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung. Das Thema Armut ist schambehaftet. Doch Anni will sich nicht länger verstecken, sondern ein Zeichen setzen.

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„Bereits lang vor Krieg und Krise und den daraus resultierenden Preissteigerungen galten 13,4 Millionen Deutsche als arm - dazu zählten Ende 2021 jeder sechste Erwachsene und jedes fünfte Kind. Heute ist diese Not ungleich größer“, erklären die Organisatoren in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Flashmob vor dem Hauptbahnhof in Bochum

Um 14 Uhr findet am Samstag deshalb ein Flashmob vor dem Hauptbahnhof in Bochum statt. Anni und die anderen Teilnehmer wollen Plakate mit treffenden Sprüchen hochhalten und Flyer verteilen. Auch in anderen Städten ist an diesem Tag eine solche Aktion geplant – in Emden, Hannover, Hamburg, Darmstadt, Berlin, Köln und München. Zur Teilnahme eingeladen sind ausdrücklich auch diejenigen, die selbst nicht von Armut betroffen sind.

Das Thema von „Ich bin armutsbetroffen“ hat zudem eine Kampagne gestartet und einen Brief an die Bundesregierung geschrieben mit Forderungen geschrieben, zum Beispiel: Entlastung bei Energiekosten für arme Menschen, ein armutsfester Mindestlohn oder eine Mindestrente. Den offenen Brief und eine Petition gibt es hier: weact.campact.de/petitions/wir-wollen-in-wurde-leben-schafft-armut-ab