Bochum. 2021 tauchte der Islamische Kulturverein Bochum im Verfassungsschutzbericht auf - nun nicht mehr. Was heißt das für die „Grüne Moschee“?
Kein Jahr ist es her, als die Stadt Bochum vom Islamischen Kulturverein (IKV) Bochum und dessen Plänen für den Bau einer „Grünen Moschee“ abgerückt ist. Der Grund dafür war die Nennung des IKV im NRW-Verfassungsschutzbericht. Die Folge: Entsetzen in der Stadt und eine große Mehrheit im Rat, die den Verein aufforderte, sich von extremistischen Einflüssen zu befreien. Das scheint gelungen zu sein.
Denn: Im aktuellen Verfassungsschutzbericht des Landes wird der IKV nicht mehr genannt. „Das haben wir zur Kenntnis genommen und ist durchaus erfreulich“, sagt Ulf Dannehl, Referent von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Offenbar habe der Verein Maßnahmen ergriffen, die Anlass für den Verfassungsschutz waren, den IKV nicht mehr in seinem Bericht zu nennen.
IKV führt Gespräch mit Verfassungsschutz
„Wir hatten offene Gespräche mit den Sicherheitsbehörden“, bestätigt IKV-Vorsitzender Hamza Sati. „Die politischen demokratischen Parteien in Bochum waren darüber hinaus mit uns in einen stetigen und vertrauensvollen Dialog zur Lösung der Situation getreten. Anschließend haben wir im Rahmen von internen Workshops zielführende Maßnahmen entwickelt und Prozesse eingeleitet, die geeignet und nachhaltig sind.“ Um welchen Maßnahmen es sich dabei handelt, sagt der IKV nicht.
2021 hatte der Verfassungsschutz festgestellt: „In NRW sind Einflüsse der Muslimbruderschaft unter anderem im Islamischen Kulturverein e.V. in Bochum feststellbar.“ Das gilt nun offenbar nicht mehr. „Der IKV begrüßt die positive Einschätzung des Verfassungsschutzes“, so IKV-Chef Sati.
IKV will Moschee an der Karl-Lange-Straße bauen
Festhalten will der Verein an seinen Plänen, auf einer 13.700 Quadratmeter großen Fläche an der Karl-Lange-Straße eine Moschee zu bauen. Der Verein hatte das Gelände, auf dem drei Gebäude stehen, für 3,7 Millionen Euro von der Telekom gekauft. Ursprünglich hatte er das angrenzende städtische Grundstück, auf dem einst die Reiterschaft untergebracht war, erwerben wollen. Mit der vorläufigen Aussetzung der Absichtserklärung von 2019, in der die Stadt die Pläne für den Moscheebau unterstützt, kam das nicht mehr in Frage.
Auch jetzt sieht OB-Referent Dannehl keinen Grund, daran wieder anzuknüpfen. Denn es sei „nicht zu sehen“; dass der IKV die Pläne für eine moderne, weltoffene Moschee weiter betreibe. Genau darum sei es in der Absichtserklärung gegangen. Richtig sei, dass der Verein mit der Baubehörde in Verbindung stehe, weil er offenbar auf seinem Gelände die bestehenden Bauten nutzen wolle.
IKV strebt raschen Umzug zur Karl-Lange-Straße an
Der Verein betont, er verfolge „weiterhin die Vision der Grünen Moschee“. Auch wirbt er auf seiner Internetseite um Unterstützung für das Projekt. Zur Zeit gehe es aber darum „einen raschen Umzug an den neuen Standort an der Karl-Lange Straße zu verwirklichen“, so IKV-Chef Sati.
Der Druck, vom jetzigen Standort an der Querenburger Straße so schnell wie möglich wegzuziehen, ist immerhin gewichen. Jahrelang wurde der Moscheeverein dort buchstäblich nur noch geduldet, vor allem die bisweilen katastrophale Parksituation hatte im Umfeld für Unmut gesorgt. Seit geraumer Zeit gibt es aber eine „neue Baugenehmigung mit eingeschränkter Nutzung“, so Ulf Dannehl.
Idee von der Grünen Moschee lebt weiter
Entworfen hat das ambitionierte Moscheegebäude der Kölner Architekt und Bochumer Hochschullehrer Prof. Gernot Schulz. Sein Eindruck ist, die Pläne für die Grüne Moschee ruhten im IKV. Trotzdem gebe es die Chance, dass sie in den nächsten Jahren umgesetzt werden könnte.
„Ja, die Idee von der Grünen Moschee lebt“, sagt Assem Aweimer, einst einer der Förderer des Projekts im IKV. Viele Reaktionen darauf hätte gezeigt, „dass wir damit den Nerv getroffen haben, und auch Vorreiter waren“. So gebe es im englischen Cambridge einen Moscheebau, bei dem der auch in Bochum verfolgte Gedanke der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spiele.