Bochum. Eine Straßenbahn ist an der Bochumer Universitätsstraße mit einem Auto zusammengestoßen: der dritte Unfall in wenigen Monaten. Das hat Folgen.

Die Erde bebt, wenn die gut 80-Tonnen schwere Bahn der U 35 alle fünf Minuten in Richtung Ruhr-Universität über die Brücke am Stadtring donnert. Ein solcher Doppel-Triebwagen bringt immerhin das Gewicht von 13 ausgewachsenen Elefantenbullen auf die Waage. Entsprechend ist die Verzögerung, der Bremsweg, selbst wenn der Fahrer reaktionsschnell eine Not- oder Gefahrenbremsung einleitet. Am Montag (30.) kam es an der Stelle erneut zu einem schweren Verkehrsunfall, schon der dritte innerhalb weniger Monate. Fast schon fast ein Wunder, dass dabei kein Mensch ums Leben gekommen ist.

Immer ein ähnlicher Unfall-Hintergrund

Der Hintergrund für diese drei schweren Unfälle ist immer gleich: Autofahrer versuchen, trotz eindeutigen Verbots links abzubiegen, um mit einem sogenannten U-Turn in die entgegengesetzte Richtung auf die Universitätsstraße zu fahren. Das erste Mal krachte es dort am Montag, 9. August, 2021. Ein 35-jähriger Mann aus Plettenberg bog an dieser Stelle auf die Gleise ab und wurde von der U 35 erfasst. Der Fahrer wurde schwer verletzt, der Straßenbahnfahrer erlitt einen Schock.

Schwer verletzt wurde der 35-jährige Pkw-Fahrer aus Plettenberg beim ersten der drei gleich gelagerten Unfälle auf der Universitätsstraße am Montag, 9. August, 2021.
Schwer verletzt wurde der 35-jährige Pkw-Fahrer aus Plettenberg beim ersten der drei gleich gelagerten Unfälle auf der Universitätsstraße am Montag, 9. August, 2021. © Bochum | Feuerwehr

Gleiche Stelle am 21. Februar 2022: Ein 53-jähriger Mann aus Münster wurde ebenfalls beim Versuch, dort zu wenden, von der Straßenbahn erfasst. Der 53-Jährige hatte ganz offensichtlich einen Schutzengel und konnte unverletzt sein völlig zertrümmertes Auto verlassen, der 50-jährige Straßenbahnfahrer erlitt leichte Verletzungen. Und jetzt: Unfall Nummer drei in nahezu identischer Konstellation.

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Zwar ist das Abbiegen durch einen deutlichen weißen Pfeil auf blauem Grund und einer durchgezogenen weißen Linie klar verboten, doch Stadt und Polizei, die beide in der Unfallkommission, die Gefahrenpunkte untersucht, sitzen, wollen sich die Stelle auf der nächsten Sitzung einmal gesondert vornehmen. „Aber klar ist auch, bei den bisher dort registrieren Fällen handelt es sich noch nicht um einen Unfallschwerpunkt“, so eine Polizeisprecherin. Die Situation sei zur Zeit ohnehin durch die Baustelle an der A 448 eh eine besondere.

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Bogestra-Sprecher appelliert: Das ist lebensgefährlich

Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann bleibt nur, an die Autofahrer zu appellieren, sich an die Verkehrsregeln zu halten. „Es ist schlicht lebensgefährlich an dieser Stelle abzubiegen und natürlich ist es verboten.“ Eine einfache Rechnung zeigt, wie wenig Chancen die Straßenbahnfahrer haben: Die Straßenbahn-Bau und -Betriebsordnung (Bostrab) hat klare Grenzwerte für Bremswege.

So darf ein Straßenbahnwagen, vorausgesetzt der Fahrer reagiert innerhalb einer Sekunde, bei einer Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometern einen Bremsweg von 38 Metern, bei 50 km/h immerhin von 53 Metern haben. Das alles beziehe sich natürlich, so erläutert Kollmann, auf eine idealtypische Situation auf gerader Strecke und trockenen Gleisen.