Bochum. 50 Jahre lang wurden in Laer Autos gebaut. Jetzt entsteht dort ein Wissenschafts- und Technologiequartier – und die erste Kita.
Hunderte neue Arbeitsplätze gibt es schon auf Mark 51/7. Später einmal sollen etwa 10.000 Menschen auf dem Gelände des früheren Opel-Werks beschäftigt sein. Sie sollen dort nicht nur arbeiten, sondern auch einkaufen, verweilen, Essen gehen, ihre Kinder in die Kita bringen und überhaupt vieles tun, was das Leben in einem Quartier ausmacht. Aus der Autofabrik soll ein lebendiger Ortsteil werden. Den nächsten Schritt in diese Richtung unternimmt gerade die Landmarken AG.
Kita mit zweisprachiger Betreuung und eigener Küche
Der Investor lässt direkt vor dem O-Werk, der früheren Opel-Verwaltung, eine Kindertagesstätte bauen. Im August soll die Villa Luna eröffnet werden – „die erste sechszügige Kita in Bochum“, wirbt der Betreiber und streicht außerdem heraus, dass Kinder dort zweisprachig betreut werden. „Eine Erzieherin spricht ausschließlich Englisch mit den Kindern“, sagt Pädagoge Florian Esser-Greassidou. Auf geradezu spielerische Weise erlangten die Mädchen und Jungen dann eine Sprachkompetenz, die es ihnen in der Schule leichter mache, Englisch und andere Fremdsprachen zu lernen. Und frisches Essen gebe es auch jeden Tag. „Wir haben unsere eigene Küche“, sagt Villa-Luna-Chef und -Gründer Jürgen Reul.
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Er hat bereits mehrere Projekte mit Landmarken realisiert und war auch schnell davon überzeugt, dass es Sinn macht, auf Mark 51/7 eine Kita zu eröffnen. Und dabei muss es nicht unbedingt bleiben. „Eine Einrichtung reicht hier gar nicht“, so Reul. Ähnlich sieht es Christian Hehemann vom Investor Landmarken. „Alleine auf unseren insgesamt 90.000 Quadratmetern Bürofläche könnten bis zu 4000 Menschen arbeiten.“ Da sei der Bedarf nach Kinderbetreuungsplätzen sicher immens.
Kita steht allen Bochumern offen
109 Plätze stehen in der Kita Villa Luna zur Verfügung; viele von ihnen sind übrigens bereits vergeben. „Wir haben noch Plätze im Ü3-Bereich“, sagt Jürgen Reul. Allerdings: Nutzen können die Kita nicht nur Kinder von Menschen, die für Firmen, Uni und/oder Wissenschaftseinrichtungen auf Mark 51/7 arbeiten. „Die Kita ist öffentlich gefördert und steht allen zur Verfügung, die in Bochum wohnen“, sagt Florian Esser-Greassidou.
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Neuer Ortsteil
Von der geschlossenen Fabrik zum offenen Ortsteil, von Opel zu Mark 51/7. Das ist der Weg, der seit der Werksschließung im Dezember 2014 von der Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive, von der Stadt und von Investoren beschritten wird.
Zur „Urbanisierung“ gehört auch, dass das 70 Hektar große Areal in Laer an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen wird. Schon jetzt hält am O-Werk der 372er-Bus. Voraussichtlich Ende 2022 soll außerdem die Straßenbahnlinie 302 von der Wittener Straße bis zur Suttner-Nobel-Allee fortgeführt werden. Die Arbeiten an der Infrastruktur gehen voran. Schon vor einem Jahr wurde die erste erfolgreiche Testfahrt unternommen.
Vor einigen Wochen hat der Modulbauer Alho aus dem rheinland-pfälzischen Friesenhagen das zweistöckige Gebäude mit einer Fläche von insgesamt 1255 Quadratmetern aufgestellt. „Wir sind gut im Plan“, sagt Projektleiter Marco Bingel. Der Innenausbau sei voll im Gange, nächste Woche werde der Estrich gelegt. Bei der Einrichtung will sich der Betreiber an der historischen Bedeutung der Fläche orientieren. „In Aachen spielt das Thema Pferd in unserer Kita eine große Rolle, weil Aachen eine Pferdestadt ist“, sagt Gründer Jürgen Reul. „Hier werden wir das Auto thematisieren.“ Draußen werde es eine Fläche von 1400 Quadratmeter zum Toben und Spielen geben – inklusive Matschfläche.
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Landmarken sucht Gastronomie-Betreiber
Während die Kita rechts vor dem O-Werk steht, soll auf der linken Seite ein zweiter Pavillon mit gastronomischen Angeboten entstehen. „Wir führen bereits Gespräche mit potenziellen Betreibern“, sagt Christian Hehemann von Landmarken. Bislang hätte sich ein Bau noch nicht gelohnt. Aber wenn der Krankenversicherer Viactiv Ende des Jahres mit etwa 750 Personen auf dem Campus einzieht und ein Jahr später in unmittelbarer Nachbarschaft Volkswagen Infotainment sein Technologiezentrum mit bis zu 1000 Beschäftigten eröffnet, dann dürfte sich der Betrieb eines Lokals und womöglich auch der eines Ladens wohl schon lohnen. Es wäre der nächste Entwicklungsschritt des in jeder Beziehung neuen Quartiers.