Bochum. Zwei Jahre mussten 3000 Karteninhaber warten. Am Donnerstagabend war’s soweit: Torsten Sträter trat in Bochum auf – nach 45 Minuten ohne Mütze.

Nach 45 Minuten nimmt er die schwarze Wollmütze ab. Eine „Scheißidee“ sei es gewesen, die schweißtreibende Kopfbedeckung zum Markenzeichen zu küren, grollt Torsten Sträter am Donnerstag im ausverkauften Ruhrcongress. Gut möglich, dass er die Mütze bald komplett weglässt. Sein Wiedererkennungswert ist auch als Glatzkopf gesichert.

Lange hatten die 3000 Besucher auf diesen Abend warten müssen. 2020 sollte Torsten Sträter auf seiner Tournee mit dem ebenso poetischen wie sinnfreien Titel „Schnee, der auf Ceran fällt“ in Bochum Station machen. Wurde nichts draus. Corona. „Einige haben noch Karten mit D-Mark-Preis“, grinst der Waltroper ob der „leichten“ Verspätung und zeigt sich ehrlich gerührt, „dass noch so viele gekommen sind“.

Torsten Sträter in Bochum: „Bock auf Sprengstoff?“

Was folgt, belegt eindrucksvoll, warum sich der gelernte Herrenschneider zu einem der erfolgreichsten Kabarettisten in deutschen Landen mit TV-Dauerpräsenz emporgespielt hat. Meisterhaft beherrscht der 55-Jährige die Kunst, seinem Publikum mit trockenem Humor tränennasse Augen zu bereiten. In seinen Erzählungen kommt er – so sagt man wohl – von Höcksken auf Stöcksken. Ein scheinbar wirres Durcheinander, das sich doch zu einem komödiantischen Gesamtkunstwerk fügt. Das pralle Leben. Klug. Witzig. Niemals plump.

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Die Pandemie prägt das Programm. Die sei nämlich nicht verschwunden. Die Inzidenz sei nur zurückgegangen, weil kaum mehr getestet werde. Logisch: „Wenn nächste Woche die Zahnärzte zumachten, gäbe es auch kein Karies mehr.“ Der Ansteckungsgefahr ließe sich bannen, indem man „im Supermarkt einfach noch ‘ne Kasse aufmacht“. Was ihn auch aufregt: Böller in der Silvesternacht. Das sei so, als ob die Regierung frage: „Hömma, wo du gerade besoffen bist – Bock auf Sprengstoff?“

Wiedersehen im August beim Zeltfestival Ruhr

Nach satten drei Stunden ist Schluss. Keine Minute zu lang. Bochum zieht den Hut vor dem Mann mit Mütze. Bis zum Wiedersehen dauert’s diesmal nicht lang: Sträter gastiert am 23. und 24. August beim Zeltfestival Ruhr. Beide Shows sind ausverkauft.

WAZ-Wertung: 5 Sterne