Bochum. Comedy als Seelen-Striptease: Kaya Yanar beeindruckte 1500 Besucher im Bochumer Ruhrcongress mit seiner neuen Show. Titel: „Fluch der Familie“.

Er geht ans Eingemachte, auch dorthin, wo es verdammt weh tut. Spart kaum etwas aus, sogar eine – zum Glück überstandene – Tumor-Erkrankung nicht. Kaya Yanar war im Bochumer Ruhrcongress. Mit seinem neuen Bühnenprogramm, in dem der Comedian mit bemerkenswerter Offenheit nicht weniger als seine Lebensgeschichte preisgibt.

„Fluch der Familie“ heißt die 100-Minuten-Show, die den 48-Jährigen vordergründig so zeigt, wie man ihn seit seinen TV-Anfängen 2001 kennt: als Wegbereiter der Ethno-Comedy, der Mund- und Eigenarten seiner mitunter abstrusen Mitmenschen mit hoher sprachlicher und mimischer Kunst aufs Korn nimmt.

Kaya Yanar: TV-Charaktere sind nur noch Randfiguren

Doch die Parodie weicht diesmal einer – wenn auch mit gewohntem Witz vorgetragenen – Bestandsaufnahme einer, gelinde gesagt, komplizierten Kindheit und Jugend. Bei aller Rest-Liebe zu seinen Eltern: Der türkischstämmige Hesse erzählt ohne Scheu über Prügel, fehlende Empathie, familiäre Sprach- und Ratlosigkeit. Sein älterer Bruder bezieht verbal regelrecht Prügel.

Das ist so gar nicht lustig. Doch immer wenn’s (zu) ernst wird, schlägt Yanar den Bogen, streut Gags ein, schwärmt von seiner Ehefrau, seinem zweijährigen Sohn, seinem späten Glück als Familienvater in der Schweiz. Dabei geraten die aus der Fernsehreihe „Was guckst du?!“ bekannten Charaktere wie Hakan oder Ranjid nur noch zu Randfiguren.

Comedy-Jahr im Ruhrcongress ist prall gefüllt

Die 1500 Besucher fühlen sich bestens unterhalten. Comedy als tragikomischer Seelen-Striptease, Lachen als Therapie: Brausender Applaus belohnt einen mutigen Auftritt.

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Comedy-Fans haben im Ruhrcongress weiterhin gut lachen: am 29. Mai mit Ines Anioli, am 2. Juni mit Teddy, am 9. Juni mit Torsten Sträter, am 10. Juni mit Bülent Ceylan, am 12. Juni mit Olaf Schubert, am 21. Juli mit Carolin Kebekus, am 12. September mit Bastian Bielendorfer, am 30. September mit Paul Panzer, am 6. Oktober mit Matze Knop, am 4. November mit Dieter Nuhr, am 8. November mit Özcan Cosar und am 26. November mit Mario Barth. Infos auf www.bovg.de.

WAZ-Wertung: 4 Sterne